Chuzpe, Schmus & Tacheles
Das Kulturforum Turmwind Itter machte sich für die L´Itterale 2013 zu einer ganz besonderen Mission auf:
Gemeinsam mit der Galerie im Kulmerhaus in Hopfgarten startete man die Spurensuche nach jüdischer Kultur in der Region – mit großem Erfolg.
Hopfgarten, Itter | 80 Jahre nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten hat es sich das Kulturforum Turmwind – gemeinsam mit der Galerie im Kulmerhaus in Hopfgarten – zur Aufgabe gemacht die einst so blühende jüdische Kulturszene erneut aufleben zu lassen. „Wir wollten wissen, wie viel jüdische Kunst und Kultur es heute noch im Brixental und im Tiroler Unterland gibt,“ so Karin Adami vom Verein Turmwind. Ziel war es, das Judentum und seine Geschichte im Rahmen der L´Itterale 2013 in künstlerischer Hinsicht zu thematisieren.
Auf der Suche nach Protagonisten wurden die Initiatoren schnell fündig. Die Galerie im Kulmerhaus präsentierte Werke der außergewöhnlichen jüdischen Malerin Hilde Goldschmidt, für die Kitzbühel drei Jahrzehnte lang Wahlheimat war. Die Schülerin Kokoschkas war zunächst expressionistisch geprägt, fand sich später aber in der geometrischen Abstraktion – ohne je das Gegenständliche ganz zu verlassen – wieder. Goldschmidt zählt zu den Künstlern der „verschollenen Generation“
Zwischen Kunst, Musik und Literatur
Im Rahmen eines Jüdischen Abends entführten im Anschluss an die Ausstellungseröffnung Eva Maria Gintsberg (Schauspielerin, Vorleserin und Sängerin), Alexandra Pezzei (Gitarre) und Michael Aigner (Klarinette) im Kellergewölbe der Galerie mit frechem Geschwätz und musikalischer Vielfalt in die Welt der jüdischen Musik und Literatur. Eva Maria Gintsberg bezauberte aber nicht nur mit ihrer „Kunst des Vorlesens“, beim gleichnamigen Workshop gab sie im Vorfeld auch einige Gehemnisse dieses Metiers preis.
Zum Abschluss der diesjährigen L´Itterale wurde „Literatur-in-3-Gängen“ aufgetischt. Der kulinarisch-literarische Abend stand ganz im Zeichen der berühmten „Tante Jolesch“, gelesen von Hanns-Peter Adami, musikalisch untermalt von Helmut Sprenger und Walter Singer.
Mit der Thematisierung der jüdischen Kultur haben der Verein Turmwind und die Galerie im Kulmerhaus ins Schwarze der regionalen Kunstszene getroffen – das große Publikumsinteresse an der L´Itterale 2013 sprach für sich – die jüdische Kultur, deren Besonderheit, Witz und Charme haben bleibenden Eindruck hinterlassen.Michaela Wechselberger