05. April 2009
aktualisiert: 11.04.12, 09:41 Uhr
Chronologie der Finanzmarktkrise
Im Anzeiger Interview erklärt Dr. Peter Bosek die Auslöser der Krise, Auswirkungen und mögliche Zukunftsszenarien, die noch kommen könnten.
Anzeiger: Herr Dr. Bosek, wie kam es zur Finanzmarktkrise und deren Auswirkungen?
Dr. Bosek: Für mich gibt es zwei Epizentren, die zur Krise geführt haben. Zum einen der amerikanische Finanzmarkt mit seinen „Subprime-Krediten“, zum anderen die Entwicklung eines sogenannten Schattenbanksystemes in den USA. Banken gründeten Gesellschaften außerhalb ihrer Bankbilanzen und verließen somit den Bereich der durch die Aufsicht kontrolliert worden ist.
Anzeiger: Der Kollaps von Lehman Brothers war ja der Auslöser für den gigantischen weltweiten Medienauflauf! Wie sehen Sie die Zusammenhänge?
Dr. Bosek: Ich verstehe heute noch nicht, warum man „Lehman Brothers“ in Konkurs schickte und nur zwei Tage später die schwer angeschlagene „AIG“ gerettet hat. Lehman war natürlich ein weltweiter Schock und löste massives Misstrauen in der Bankenlandschaft aus, was die Medien natürlich aufnahmen.
Anzeiger: Inwieweit sind Österreichs Banken bzw. das von Ihnen vertretene Institut betroffen?
Dr. Bosek: In Österreich wurde die Situation anfangs sicherlich unterschätzt. Man glaubte, dass sich die Krise nicht auf Österreich ausdehnen werde. Durch die Kontrollmaßnahmen und die eher konservative Geschäftspolitik der heimischen Banken und auch unseres Institutes ist Österreich aber weit weniger betroffen wie andere Länder.
Anzeiger: Das österreichische Engagement in Zentraleuropa wurde ja kürzlich als sehr riskant und ausfallgefährdet beschrieben, wie sehen Sie die Situation?
Dr. Bosek: Die Entwicklung in Zentraleuropa wurde von den Medien pauschal verurteilt. Hier muß man differenzieren. In Tschechien ist die Situation eine ganz andere wie in Rumänien oder Ukraine. Dass es dort schwieriger wird ist keine Frage, es ist aber auch ein Ausfall nicht gleich ein Verlust. Bei einem 10%igen Ausfall beträgt der tatsächliche Verlust zirka 3%. Das größte Problem in Zentraleuropa ist die Ukraine, da hier nicht nur wirtschaftliche sondern auch schwere politische Konflikte eine wesentliche Rolle spielen.
Anzeiger: Was können österreichische Banken tun, um diese Finanzmarktkrise zu überstehen?
Dr. Bosek: Um hier generell entgegenzuwirken ist eine völlige Transparenz am Kapitalmarkt zu schaffen, sich zu öffnen und den damit verbundenen und so wichtigen Vertrauensaufbau vorantreiben zu können. Zudem sollten sich Banken zu 100% auf ihre Kerngeschäfte konzentrieren.
Anzeiger: Man hört immer wieder, dass derzeit kaum Kredite gewährt werden, die Wirtschaft aber dringend welche benötigt?
Dr. Bosek: Es ist sicher nicht so, dass Banken kein Geld verleihen. Derzeit herrscht aber schlichtweg wenig Nachfrage. In Anbetracht der wirtschaftlichen Situation werden Investitionen nur sehr vorsichtig gemacht oder aufgeschoben - und an irgenwelche Prognosen glaubt eben derzeit kein Mensch!
Anzeiger: Wie sieht Ihr Resümee aus und was können Sie unseren Lesern empfehlen?
Dr. Bosek: Eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation ist derzeit nicht in Sicht. Was kann man also machen? Sich auf seine Kernstärken besinnen und diese zu pflegen. Gesunde Unternehmen werden gestärkt aus der Krise hervorgehen und wenn Sie sich jetzt um Fixzinssätze umsehen, könnten diese in den nächsten Jahren ein gutes Geschäft sein.
Anzeiger: Herr Dr. Bosek, vielen Dank für das Gespräch.
Anzeiger: Herr Dr. Bosek, wie kam es zur Finanzmarktkrise und deren Auswirkungen?
Dr. Bosek: Für mich gibt es zwei Epizentren, die zur Krise geführt haben. Zum einen der amerikanische Finanzmarkt mit seinen „Subprime-Krediten“, zum anderen die Entwicklung eines sogenannten Schattenbanksystemes in den USA. Banken gründeten Gesellschaften außerhalb ihrer Bankbilanzen und verließen somit den Bereich der durch die Aufsicht kontrolliert worden ist.
Anzeiger: Der Kollaps von Lehman Brothers war ja der Auslöser für den gigantischen weltweiten Medienauflauf! Wie sehen Sie die Zusammenhänge?
Dr. Bosek: Ich verstehe heute noch nicht, warum man „Lehman Brothers“ in Konkurs schickte und nur zwei Tage später die schwer angeschlagene „AIG“ gerettet hat. Lehman war natürlich ein weltweiter Schock und löste massives Misstrauen in der Bankenlandschaft aus, was die Medien natürlich aufnahmen.
Anzeiger: Inwieweit sind Österreichs Banken bzw. das von Ihnen vertretene Institut betroffen?
Dr. Bosek: In Österreich wurde die Situation anfangs sicherlich unterschätzt. Man glaubte, dass sich die Krise nicht auf Österreich ausdehnen werde. Durch die Kontrollmaßnahmen und die eher konservative Geschäftspolitik der heimischen Banken und auch unseres Institutes ist Österreich aber weit weniger betroffen wie andere Länder.
Anzeiger: Das österreichische Engagement in Zentraleuropa wurde ja kürzlich als sehr riskant und ausfallgefährdet beschrieben, wie sehen Sie die Situation?
Dr. Bosek: Die Entwicklung in Zentraleuropa wurde von den Medien pauschal verurteilt. Hier muß man differenzieren. In Tschechien ist die Situation eine ganz andere wie in Rumänien oder Ukraine. Dass es dort schwieriger wird ist keine Frage, es ist aber auch ein Ausfall nicht gleich ein Verlust. Bei einem 10%igen Ausfall beträgt der tatsächliche Verlust zirka 3%. Das größte Problem in Zentraleuropa ist die Ukraine, da hier nicht nur wirtschaftliche sondern auch schwere politische Konflikte eine wesentliche Rolle spielen.
Anzeiger: Was können österreichische Banken tun, um diese Finanzmarktkrise zu überstehen?
Dr. Bosek: Um hier generell entgegenzuwirken ist eine völlige Transparenz am Kapitalmarkt zu schaffen, sich zu öffnen und den damit verbundenen und so wichtigen Vertrauensaufbau vorantreiben zu können. Zudem sollten sich Banken zu 100% auf ihre Kerngeschäfte konzentrieren.
Anzeiger: Man hört immer wieder, dass derzeit kaum Kredite gewährt werden, die Wirtschaft aber dringend welche benötigt?
Dr. Bosek: Es ist sicher nicht so, dass Banken kein Geld verleihen. Derzeit herrscht aber schlichtweg wenig Nachfrage. In Anbetracht der wirtschaftlichen Situation werden Investitionen nur sehr vorsichtig gemacht oder aufgeschoben - und an irgenwelche Prognosen glaubt eben derzeit kein Mensch!
Anzeiger: Wie sieht Ihr Resümee aus und was können Sie unseren Lesern empfehlen?
Dr. Bosek: Eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation ist derzeit nicht in Sicht. Was kann man also machen? Sich auf seine Kernstärken besinnen und diese zu pflegen. Gesunde Unternehmen werden gestärkt aus der Krise hervorgehen und wenn Sie sich jetzt um Fixzinssätze umsehen, könnten diese in den nächsten Jahren ein gutes Geschäft sein.
Anzeiger: Herr Dr. Bosek, vielen Dank für das Gespräch.