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Kitzbüheler Anzeiger

Vom Christuskind bis zum sterbenden Jesus

.....die Heiligen Drei Könige und andere Figuren in Form einer Krippe das Licht seiner Welt erblicken.

Als Schnitzer von Kruzifixen machte sich der Künstler international einen Namen.Seine Werkstätte am Rande der Hochkönig-Bundesstraße ist klein. Viel zu klein. Es riecht nach Holz, es riecht nach Leim. Das Werkzeug liegt im ganzen Raum verstreut – doch Horst Mayr findet alles auf einen Griff. Einige der an den Wänden ausgehängten Arbeiten regen zum Nachdenken an, andere sind Furcht einflößend. Sie alle aber haben eines gemeinsam – sie rufen Bewunderung hervor: Die Abbildung des sterbenden Jesus am Kreuz, die vielen kleinen und großen Figuren, die zu einer Krippe gehören, die teuflischen Masken, die das Böse versinnbildlichen.

Zuerst ein Modell

Für das Schnitzen eines Heilands am Kreuz benötigt Horst Mayr je nach Größe zwischen einen und drei Tage. An die 25 Mal pro Jahr greift er zu Zirkel, Schnitzeisen und Knüppel. „Der Weg zu einem Kruzifix beginnt mit einer Zeichnung“, schildert Mayr, „danach fertige ich aus Ton ein Modell an.“ Mittels eines Zirkels werden dann die Maße der Vorlage auf das Holz (meist Zirbe) übertragen. Danach beginnt die eigentliche Arbeit. Weil es sich durchwegs um Aufträge handelt, kann Mayr seine Kunden beraten. „In einen rustikal eingerichteten Raum passt kein moderner Herrgott“, sagt er. Neben Heiligenfiguren (wie Madonnen) und Reliefs schafft Mayr gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit auch Krippen. Die sogar in die weite Welt gehen. „Erst dieser Tage habe ich eine große Krippe nach Hamburg verschickt.“

Ein Heimaltar als Auftrag

Derzeit in Arbeit ist ein Heimaltar, mit dem ihn ein gläubiger Einheimischer beauftragt hat. „Der Kunde hat als Vorlage ein Bild mitgebracht. Das Motiv schnitze ich auf die Vorderseite, es wird anschließend vergoldet“, beschreibt er, „innen wird er mit grünem Samt ausgelegt.“ In der Öffentlichkeit können Spuren seines Schaffens in Form von Kirchenbänken in den Pfarrkirchen Kitzbühel und Fieberbrunn bewundert werden, ein überlebensgroßer Christus ziert die Aufbahrungshalle in St. Jakob in Haus. Für eine Knappenfigur aus Bronze in Fieberbrunn hat er die Vorlage geschaffen. Zu den Kunden zählen auch zahlreiche Prominente: Stellvertretend ein Beispiel:

Am Friedhof in Kitzbühel verschönert ein Kruzifix von Horst Mayr das Grab von Alfred und Luitpold von Auersperg. Weitere sakrale Werke sind Kreuzwegstationen. Groß in Mode gekommen sind angesichts der vielen Krampus- und Perchtenläufe Larven und Masken.

Löwen, Tiger und Elefanten

Zu einem zweiten Standbein sind Tierfiguren geworden. „Es hat begonnen, dass das Kinderland in St. Jakob einen lebensgroßen Elefanten wollte“, erinnert sich der Künstler. Danach ging es Schlag auf Schlag: Ein Vergnügungspark nach dem anderen fragte um Nachbildungen von Löwen, Tigern, Delfinen, Bären und anderem Getier an. Mittlerweile hat eine halbe lebensgroße Menagerie in einer verblüffenden Echtheit seine Werkstätte verlassen. Aus welchem Material die wetterfesten Nachbildungen sind, verrät er nicht: „Betriebsgeheimnis.“

Das holzbildhauerische Können wurde dem Tiroler in die Wiege gelegt. „Ich bin auf dem Bürgelkopf hoch über Fieberbrunn aufgewachsen“, erzählt er, „während die anderen Buben im Tal Fußball spielten, begann ich in der Einöde zu schnitzen.“

Aus Hobby wurde Beruf

Mit 14 Jahren begann er Friseur zu lernen, bemerkte aber bald, dass seine Interessen und sein Talent ganz woanders liegen. Er brach die Lehre ab, übersiedelte in das Lechtal, um eine Holzbildhauerschule zu besuchen. Nach dem erfolgreichen Abschluss folgte ein zwei Jahre dauerndes Zwischenspiel bei einem Möbelhersteller, danach stellte er sich auf die eigenen Beine und arbeitet seit nunmehr gut drei Jahrzehnten als freischaffender Künstler.

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