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Caritas-Haussammlung gestartet
Von 1. bis 31. März findet wieder die Caritas-Haussammlung statt. Aussagen von Andrea Wieser, Leiterin des Caritaszentrums St. Johann und vom langjährigen Haussammler Hans Schipflinger aus Hopfgarten zeigen auf, wie notwendig diese Sammlung nach wie vor ist.
40 Prozent der Spenden bleiben in den Pfarren für unmittelbare Hilfe in der Nachbarschaft und in der Gemeinde, 60 Prozent gehen über die Caritas an Menschen in Not in der Region.
Wie ist die aktuelle Lage?
Die Situation im Caritaszentrum St. Johann ist momentan herausfordernd. Die Nachfrage nach sozialer Beratung und Unterstützung hat in den letzten Monaten zugenommen, was auf die anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten und die steigenden Lebenshaltungskosten zurückzuführen ist. Ich persönlich mache mir Sorgen über die wachsenden Herausforderungen, mit denen viele Familien und Menschen in der Region konfrontiert sind und dass die soziale Ungleichheit weiter zunehmen könnte. Auch unsere begrenzten Ressourcen sind für mich ein Thema – wir würden gerne noch viel mehr Menschen unterstützen.
Wie kann man sich die Hilfe der Caritas vorstellen?
Mehr als 1.000 Anfragen haben Menschen aus dem Bezirk Kitzbühel 2024 ans Caritaszentrum St. Johann gestellt. Als Beraterin bin ich gefordert, den Hilfesuchenden in dieser angespannten Lage bestmöglich zur Seite zu stehen. Bedürftige Menschen müssen die Hilfe erhalten, die sie dringend brauchen, um ihre Situation nicht weiter zu verschärfen. Wir zeigen Wege auf, um wieder nachhaltig Stabilität in ihr Leben zu bringen.
Was sind die brennendsten Themen der Menschen, die in die Sozialberatung kommen?
Die Sorgen der Menschen kreisen besonders um finanzielle Sicherheit, Wohnraumsuche und psychische Belastungen. Viele Klienten haben große Angst, ihre Wohnung zu verlieren oder sind besorgt, ob sie die Miete weiterhin zahlen und für ihre Familie sorgen können. Diese Ängste sind oft mit einem Gefühl der Ohnmacht verbunden und beeinträchtigen die Lebensqualität stark. Da sehe ich die Notwendigkeit einer umfassenden Beratung und Unterstützung umso dringlicher.
Gibt es ein Beispiel einer Beratung?
Da gibt es so viele, zum Beispiel war kürzlich eine alleinerziehende Mutter bei uns, die aufgrund einer Krankheit in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. Sie war verzweifelt, da sie nicht wusste, wie sie die Miete und die Energiekosten für den nächsten Monat aufbringen sollte. Wir haben sie mit Nothilfe in Form von Lebensmittelgutscheinen, der genauen Prüfung ihrer finanziellen Lage und Anträgen für Sozialleistungen unterstützt. Darüber hinaus konnten wir sie in ein Programm zur nachhaltigen Stabilisierung vermitteln um ihre Situation langfristig zu verbessern. Solche Fälle zeigen, wie wichtig unsere Arbeit ist und wie entscheidend es ist, dass wir auch in Zukunft die nötigen Ressourcen zur Verfügung haben, um Menschen in Not zu unterstützen.
Zusätzlich zur Sozialberatung und Nothilfe im Caritaszentrum gibt es im Sozialmarkt St. Johann günstige Lebensmittel und Produkte des täglichen Gebrauchs sowie günstige Secondhand-Kleidung im carla.
Haussammlung als wichtigste Spendenaktion
All das zeigt: Menschen am Rand der Gesellschaft können sich den Alltag nicht mehr leisten, Grundbedürfnisse nicht stillen. Die Caritaszentren und allgemein die Sozialberatung der Caritas werden überwiegend aus Spenden finanziert. Die große Haussammlung im März trägt hier einen wesentlichen Teil bei. Kurt Sonneck, Direktor der Caritas Salzburg: „Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der Türen offenstehen, Menschen geholfen wird und andere nicht Not und Einsamkeit erfahren müssen. Die Haussammlung steht für Zusammenhalt und ein Miteinander in unserer Gesellschaft.“
Seit 35 Jahren als Haussammler unterwegs
Seit 35 Jahren geht Hans Schipflinger (73) in seiner Heimatgemeinde Hopfgarten haussammeln. Er läutet im März an die Türen und bittet um Spenden. „Wir kennen die Menschen. Wir gehen alle schon so lang, da geht die Tür oft auf mit einem ‚ah,kimmst wieder Caritas-Sammeln, setz di her!‘ Da geht man gerne, und dass die Spenden den Menschen hier bei uns helfen, macht große Freude. Das ist auch für die Spender sehr wichtig – sie wissen, wo das Geld hinkommt und dass sowohl die Pfarre als auch die Caritas ganz genau prüfen, wer was bekommt. Man geht gerne.“ Die Pfarre hilft mit dem Geld direkt – zum Beispiel Familien für einen Schulausflug oder für Schulsachen. „Aber oft kommen die Leute, die es am meisten bräuchten, nicht zu uns, gerade in einem so kleinen Ort wie Hopfgarten ist die Angst groß, dass sie jemand kennt. Sie gehen dann lieber zur Caritas nach Wörgl oder St. Johann. Aber da kann man sich auch drauf verlassen, dass das Geld bei den ‚Richtigen‘ ankommt und die Beratung gut ist.“
Etwa 2.500 Sammler sind auch 2025 wieder unterwegs und läuten an die Türen.