Bürglkopf ist nur Zwischenstation
In letzter Zeit häufen sich massiv die Beschwerden über die Flüchtlinge vom Bürglkopf. Den Gerüchten über vermehrte Vorfälle, kriminelle Delikte und die mangelnde soziale Betreuung treten Leiter Thomas Trixl und der Referatsleiter des Innenministeriums, Bernhard Pölzl, jetzt vehement entgegen. Bei den Betreuern handelt es sich nicht, wie kolportiert, um Wachpersonal, sondern um Sozialarbeiter.
Fieberbrunn | Ladendiebstähle, Raufereien unter den Asylwerbern und damit eine massive Polizeipräsenz und die mangelnde Kommunikation durch das Ministerium sind nur einige der Kritikpunkte über das Flüchtlingsheim Bürglkopf in Fieberbrunn. Seit rund einem Jahr wird das Heim, wie berichtet, nicht mehr vom Land Tirol betrieben, sondern ist jetzt eine Betreuungsstelle des Bundes. Und seitdem, so die Kritik, läuft es gar nicht mehr rund. „Das Heim hat immer sehr gut funktioniert und vor allem die Zusammenarbeit mit der Gemeinde war immer sehr gut. Das hat sich leider sehr zum Schlechteren geändert“, klagt Bürgermeister Herbert Grander, der nicht versteht, dass das Land das Heim unbedingt schließen wollte. Die Rede ist in Fieberbrunn von einer massiv angestiegenen Zahl an Ladendiebstählen und dass die am Bürglkopf lebenden Asylwerber nur noch von einer Art Wachdienst betreut werden, und nicht von Sozialarbeitern.
„Die mangelnde Kommunikation lassen wir uns nicht vorwerfen. Der Bürgermeister hat meine Telefonnummer und kann mich jederzeit anrufen, wenn es Probleme gibt“, betont dazu der zuständige Abteilungsleiter Gernot Maier. Bei einem Lokalaugenschein im Flüchtlingsheim selbst, treten dann auch der Leiter Thomas Trixl, sein Stellvertreter Stefan Egger und der Abteilungsleiter des Innenministeriums, Bernhard Pölzl, den kursierenden Gerüchten in der Bevölkerung vehement entgegen. „Natürlich gibt es immer wieder einmal Probleme unter den Bewohnern. Das ist bei so vielen Menschen unter einem Dach auch nicht außergewöhnlich“, betont das Trio. Derzeit leben rund 90 Asylwerber, darunter elf Kinder, am Bürglkopf. Bis zu 140 Menschen hätten Platz.
Polizei muss „abschieben“
Es handele sich beim Großteil der Betroffenen um Asylwerber, die über ein anderes EU-Land in Österreich eingereist sind und deren Asylantrag in erster Instanz abgelehnt wurde. Sie haben die Möglichkeit genutzt und dagegen Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht eingelegt. Bis zu drei Monate dauert es, bis dieses eine Entscheidung trifft. In dieser Zeit sind die Flüchtlinge am Bürglkopf einquartiert – eine Zwischenstation also. Wird der Antrag auch in zweiter Instanz abgelehnt – und dies ist meist der Fall – werden die Flüchtlinge in jenes EU-Land abgeschoben, aus dem sie gekommen sind. Geregelt ist dies nach dem sogenannten Dubliner Abkommen. Eine Aufgabe, die ausschließlich der Polizei obliegt. Damit ist auch erklärt, warum so oft Polizeiautos auf den Bürglkopf fahren müssen. Nicht um Raufhändel oder ähnliches zu schlichten, sondern um die Flüchtlinge abzuholen und an die Grenze zu bringen.
„Wir können die Menschen nicht einsperren“
„Natürlich können wir die Flüchtlinge hier oben nicht einsperren“, betont Thomas Trixl. Mehrmals am Tag fahren Kleinbusse ins Dorf, damit die Menschen auch hinaus kommen. „Zwischen vier und acht Flüchtlinge sind bei der Gemeinde um je drei Euro die Stunde beschäftigt, damit sie sich zu den 40 Euro Taschengeld im Monat etwas dazu verdienen können“, erzählen Trixl und Egger. Ein Teil der Flüchtlinge arbeitet auch am Bürglkopf selbst, sind in der Küche beschäftigt und übernehmen Reinigungsdienste, um ihr Budget etwas aufzubessern. „Das funktioniert auch sehr gut.“ Viele von ihnen besuchen auch einen Deutschkurs.
Dreijährige Berufserfahrung
Neben Thomas Trixl und Stefan Egger, sind auch MitarbeiterInnen der Firma ORS in Fieberbrunn beschäftigt. Das Schweizer Unternehmen hat im Auftrag des Ministeriums die Betreuung in den Flüchtlingsheimen des Bundes übernommen. Dass es sich hierbei um Wachpersonal handelt, „ist absoluter Nonsens“, wie Wilhelm Brunner, der operative Leiter der Firma ORS, betont. Es handle sich um SozialarbeiterInnen, die eine mindestens dreijährige Berufserfahrung haben und eine Ausbildung im Bereich Soziales, Pädagogik oder Gesundheit vorweisen müssen. Es sei natürlich auch selbstverständlich, dass Tag und Nacht jemand am Bürglkopf zur Betreuung vor Ort ist.
„Wir können nur hoffen, dass es uns gelungen ist, hier Klarheit zu schaffen und sind auch gerne bereit mit der Bevölkerung zu reden“, betonen Trixl und Egger unisono.
Margret Klausner