Die Bürger machen weiter Druck
Die „Initiative Hochwasserschutz Kössen“ ist verärgert. Dass die „Bauphase 3 neu“ noch nicht gestartet wurde, ist für viele Kössener Bürger unverständlich. Gleichzeitig befindet sich die von der Plattform geforderte Retentionsfläche Hager erst im Planungsstadium.
Kössen | Die Initiatoren Johann Himberger, Christian Gründler und Josef Obinger fühlen sich von der Bundes- und Landespolitik in Sachen Hochwasserschutz im Stich gelassen: „Es heißt immer, es läuft eh alles. Aber es wird noch nicht gearbeitet“, bringt es Himberger auf den Punkt. Die Bagger, die derzeit in Kössen schaufeln, sind noch voll mit der Bauphase 2 beschäftigt. Doch die Aufschüttung der Dämme lässt noch auf sich warten. Inzwischen, sagt Gründler, sitzen die Kössener wie auf Nadeln: „Bei jedem Dauerregen kommen die Ängste wieder hoch.“ Gründler ist überzeugt, dass die Ursache für den noch nicht erfolgten Baustart beim Bund zu suchen ist: „Es hakt am Geld.“ An eine Fertigstellung der dritten Baustufe bis ins Jahr 2016 glaube hier keiner, setzt Himberger nach.
Hager „nicht unter Tisch fallen lassen“
Gleichzeitig haben die Vertreter der Initiative Sorge, dass das Retentionsprojekt Hagertal „komplett unter den Tisch fällt“. Bauphase 3 macht für Josef Obinger ohnehin nur richtig Sinn mit der entsprechenden Retention. Wann hier der Baustart erfolgt, steht noch nicht fest, zunächst wurden den betroffenen Grundbesitzern zwei mögliche Varianten präsentiert.
Bürgermeister Stefan Mühlberger kann die Sorgen nachvollziehen, er unterstreicht jedoch: „Momentan arbeiten alle so gut und so schnell wie möglich.“ Trotz der gebotenen Eile, die auch Mühlberger so sieht, plädiert er für Bedachtsamkeit, um das Projekt nicht durch „Hudeln“ letztendlich zu verzögern. Mühlberger wünscht sich, dass bei der Bauphase 3 neu heuer noch einige wesentliche Maßnahmen umgesetzt werden.
Projekt wurde bei Bund eingereicht
Markus Federspiel von der Abteilung Schutzwasserwirtschaft beim Land Tirol präzisiert gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger den Stand der Dinge: „Das Förderprojekt Bauphase 3 neu wurde von uns Ende April nach Wien übermittelt. Im Juni sollte das bewilligt werden. Dann können wir die Maßnahmen gleich in Angriff nehmen.“
Länger dauern wird hingegen das Retentionsprojekt Hagertal. Hier ist bislang erst die Studie fertig gestellt worden. „Der nächste Schritt ist, dass der Bauherr ein Projekt in Auftrag gibt“. Der Bauherr ist in diesem Falle die Großachengenossenschaft.
Viele Vorarbeiten notwendig
Deren Obmann, Kirchdorfs Bürgermeister Ernst Schwaiger, spricht im Falle von Hager von einer „längeren Zeremonie“. Neben den Gesprächen mit den Grundeigentümern braucht man für so ein Vorhaben natürlich zahlreiche Genehmigungen und Verfahren.
Die Bauphase 3 soll hingegen bis 2016 fertig gestellt werden. „Ich verstehe, dass die Leute traumatisiert sind. Die Großachengenossenschaft schaut schon, dass alles getan wird“, versichert Ernst Schwaiger.
Auch Markus Federspiel bestätigt: „Wichtig ist die Umsetzung der dritten Baustufe, weil Kössen damit den Schutz vor einem HQ 100 erreicht.“
Initiative wird weiter kämpfen
Die Initiative Hochwasserschutz Kössen will ihren öffentlichen Druck jedenfalls konstant hoch halten: „Der Zeitfaktor ist hier bedeutend“. Denn die Angst vor der nächsten Flut bleibt. „Wenn das nochmals passiert, ist Kössen weg“, sagt Himberger. Darum will er mit seinen Mitstreitern „immer lästiger werden, bis alle Projekte umgesetzt sind“. Elisabeth Galehr
Bild: Christian Gründler, Josef Obinger und Johann Himberger machten vergangene Woche ihrem Ärger Luft. Sie orten Ungereimtheiten bei der weiteren Umsetzung des Hochwasserschutzes. Foto: Galehr