
Brisanz durch Trump
Mit bunter Strickmütze und Rollkoffer betrat Franzobel am Dienstagabend die Bühne im Saal der Alten Gerberei. Ein echter Weltenbummler eben. Im Gespräch mit dem Innsbrucker Literaturvermittler Robert Renk gab der mehrfach ausgezeichnete Autor spannende Einblicke in seine Arbeit. So reiste er für „Hundert Wörter für Schnee“ mit einer Ethnologin nach Grönland und recherchierte in den USA.
Sein historischer Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht, hat jüngst durch die Ansprüche von US-Präsident Donald Trump auf Grönland neue Brisanz erhalten. „Früher hat sich niemand für dieses Land interessiert. Für das Buch ist es ein Glücksfall. Für den Rest der Welt nicht“, so Franzobel unverblümt.
Wie Gesellschaften funktionieren
Franzobel erzählt in „Hundert Wörter für Schnee“ die Geschichte des amerikanischen Entdeckers Robert Peary und der Ureinwohner Grönlands, der Inughuit. „Das Besondere ist, dass Franzobel zwei Perspektiven einnimmt. Sowohl die Ureinwohner als auch die Amerikaner blicken auf die Kultur des jeweils anderen und verstehen sie nicht“, sagt Renk.
Mit unbändiger Lust an der Sprache erzählt Franzobel locker, leicht und oft humorvoll, wie Gesellschaften funktionieren. Viel zu schnell verging die Zeit im voll besetzten Saal der Alten Gerberei. Auch der Büchertisch mit Franzobels Romanen war nach der Lesung so gut wie ausverkauft. Ein kurzweiliger Abend voller spannender Historie.
VORSCHAU
Der Literaturverein Lesewelt St. Johann in Tirol begrüßt als nächsten Gast am 6. Mai 2025 die österreichische Verlegerin und Autorin Elisabeth Sandmann. Sie spricht über Maria Altmann („Goldene Adele“ - Klimt) und Rose Valland (Kunsthistorikerin und Widerstandskämpferin). Informationen und Reservierung unter www.literaturverein.at.