Die „Branderhof-Mam“
Als dieser Tage das schwedische Königspaar Carl Gustav und Silvia auf offiziellem Staatsbesuch in Österreich war, wurden angesichts der Fernsehbilder bei der Familie Pletzer ganz besondere Erinnerungen wach. Zum einen an die Sechzigerjahre und dabei an eine bildhübsche Studentin namens Silvia Sommerlath, die später zur schwedischen Monarchin wurde, zum anderen an einen Besuch im königlichen Palast in Stockholm.
Doch der Reihe nach: Es war im Jahre 1967, als eine Studentengruppe aus München erstmals im Branderhof Quartier bezog. Darunter auch eine auffallend schöne 23-jährige Frau namens Silvia Sommerlath. „Mit langen, schwarzen Haaren“, wie sich der damals 17-jährige Oswald Pletzer heute noch erinnert. Die junge Dame, die das Sprachen- und Dolmetschinstitut in München besuchte, fühlte sich sofort heimisch. Sie kam wieder. Immer wieder. Fünf Jahre lang, beinahe alle zwei Wochen. „Sie wurde fast zu einem Familienmitglied“, erzählt Pletzer. „Sie mochte meine Mutter sehr, sehr gern.“ Die gebürtige Heidelbergerin liebte aber auch die Hausmusik, fuhr stets mit zu den Platzkonzerten nach Kitzbühel, wo Oswald trotz seiner Jugend schon in der Stadtmusik mitspielte. Aber nicht nur dorthin: Mehrmals war auch das damalige In-Lokal, die Whiskymühle in Söll, ihr Ziel. „Sie ist eine ausgezeichnete Tänzerin.“ Was Ossi bedauert: „Leider gibt es aus dieser Zeit keine Fotos.“
Von Protokollchefin zur Königin
Der weitere Lebensweg von Silvia Sommerlath ist bekannt: Als Hostess bei den Olympischen Sommerspielen in München 1972 lernte sie den schwedischen König Carl Gustav kennen und lieben. 1976 war sie stellvertretende Protokollchefin bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck, noch im gleichen Jahr, am 19. Juni, heiratete sie in Stockholm den Monarchen.
In all den Jahren hielt Elisabeth Pletzer die Verbindung aufrecht. Selbst als aus der Frau Sommerlath Ihre Majestät geworden war, blieb der Briefverkehr bestehen. Immer wieder schrieb die Königin höchstpersönlich zurück. Im Lauf der Zeit antwortete immer öfter die Hofdame, die Verbindung schlief langsam aber sicher ein.
Als sich der 75. Geburtstag der Branderhof-Mam näherte, hatte eine der Freundinnen der Familie, Hanni Lidl, die Idee für ein außergewöhnliches Geschenk. Sie schrieb an das Königshaus nach Stockholm und bat um eine Audienz. Es dauerte lange, ehe sie die ersehnte Antwort in den Händen hatte. Ja, wurde ihr sinngemäß mitgeteilt, die Königin sei bereit, sie zu empfangen. Allerdings nur 20 Minuten lang, überdies ist es untersagt, Geschenke mitzubringen.
Anrede als die große Frage
Im Mai 2002 brachen sie dann auf: Die Branderhof-Mam, ihr Sohn Ossi und Hanni Lidl. Nicht ohne zuvor zu beratschlagen: Wie reden wir die Königin an? Wie früher mit Silvia und per du, oder Ihre königliche Hoheit? Oder Majestät? Das Kopfzerbrechen hätten sie sich schenken können: Noch ehe sie zu Wort kamen, umarmte die Königin die Bergbäuerin aus Aurach gerührt und freute sich offensichtlich, dass das „Liesei“ gekommen war. „Die Audienz dauerte statt der vorgegebenen 20 Minuten mehr als zwei Stunden“, erinnert sich Ossi Pletzer, „es wurden viele alte Geschichten erzählt.“ Zweimal wurde über die strengen höfischen Spielregeln hinweggesehen: „Wir durften auch unsere Mitbringsel übergeben: Mehrere CD mit Aufnahmen von der von Silvia heiß geliebten Stadtmusikkapelle Kitzbühel.“ Und obwohl Fotografieren streng verboten ist, machte die Hofdame mehrere Aufnahmen. „Sie erzählte uns auch, dass sie als Königin dreimal privat in Kitzbühel war, das Protokoll aber nicht erlaubte, uns im Wildpark zu besuchen.“
Kaiser Franz und Anne-Sophie
Die schwedische Königin ist nicht die einzige prominente Bekannte der „Branderhof-Mam“. Eine ganz herzliche Verbindung besteht mit Wundergeigerin Anne-Sophie Mutter. Die in Aurach beheimatete Musikerin ist nicht nur Stammgast im Wildpark, auch Elisabeth Pletzer geht bei der Stargeigerin so gut wie ein und aus. Und hatte schon mehrmals die Ehre, bei Konzerten - wie etwa bei den Festwochen in Salzburg - dabei zu sein. Franz Beckenbauer drehte mit seinen Kindern schon viele Runden durch den Tierpark. Mehr als nur ein Gast ist Gerry Friedle - alias DJ Ötzi: Elisabeth Pletzer ist sogar Taufpatin von Tochter Lena Maria. Der bekannte Drehbuchautor der Filme mit Hansi Hinterseer in der Hauptrolle, Edi Ehrlich („Da wo die . . .“), gehört sogar zur Familie - er hat Tochter Lisi geheiratet. Deshalb ist auch nicht verwunderlich, dass auch Hinterseer viele seiner kargen Freizeitstunden im Branderhof verbringt.