Bienen: Den Völkermord beenden
Das Bienensterben hat auch vor dem Bezirk Kitzbühel nicht halt gemacht. 54 Prozent der Bienenvölker überlebten den letzten Winter nicht. Schuld an diesem Massensterben ist die Varroamilbe. Mit einem Lehrbienenstand und Kursen will man dem nun gegensteuern.
Bezirk | Schon seit Jahren taucht das Thema Bienensterben in den Medien auf. Grund für den Massentod der Honigsammler sind die Varroamilben, die aus Asien eingeschleppt wurden. Die warmen Winter und verregneten Sommer, begünstigten in den vergangenen Jahren die Verbreitung der Milben in unserer Region. „Im Gebiet Kitzbühel, Aurach, Jochberg und Kirchberg hatten wir einen Ausfall von 54 Prozent. Von den 560 Völkern vom letzten Jahr fliegen noch 257, und diese zum Teil sehr schwach. Wenn man aufmerksam durch die Natur geht, fällt auf, dass die Blüten dieses Jahr kaum von Bienen besucht werden“, erzählt Bascht Pöll, Obmann vom Imkerverein Kitzbühel und Umgebung.
Die Varroamilbe ist eigentlich keine Unbekannte bei den Imkern, jedoch ist diese von Viren befallen, die den Bienen den gar aus machen. „In den 1980er Jahren konnte ein Volk bis zu 10.000 Milben verkraften, jetzt ist bei 2.500 das Maximum erreicht. Die Milben tragen 18 bisher bekannte Viren mit sich, die für die Bienen tödlich sind“, berichtet Pöll.
Die Bienenzüchter sind dem Befall aber nicht völlig hilflos ausgeliefert. Mit einer sogenannten Windel kann der Befall gezählt bzw. berechnet werden. Sammelt das befallene Volk gerade Honig, muss der Imker die Brut auslaufen lassen. Falls die Bienen nicht Honig produzieren, kann der befallene Stock mit Ameisensäure behandelt und somit gerettet werden.
Um die Problematik der Varroamilben in den Griff zu bekommen, müssen aber alle Imker an einem Strang ziehen, denn Bienen aus einem befallenen Stock versuchen in einem anderen Stock unterzukommen und infizieren so weitere Völker.
Fortbildung und Lehrbienenstand
Der Imkerverein Kitzbühel und Umgebung setzt auf Fortbildung, um eine weitere Ausbreitung der Milben einzudämmen. „Wir sind in der glücklichen Lage und können beim Bruggerhof einen Lehrbienenstand errichten. Familie Reiter hat uns 5.000 Quadratmeter Grund zur Verfügung gestellt, dafür möchten wir uns herzlich bedanken. Hier können wir unsere Mitglieder durch Anschauungsunterricht optimal in der Bienenhaltung und -pflege unterstützen. Methoden, die sich vor zehn Jahren gut bewährt haben, müssen aufgrund der zunehmenden Aggressivität der Varroamilbe an die heutige Situation angepasst und an die Imkerschaft weitergegeben werden“, erzählt Bascht Pöll und sein Stellvertreter Markus Themel ergänzt: „Wem die Biene als Nichtimker ein Anliegen ist, weil sie ein unverzichtbarer Bestandteil der Natur ist, weil sie als Bestäuberin für gute Erträge in unseren Gärten und der Landwirtschaft sorgt, kann für ein gutes Nahrungsangebot sorgen. Zum Beispiel eine Blumenwiese statt des englischen Rasens oder eine Blüten- statt Thujenhecke. Auch die Minimierung von Pflanzenschutzmitteln hilft der Biene.“
Für den Lehrbienenstand suchen die Imker auch noch Hobbygärtner, die gerne Gemüse und Blumen anpflanzen, die so das passende Umfeld für die Insekten schaffen.
Nur gemeinsam kann die Biene gerettet werden
Aber nicht nur die Imker können dem Bienensterben Einhalt gebieten, sondern jeder kann einen Teil dazu beitragen. „Vieles passiert nicht bösartig, sondern aus Unwissenheit. Die Blumen aus dem Baumarkt sind zu 90 Prozent mit Pestiziden verseucht. Das ist natürlich schlecht für die Bienen“, erklärt Markus Themel und gibt auch eine Anregung an die Gemeinde: „Man könnte die ganzen Verkehrsinseln mit Blumen bepflanzen anstelle des Rasens“.
Hilfe für Neueinsteiger
Der Imkerverein Kitzbühel und Umgebung hilft auch Interessierten, die in die Imkerei einsteigen wollen. Von einem Zukauf von Völkern aus dem Ausland raten die beiden Imker ab: „Da das Bienensterben so großräumig in Österreich und Süddeutschland aufgetreten ist, besteht eine riesige Nachfrage, die derzeit mit lokalen Völkern gar nicht bedient werden kann. Von Zukäufen aus dem Ausland raten wir wegen der Gefahr der Krankheitseinschleppung dezidiert ab. Unser Ziel ist es, innerhalb des Vereins durch Völkervermehrung bis zum Herbst wieder ‚normale‘ Völkerzahlen zu erreichen“, erklärt Bascht Pöll.
Kontakt: Bascht Pöll, Tel. 0676/3971370, Email: bascht.poell@gmail.com; Web: www.imkerverein-kitzbuehel.at
Elisabeth M. Pöll
Bild: Markus Themel und Bascht Pöll vom Imkerverein Kitzbühel und Umgebung schulen ihre Kollegen im Umgang mit der gefährlichen Varroamilbe. Foto: Pöll