
Kultur
Bescheidener Tausendsassa
Christian Egger strahlt Gelassenheit und Ruhe aus, ernsthaft und doch mit einem verschmitzten Lachen. Er erzählt nicht allzu gerne von seinen vielseitigen Interessen, seinem musikalischen Können und beeindruckendem Schaffen.
Seine Bescheidenheit ist allerdings wahrlich nicht von Nöten, denn sein bisheriger Lebensweg spricht Bände.
Aus einer Musikerfamilie kommend entdeckte er seine Leidenschaft für ein Instrument erst spät, erzählt er: „Es hat mich zuerst nicht so interessiert. Erst mit dreizehn habe ich mit Musikunterricht begonnen. Das war dann eine bewusste Entscheidung für die Klarinette. Mein Vater ist auch Klarinettist, mittlerweile spielt er Horn. Er war auch Kapellmeister in Hopfgarten, mein Opa auch schon. Meine Muttl hat mit Gitarre angefangen, spielt aber auch Horn.
“ Die Musikalität ist Christian Egger in die Wiege gelegt, gut Ding brauchte aber Weile. „Zuerst war ich bei den Sportschützen. Irgendwann hat mir das dann mit der Musik doch gefallen, an die Initialzündung kann ich mich aber nicht mehr erinnern“, sinniert Christian.
Militärmusik und Studium in Innsbruck
„Das ist dann recht gut gegangen, ich bin flott weitergekommen. Schulisch habe ich HTL gemacht, die Technikschiene, aber da war schnell klar, dass das nicht meine Zukunft ist. Parallel zur Militärmusik in Innsbruck habe ich zu studieren begonnen. Damals hatte ich schon ein paar Stunden an der Gemeindemusikschule, so hieß das damals noch. 1993 kam dann erst die Landesmusikschule. Das Land hat das Studium der Instrumental- und Gesangspädagogik vorgeschrieben, das habe ich absolviert, anschließend in Salzburg am Mozarteum Konzertfach Klarinette, weil ich fand, da geht noch was.“
Und es ging noch einiges, denn Christian war sehr bald gefragter Klarinettist in diversen Orchestern. „Dann kam der Moment der Entscheidung: Berufsmusiker oder nicht. Ich habe mich dagegen entschieden. Zu der Zeit war ich um die Zwanzig und so verwurzelt hier bei uns. Es stand zur Option, in Berlin Klarinette zu studieren. Wenzel Fuchs ist dort bekanntlich Soloklarinettist, den kenne ich gut, über den wäre das damals gelaufen. Aber ich habe mich für das Brixental und das Masterstudium in Salzburg entschieden. Berlin, Orchestermusiker, das wäre ein anderes Leben gewesen, auch ein anderer Druck und über die Zeit spielst du dann immer das Gleiche. So gesehen war die Entscheidung schon gut so“, verliert sich Christian im Gedanken. Ein bisschen Großstadt hätte ihn schon gereizt, aber als Person wirkt er sehr in sich ruhend, zufrieden.
„Habe mich gegen eine Karriere als Berufsmusiker in Berlin entschieden.“
Christian Egger, LMS-Direktor
Nach vielen Jahren als Kapellmeister der Musikkapelle Hopfgarten und Lehrer an der LMS hat er nun auch im Brixental eine neue, spannende Herausforderung gefunden. Seine Bewerbung um die Stelle des Direktors war erfolgreich und nach einer Übergangsphase von zwei Wochen tritt er nun am 1. Juli seine neue Stelle an. Pläne habe er durchaus, aber „auf Teufel komm raus alles umkrempeln muss man auch nicht, was funktioniert, ist gut.“
„Streicher künftig mehr fördern“
Ich denke, die Außenwirkung kann noch verbessert werden, wie man sich präsentiert. Es machen so viele einen guten Job, aber zu wenige wissen davon. Es passiert so viel unterm Jahr und das müssen wir noch besser nach außen tragen,“ berichtet Christian von seinen Ideen für die Zukunft. „Die Anmeldezahlen sind konstant gut. Es gibt Instrumente, die sind leider ein bisschen in der Minderzahl und andere wiederum sind gut. Vielleicht kann man auch da etwas ändern. Es geht da gar nicht darum, ob es schwer oder leicht zu lernen ist. Bei den Streichern zum Beispiel haben wir weniger Anmeldungen, die haben sehr wenig Podium. Die Blasmusiken sind überall präsent, die machen auch viel. Das ist gut, aber vielleicht kann man mit den Nachbar-Musikschulen gemeinsam eben beispielsweise die Streicher mehr fördern.“
Seit 2004 ist der 1974 geborene Vollblutmusiker auch Kapellmeister, „aber wenn da ein Junger wäre, ein Nachfolger, wäre ich sofort weg. Man tut es gerne, aber im Sommer wegzufahren ist beispielweise schwierig. Und das würde ich schon auch gern,“ schmunzelt Egger.
Als Kapellmeister hat er den Anspruch, alle Instrumente in seiner Blasmusik auch selbst zu beherrschen. „Ich möchte einfach wissen, was da bei den Musikanten und ihren Instrumenten möglich ist. Ich muss ihnen gegebenenfalls ja auch helfen können.“
Kapellmeister spielt auch Dudelsack
Das findet Christian nicht weiter besonders. „Das kam so nach und nach. Wenn man Klarinette spielt, war das früher so, dass man Saxofon auch spielte. Dann gab es mal einen Mangel an Hörnern, dann habe ich Horn gespielt. Da muss man sich halt reinhängen und üben. Was ich nicht kann, ist Tuba. Das weiß ich nur, wie’s geht. Ah, nein Oboe und Fagott auch nicht, da hätte ich bald gelogen“, lacht er. „Aber das werde ich nicht mehr lernen. Dudelsack hingegen kann ich auch noch. Da haben wir sogar eine Gruppe namens ‚Die Oimdudler‘, zwei Schlagzeuger und fünf Dudelsäcke. Das hat mich immer schon interessiert. Schon bei meinem Maturaball habe ich gesagt, ihr macht‘s die Arbeit, ich die Mitternachtsshow-Musik“, erinnert er sich lachend.
Volksmusik mit Salvenberg-Trio
„Volksmusik spiele ich auch, im ‚Salvenberg-Trio‘ zum Beispiel. Das ist eine fast historische Geschichte, die hat es gegeben in den 60er-Jahren. Das ist eine sehr spezielle Besetzung. Steirische, Kontragitarre und Klarinette und das haben wir vor dreißig Jahren wiederbelebt, das ist etwas ganz Eigenes“, begeistert sich Christian.
Egger.
Musikbegeisterung wird weitergeben
Diese Liebe und Begeisterung hat Christian auch an seine Kinder Jakob und Mathea weitergegeben und lebt das auch in der Familie. „Mit meiner Familie und mit der Familie meines Schwagers haben wir auch eine kleine Familienmusik.“
„Rundherum ist alles Musik“ scheint die Überschrift über Christian Eggers Leben zu sein – welch bessere Besetzung könnte es für die Zukunftsgestaltung einer Landesmusikschule geben.
