
Bergwacht kämpft gegen grüne Gefahr
Die Bergwacht Jochberg hat vor mehr als 15 Jahren den invasive Pflanzenarten, sogenannte Neophyten den Kampf angesagt. Unter der Initiative des damaligen Naturschutzsachverständigen Wolfgang Österreicher begann 2009 ein langjähriges Projekt, das bis heute beispielgebend ist.
Den Anfang machte der gefährliche Riesen-Bärenklau, der sich vor allem rund um den Auracher Wildpark, den Auracher Graben und entlang der Strecke vom Müllplatz Jochberg bis zum Pass Thurn stark verbreitet hatte. Die Pflanze kann bis zu vier Meter hoch werden und verursacht bei Hautkontakt schwere Verbrennungen.
„Die Bekämpfung war alles andere als einfach. Man muss die Pflanze inklusive Wurzel vollständig ausgraben und darf dabei auf keinen Fall mit dem Pflanzensaft in Berührung kommen“, erklärt Klaus Fuchs, Einsatzstellenleiter der Bergwacht Jochberg. Der Einsatz lohnte sich: An 17 Standorten wurden insgesamt 468 Stunden investiert. Heute gibt es in Jochberg keine bekannten Bärenklau-Vorkommen mehr. Doch Fuchs warnt: „Es kann bis zu zehn Jahre dauern, bis man sicher sein kann. Daher beobachten wir die Flächen weiterhin sehr genau.“
„Entscheidend für den Erfolg ist, dass die fachlich richtige und erprobte Strategie angewendet wird.“
Wolfgang Österreicher, Naturschutz-Experte
Herausforderung Staudenknöterich
Seit einigen Jahren konzentriert sich die Arbeit auf den Japanischen Staudenknöterich – ebenfalls eine invasive Art, die sich rasant verbreitet und mit ihren tiefen Wurzelsystemen schwer zu bekämpfen ist. Inzwischen wurden hier 420 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet.
„Diese Pflanze wird uns noch viele Jahre beschäftigen“, so Fuchs. „Sie breitet sich über kleinste Wurzelstücke aus und selbst beim Abtransport können Samen verloren gehen. Jeder Fehler führt dazu, dass sie wiederkommt.“
Wolfgang Österreicher, der die Initiative damals mit ins Leben gerufen hat, betont: „Bei der Bekämpfung der Neophyten ist Fachwissen entscheidend. Wenn man nicht weiß, was man tut, ist der Aufwand vergeblich.“ Jochberg sei ein gelungenes Beispiel für nachhaltige und effektive Naturschutzarbeit. „Tirol steht im Bundesländervergleich gut da – auch dank solch engagierter Projekte.“
Weniger erfreulich sieht es beim Drüsigen Springkraut aus. Eigentlich wäre diese einjährige Pflanze leicht zu bekämpfen – sie hat flache Wurzeln und lässt sich einfach ausreißen. „Aber es bringt nichts, wenn am Wegesrand nur ein paar Pflanzen herausgerissen werden und rundherum hunderte stehen bleiben. Man muss wirklich flächendeckend arbeiten – sonst ist der Effekt gleich null“, sagt Fuchs.
Neue Bedrohungen am Vormarsch
Besonders besorgniserregend sind neue invasive Arten, die sich aktuell entlang von Verkehrswegen ausbreiten. Dazu zählt etwa das Südafrikanische Greiskraut, das nicht nur giftig für Weidetiere ist, sondern auch die Qualität von Honig beeinträchtigen kann. Auch die Beifuß-Ambrosie (Ragweed) gilt als hochproblematisch – sie löst schwere Allergien aus und verdrängt heimische Pflanzenarten in rasantem Tempo.
„Aus Erfahrung wissen wir, wie schnell sich solche Pflanzen ausbreiten können“, warnt Österreicher. „Inzwischen weiß man genau, wie man sie bekämpft – aber wenn wir jetzt nicht handeln, könnte es bald zu spät sein.“
Ein praktischer Hinweis zum Schluss: Grasschnitt und Pflanzenreste niemals im Wald entsorgen! Dabei können Samen eingeschleppt werden, die sich unkontrolliert ausbreiten.
Der Riesen-Bärenklau

Herkunft: Kaukasus
Wuchsform: Bis zu 4 m hoch
Ausbreitung: Rasche Samenvermehrung
Gefahren: Hautkontakt + Sonnenlicht = schwere Verbrennungen (phototoxisch)
Bekämpfung: Komplettes Ausgraben inkl. Wurzel; Schutzkleidung nötig
Blütezeit: Juni–Juli
Der Staudennöterich

Herkunft: Ostasien
Wuchsform: Dichtes, bis 3 m hohes Buschwerk
Ausbreitung: Über Wurzelstücke und Samen; sehr regenerationsfähig
Gefahren: Verdrängt heimische Arten, zerstört Infrastruktur
Bekämpfung: Wiederholtes Schneiden, Ausgraben, kein Transport mit Erde
Die Beifuß-Ambrosie

Herkunft: Nordamerika
Standort: Straßenränder, Felder, Brachflächen
Ausbreitung: Massiv über Pollen und Samen
Gefahren: Hochallergen (starker Heuschnupfen-Auslöser), verdrängt Pflanzen
Bekämpfung: Frühzeitig ausreißen, Schutzmaske empfohlen
Blütezeit: Juli–September
Das Südafrikanische Greiskraut

Herkunft: Südafrika
Standort: Bahndämme, Straßenränder, Magerrasen
Ausbreitung: Windverbreitete Samen
Gefahren: Giftig für Weidetiere, beeinträchtigt Honig
Bekämpfung: Frühes Ausreißen vor der Blüte; Entsorgung im Restmüll
Blütezeit: Juli–Oktober