Barbara-Tag um 1890
Der typische Barbara-Tag hat sich im Laufe der Zeit verändert. Wie es um die Zeit von 1890 zugegangen ist, erzählt der heutige Beitrag.
Sie lesen hier einen Auszug aus einer Tonbandaufnahme von Robert Mayr (sen.), vulgo „Scherlvater“, mit Toni und Alois Mayr und Prof. Dr. Richard Pittioni.
Die Aufnahme wurde im Jahr 1960 gemacht, der „Scherlvater“ war damals 90 Jahre alt.
Die Heilige Barbara ist die Patronin der Bergleute. Deshalb haben am Vortag von „Barbara“ die Knappen auf der Kelchalm scho‘ a bisl g’feiert. De Mander hamb a Schnapsl eingschobn und die Klauba-Buam a Stuckaweggei (Weinbeerweggal, Anm. d. Red.). Es wurden auch Knappenlieder gesungen und dazwischen wieder a bisl dazöt.
Am nächsten Tag, dem Barbaratag (= 4.12.), ging es hoch her. Alle Knappen machten sich auf nach Kitzbühel zum gemeinsamen Kirchgang. Der Bergverwalter Edler von Posch hat eine alte Knappenkasse aufgehen lassen und hat für die Jochberger Knappenmusikanten eine Uniform schneidern lassen. Also ist dann die Jochberger Knappenmusik schneidig aufgetreten. Vom Bergverwalter aus durften sie auch während der Dienstzeit im ehemaligen Gebläsehaus ihre Proben abhalten. Kitzbühel hatte damals keinen „krechten“ Kapellmeister und so waren die Jochberger Musikanten oft recht gefragt; solange bis Toni Rothbacher Kapellmeister wurde. Dann wurden die Jochberger nicht mehr gebraucht.
Nach der Heiligen Messe gab es Ansprachen, wie wir es heute zu bestimmten Anlässen auch noch gewohnt sind. Den Knappen wurde eine Tagschicht ausbezahlt.
Dann wurde ans Heimgehen gedacht. Die einfachen Knappenbäuerl haben sich a halbe Bier und a Kasjaus’n gekauft. Einige von ihnen sind sehr spät in Jochberg eingetroffen, denn beim Badhaus (Gasthof Eisenbad) war schon die erste Labestation.
Damals hat man anstatt Barbara „Woarbara“ gesagt. So geschehen 1891.
Georg Jöchl,
Jochberger Ortschronist
Foto: Gemeinde Jochberg