
Bangen um Förderungen
Vor 15 Jahren aus der Taufe gehoben, sind die Aufgaben des Mädchen- und Frauenberatungszentrums Bezirk Kitzbühel (MuFBZ) immer mehr geworden. Nicht nur die Beratungen von in Not geratenen Frauen sind stetig angestiegen – daneben wurden zahlreiche weitere Projekte umgesetzt.
Im Rahmen der Generalversammlung dieser Tage in St. Johann standen Neuwahlen an – Obfrau Renate Magerle und ihr gesamter Vorstand mit Martina Waldstätten (Stellvertreterin), Brigitte Bachler und Elisabeth Sammer-Resch (Schriftführerinnen), Simone Kuhlkamp und Cornelia Maurer-Embacher (Kassierinnen) wurden in ihren Ämtern bestätigt.
Beratungen auf drei Säulen verteilt
Renate Magerle, die seit Gründung des Mädchen- und Frauenberatungszentrums, mit nur wenigen Jahren Pause als Obfrau tätig ist, konnte einen beeindruckenden Jahresbericht vorlegen. Das Beratungsspektrum umfasst unter anderem Themen wie psychische und physische Gewalt, Trennung, Scheidung, Obsorge, Unterhalt, und Besuchsrecht. Stalking, Gesundheit, Krankheit, Behinderung und Pflege, Wohnen und Arbeit sind weitere Schwerpunkt. „In der Sozialarbeit geht es auch um Formulare und Anträge, um materielle Existenzsicherung, aber auch um aktive Arbeitssuche. Hilfe gibt es bei der Vorbereitung zur Sprachprüfung“, so Magerle. Auch Sexualberatung sowie Suchtberatung werden angeboten. Derzeit sind vier Beraterinnen fix im Team, vier Frauen engagieren sich ehrenamtlich.
„Das Projekt ‚Demenzfreundliche Region‘ ist mir ein großes Anliegen. Zunehmend sind auch jüngere Menschen betroffen.“
Renate Magerle
Doch all das kostet Geld – Magerle kämpft seit Jahren unermüdlich um das finanzielle Überleben. „Würde jede Gemeinde im Bezirk Kitzbühel das Mädchen- und Frauenberatungszentrum mit einem Euro pro Einwohner und Jahr unterstützen, wäre der laufende Betrieb beinahe ausfinanziert“, betont Renate Magerle. Bei weitem nicht alle Gemeindeverantwortlichen können sich damit anfreunden. Inzwischen gibt es überdies neue Sorgen.
Jahrelang hat die St. Johannerin dafür gekämpft, dass das Beratungszentrum auch Subventionen seitens des Bundes erhält. Mit dem Regierungswechsel und den im Raum stehenden Sparmaßnahmen im Bund, fürchtet Magerle um notwendige Subventionen. War die zuständige Sektion III (Frauenangelegenheiten und Gleichstellung) bisher im Bundeskanzleramt angesiedelt, wurde diese Sektion mit 1. April in das neue Bundesministerium für Frauen, Wissenschaft und Forschung unter Ministerin Eva-Maria Holzleitner überführt. „Wir wissen daher jetzt nicht, ob und in welchem Ausmaß die Finanzierung fortgeführt wird“, bangt Magerle um weitere Förderungen, fügt jedoch gewohnt kämpferisch hinzu: „Wenn kein Geld mehr kommt, fahre ich höchstpersönlich nach Wien und klopfe im Ministerium an.“
Übersiedlung in neue Räumlichkeiten
Trotz allem entwickelt sich das Frauenberatungszentrum stetig weiter. Im Vorjahr wurde eine Herausforderung mit der Übersiedlung vom Schwimmbadweg ins Haus Widmoser in der Poststraße 5 gemeistert. Nicht nur die Beratungsstelle, sondern auch Notwohnungen finden dort Platz.
Am Herzen liegt Magerle auch das Thema Demenz. „Die Erkrankungen nehmen immer mehr zu und betreffen zunehmend auch jüngere Menschen“, weiß Magerle. Das MuFBZ ist jetzt Träger des vorerst auf zwei Jahre angelegten Projekts „Demenzfreundliche Region“ der Leader-Region regio³ Pillerseetal-Leukental-Leogang. Für die Umsetzung konnte die Caritas Servicestelle Demenz in Person von Katja Gasteiger gewonnen werden. Ziel sei es unter anderem, gesellschaftliches Verständnis zu schaffen, Angehörige zu unterstützen, etwa bei Stammtischen oder auch Vertreter öffentlicher Stellen zu schulen. Jeden Montag und Freitag können sich Angehörige und Betroffene bei den Demenzsprechtagen im „Weltraum St. Johann“ kostenlos informieren (Anmeldung unter Tel. 0676 / 848210 336 oder katja.gasteiger@caritas-salzburg.at). Am 5. Mai und 9. Juni wird jeweils um 17 Uhr in der Homebase in St. Johann zu einem offenen Angehörigentreff eingeladen.
„Man darf nicht vergessen, dass besonders Frauen betroffen sind. Viele müssen ihre Erwerbstätigkeit aufgeben, um ihre dementen Partner zu betreuen. Dadurch entsteht ein großes Risiko für Altersarmut, da die Absicherung der Frauen massiv gefährdet ist“, stellt Magerle klar. Zwei Edukationskurse wurden bereits abgehalten. Die Nachfrage ist groß, daher ist für Herbst ein dritter Kurs geplant.