
Bahnlärm nervt Anrainer in Kitzbühel
Die Pension Rainhof liegt in Kitzbühel direkt neben der Hornkreuzung an der Bahnlinie – ein Traditionsbetrieb mit langer Geschichte. Für Bewohner sowie Gäste gehört der Zugverkehr einfach dazu. In letzter Zeit jedoch wird dieser immer mehr und immer lauter, wie Betreiberin Tamara Jenewein kritisiert – sie spricht nicht nur für sich, sondern auch im Namen mehrerer Beherbergungsbetriebe entlang der Brixentalbahn.
Es ist besonders die starke Zunahme des nächtlichen Güterzugverkehrs, den sie beklagen. Den Grund dafür kennt Jenewein. Es handle sich um Umleitungen infolge von Baustellen im Netz der Deutschen Bundesbahn, wodurch in der Hauptsaison Züge im 10- bis 30-Minuten-Takt mit bis zu 100 km/h durch das Ortsgebiet fahren und dabei Lärmpegel von über 95 Dezibel erreichen, wie sie erklärt. Sie beschreibt sie als „Rumpelzüge“, da es sich dabei oft um schadhafte alte Waggons handle.
Die Folgen: Schlaflose Nächte für Gäste und Gastgeber, gesundheitliche Belastung und negative Bewertungen. Laut Jenewein sei die Strecke dafür infrastrukturell nicht ausgelegt, und auch an Bahnübergängen komme es immer häufiger zu gefährlichen Situationen.
Alte Frau blieb mit Rollator stecken
Es kommt immer häufiger vor, dass der Bahnschranken aufgeht und sofort wieder schließt. Das bedeutet bei der Hornkreuzung einen massiven Stau in allen Richtungen, gefährlich sei es überdies. Vor einigen Jahren konnte ein Sattelschlepper nicht mehr komplett aus der Schrankenanlage ausfahren. Sein Führerhaus wurde von einem Regionalzug gerammt, weiß Jenewein. Vor ein paar Monaten blieb eine Bewohnerin vom Altenheim mit ihrem Rollator in den Gleisanlagen stecken und konnte erst in letzter Sekunde von Passanten aus der Gefahrenzone gebracht werden.
Jenewein fordert u.a. eine Reduktion des Güterverkehrs sowie eine Temporeduktion im Ortsgebiet Kitzbühel. Sie weist überdies darauf hin, dass aufgrund der Sanierungen bei der Deutschen Bahn in den Jahren 2026/ 2027 mit einer weiteren Zunahme des Bahnverkehrs im Bezirk zu rechnen ist.
ÖBB: Brixental nicht stark betroffen
Von Seiten der ÖBB bestätigt man die Umleitungen – bei Bauarbeiten auf der DB-Korridorstrecke werden einige Transitgüterzüge derzeit großräumig umgeleitet. Das Brixental sei davon jedoch nicht stark betroffen, weil der Großteil der Züge aufgrund der technischen Anforderungen gar nicht durch das Brixental fahren kann, wie ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair betont. Im Brixental verkehren hauptsächlich nationale Güterzüge aufgrund von Umleitungen, wie es sie seit Jahrzehnten gibt, heißt es. Derzeit jedoch aufgrund von Arbeiten beim Nachbarinfrastrukturbetreiber in erhöhter Frequenz, räumt Gasser-Mair ein. Zum Schutz vor Lärm wurden umfangreiche Schallschutzmaßnahmen umgesetzt, darunter Wände, Fenster und leisere Güterwagen, wie der ÖBB-Sprecher informiert.
Seit Ende 2024 dürfen auf EU-Hauptstrecken nur noch solche leisen Waggons verkehren, was die Schallemissionen deutlich reduziert habe. „Dennoch kann die subjektive Lärmwahrnehmung bei steigender Zuganzahl zunehmen“, sagt Gasser-Mair. Defekte oder gefährliche Waggons gelangen dank moderner Kontrollsysteme nicht ins Netz. Das Brixental liegt an der zentralen Ost-West-Verbindung Österreichs, wodurch der Verkehr betrieblich bedingt ist, wie er aufklärt.
Und noch etwas stellt Mair-Gasser klar: „Im betroffenen Abschnitt bei Kitzbühel handelt es sich um eine Bestandsstrecke, für die keine gesetzlichen Schallgrenzwerte gelten. Stattdessen greifen freiwillige Sanierungsprogramme, durch die Kitzbühel bereits 2004–2007 saniert wurde. Derzeit sind keine neuen Maßnahmen geplant. Die zulässige Zuggeschwindigkeit vor Ort liegt bei maximal 70 km/h.