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Bach ist Gefahr für den Sohn

Das Wohnhaus der Familie Noichl wurde in einer Senke errichtet. Direkt unter der Terrasse, auf welcher der schwer behinderte Sohn spielt, verläuft ein kleiner Bach. Alternativen waren nicht vorhanden. „2004 haben wir mit dem Bau begonnen. Wir wollten eigentlich höher hinaufbauen, aber seitens der Gemeinde und der Nachbarn war das nicht möglich“, erzählt Vater Franz Noichl.

Überschwemmungen wiederholten sich

Schon bald wurde für die Familie offensichtlich, dass der an der Grundgrenze verlaufende Winklerbach ein enormes Sicherheitsrisiko für das Haus und die Menschen darstellt. Es gibt immer wieder Hochwasser, Baumaterial und Gartenmöbel werden weggeschwemmt. Immer wieder muss der Bagger anrücken. Deshalb wurde zwei Jahre nach dem Hausbau mit der Verrohrung des Bachs begonnen.

„In mehreren Verhandlungen mit der Gemeinde wurde uns gesagt, dass wir die Verrohrung allein erledigen müssen. Als wir das Rohr günstig bekommen und 15 Meter von der bereits bestehenden Rohrabschlussstelle nachgezogen haben, haben uns Gemeinde und Wildbachverbauung  bestätigt, dass alles in Ordnung ist“, schildert die Familie Noichl.

Vor einem halben Jahr kam allerdings eine Anzeige von einer Führungskraft des Fischereiverbandes, der durch das Rohr eine Gefährdung für die Fische sieht.

Nun folgte der Bescheid von der BH. Darin heißt es u. a „…dass die ohne wasserrechtliche Bewilligung vorgenommene Verrohrung des Winklerbaches zu entfernen und der ursprüngliche Naturzustand wiederherzustellen… ist, …weil aus gewässerökologischer Sicht durch die Verbauung …die Produktion von Auswuchs und Bodentieren nicht möglich ist“. 

Keine Bedenken bei Wildbachverbauung

Im Bescheid wurde sogar angeführt, dass der Sachverständige der Lawinen- und Wildbachverbauung kein Problem sieht. Selbst Martin Grissmann, Fischereibeauftragter des Bezirkes Kitzbühel, erkennt kein Problem „Aus meiner Sicht kann man den Bach nicht tiefer setzen. Das Rohr ist größer als die direkt angrenzende Brücke und ich habe keinerlei Bedenken, dass die Fische dadurch beeinträchtigt werden.“
„Wir brauchen die Überbauung dringend, weil unser schwer behinderter, blinder Sohn nicht abschätzen kann, wohin er sich bewegt.
Behinderter Sohn spielt auf Terrasse

Auch die Lebenshilfe könnte mit ihrem Bus sonst nirgends wenden“, ist Mutter Angelika verzweifelt. „Die Verrohrung war die einfachste und sicherste Lösung“.

Auch aus Sicht der Gemeinde gibt es keine Bedenken: „Wir begrüßen das Rohr sogar, weil es weniger Schotter und Geschiebe gibt. Weil dieses Haus ziemlich tief liegt, sollte die Sicherheit der Familie vorgehen“, so Bauamtsleiter Alois Haselwanter.

Nun wird man sehen, ob man sich in zweiter Instanz für die nachweislich gefährdeten Menschen anstelle der möglicherweise gestörten Fische entscheidet.     
Susanne Radke
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