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Kitzbüheler Anzeiger

Ein außergewöhnlicher Besitz

Den Turm der Liebfrauenkirche für die erste große Glocke  hat die Stadtgemeinde errichtet.

Kitzbühel | Profunde Spezialführungen, wieder gestaltet durch Dr. Michaela Frick (Bundesdenkmalamt) mit voller  organisatorischer Unterstützung durch Hanspeter Jöchl vom Kulturreferat der Stadt, machten den „Tag des Denkmals“ für die  vielen Besucher zum Erlebnis, weil sie sogar die 6.300 kg schwere  Hauptglocke aus nächster Nähe in Aktion erleben konnten.

Gotische Krypta, kein alter Wachturm

Als erste Besonderheit wurde die dreijochige Unterkirche, die einzige erhaltene gotische Krypta Nordtirols, besucht. Das Beinhaus ist längst funktionslos geworden und ist ein  Abstellraum im Friedhof. Wieder in Funktion ist durch eine Stiftung des Stadtarchivars Dr. Eduard Widmoser die an die Ölbergkapelle angebaute Totenleuchte  - auch einmalig in Tirol.

Die Theorie vom Jahrhunderte alten Wachturm, an den eine Kirche angebaut wurde, hat bei der letzten umfassenden Renovierung der Liebfrauenkirche der Fachmann Dr. Martin Bitschnau eindrucksvoll widerlegt. Tatsächlich wurde der mächtige Turm im hinteren Teil einer seit 1370 nachgewiesenen  zweistöckigen kleinen Kirche erst um 1568 durch die Stadtgemeinde gebaut, die der vorher im Freien aufgestellten „großen “ Glocke einen würdigen  Platz geben wollte.

Klangschönste Glocke Tirols

Für die 1847 in Innsbruck erworbene neue „große “ Glocke wurde der über Jahrhunderte bewährte Glockenstuhl verstärkt. Die „Mode“ eiserner Glockenstühle ist an ihm vorbei gegangen, auch haben die Denkmaleigenschaft und der Einsatz vieler das Einschmelzen der Glocke, die als klangschönste in Tirol gilt, für die Waffenproduktion in den Weltkriegen verhindert.

Bei der umfassenden Außenrenovierung wurden  die Reste des kleinen Turms auf der Nordostseite der Kirche gefunden. Die von OSR Peter Brandstätter betriebene Befundung hat die Geschichte der Kirche geklärt.
Abschließender Programmpunkt der Führungen war die barockisierte Marienwallfahrtskirche mit den Gemälden von Simon Benedikt Faistenberger, die Restaurator Hermann Mayr gesichert hat. H.W.

Bild: Die Hauptglocke in der Liebfrauenkirche zählt zu den klangschönsten Glocken Tirols. Foto: Andreas Aufschnaiter

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