Ausflug in die Hallstattzeit
Umfangreiche und bedeutende neue Grabungsfunde in einem archäologischen Museum in Fließ.
Fließ | Der seit 15 Jahren zum Fixangebot des Heimatvereins Pillersee gehörende Bildungsausflug führte Mitglieder aus allen vier Vereinsgemeinden ins Tiroler Oberinntal.
Mit Mag. Herbert Niss wurde ein „einheimischer“ Reiseleiter gefunden, der viel Wissenswertes in informativer Form aufzeigte. Das „Obere Gericht“ konnte aber mit einem archäologischen Museum überraschen. Kein Wunder, dass das in einem 1360 erbauten Haus eingerichtete Kleinmuseum schon bei der Fertigstellung den begehrten Tiroler Museumspreis erhielt.
Drei Glücksfälle für ein Museum
Drei Glücksfälle lieferten das Material für das Museum, das mit einem Dokumentationszentrum für die durch das Dorf geführte Kaiserstraße „Via Claudia Augusta“ verbunden ist. Geleiseschienen der damals modernen Verkehrsverbindung haben sich bis heute erhalten.
Beim Bau einer Garage fand ein Bauer 385 Gegenstände, die sich als einer der bedeutendsten Funde ihrer Zeit im Ostalpenraum erwiesen. Die vielfältigen Zeugnisse der Zeit wurden wissenschaftlich aufgearbeitet.
Der „gache Blick“ an der Straße Fließ – Piller war als Aussichtspunkt über das Inntal bekannt, er liegt im Naturpark Kaunergrat, an dem sieben Gemeinden Anteil haben. Nun besucht man dort einen 1991 aufgefundenen Brandopferplatz, der von etwa 1500 v. Chr. bis zum Ende der Römerzeit benützt wurde. Die Fundstücke sind Bestandteil des Museums in Fließ.
Nur 800 m entfernt entdeckte ein einheimischer Hobbyforscher in einer Felsspalte unweit der Piller Höhe ein Depot von über 350 Bronzen aus der mittleren Bronzezeit. Der größte und vielfältigste Fund in Mitteleuropa um 1500 v. Chr. ist auf Betreiben der Bevölkerung nicht in einem großstädtischen Museumslager, sondern ebenfalls in dem ungewöhnlichen Museum zu sehen, wo fachkundige Führungen angeboten werden.
Fahrt für Pillerseer durch Tiroler „Neuland“
Die Fahrtstrecke durch das Obere Inntal und über das äußere Pitztal war für die Pillerseer praktisch durchwegs Neuland. War bei der Abfahrt noch der Regenschirm Reiseutensil, so klarte es auf und es ergaben sich unerwartete Ausblicke in ein unbekanntes Stück Heimat.
Der Bildungsausflug hatte aber auch Zeit für Geselligkeit und Einkehr. Obmann Wolfgang Schwaiger würdigte den Einsatz von Mag. Niss und Altobmann Reg. Rat Erich Rettenwander bei der Vorbereitung und Abwicklung. Eine Besonderheit dieses Tages war, dass religiöse Stätten der vorchristlichen Zeit im Mittelpunkt standen und vermutlich erstmals beim Heimatvereinsausflug keine Kirchen von innen zu besichtigen waren. H.W.
Bild: Der Heimatverein Pillersee am Schluss eines erlebnisreichen Ausflugs. Foto: Heimatverein Pillersee