Kitzbüheler Anzeiger

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3 Aktuell 2. August 2018 Im Sozialzentrum Piller- seetal steht nicht nur die Pflege, sondern vor allem die Identität der B ewoh- ner im Vordergrund. Als erstes Haus in Tirol wird in Fieberbrunn das Pfle- gekonzept von Dr. Maria Riedl zertifiziert. Fieberbrunn | „Mit 66 Jahren, da fängt d as Leben an“ – heißt e s im Lied von Udo Jürgens. M it Freude den Lebensabend genie- ßen, t rotz etwaiger körperlicher und geistiger Einschränkungen, das will das Team des Sozial- zentrums Pillerseetal auch sei- nen Bewohnern ermöglichen. „Es geht um Lebensglück im Hier und Jetzt. Der Mensch mit all seinen Erfahrungen, Vorlie- ben, Eigenheiten und Ritualen steht bei uns im Plegekonzept nach Dr. Maria Riedl im Vor- dergrund“, erklärt Plegedienst- leiter Herbert Breitmayer. Seit 2005 arbeitet das Team des Sozialzentrums Pillersee- tals an der Umsetzung des In- tegrativen Plegekonzeptes. Am Anfang stand, wie bei Dr. Riedl selbst, die Unzufriedenheit. „Wir wollten in der Plege et- was verändern, einen neuen Weg gehen, wo der Mensch, nicht die Diagnose zählt – w eg vom deizitorientierten Denken und Handeln“, veranschaulicht Breitmayer. Die Vergangenheit als Schlüssel zur Z ukunft Dr. Maria Riedl entwickelte in jahrelanger Forschungsarbeit ein allumfassendes Konzept, welches u.a auf die fünf I den- titätssäulen nach H.G. Petzold aubaut. Laut dem Konzept gilt es auch im Alter den Selbstwert zu stärken, d amit der Lebens- sinn nicht verloren geht. Die Le- bensgeschichte jedes Einzelnen steht im Vordergrund, denn sie spielt meist eine große Rolle f ür die Verhaltensweise im Alter. So spricht man im Sozialzent- rum Pillerseetal mit den Klien- ten über ihre Vergangenheit und versucht herauszuinden, welche gefühlsbiograischen Erfahrun- gen sie gesammelt haben. „Un- sere Bewohner haben eine kol- lektive Lebensgeschichte, aber es zählt die W ahrnehmung des einzelnen Bewohners, wie er diese erlebte“ erzählt Andrea Kranz, Leiterin vom geschütz- ten Wohnbereich für Menschen mit Demenz. Die Pleger haben die Aufgabe, sich mit den Le- bensgewohnheiten der Bewoh- ner auseinanderzusetzen und diese auch zuzulassen. Mitarbeiter werden umfangreich geschult Alle Mitarbeiter werden nach dem Konzept von Dr. Maria Riedl geschult und lernen auf die verschiedenen Situationen entsprechend zu reagieren. „Be- sonders bei psychiatrischen Di- agnosen, wie Demenz, braucht es viel Einfühlungsvermögen. Wenn sich die Bewohner wohl- fühlen, dann überträgt sich das auch auf die Mitarbeiter. Die Plege und ganzheitliche Be- gleitung macht dann sehr viel Spaß“, e rklärt K ranz. 80 Klien- ten werden im Sozialzentrum be- treut. Über 60 F reiwillige brin- gen sich in allen Bereichen ein. Personalmangel, wie es andere Einrichtungen kennen, steuert man in Fieberbrunn aktiv da- gegen: „Wir arbeiten genera- tionsübergreifend. P raktikan- ten, Schüler, Z ivildiener und die Jugend im allgemeinen für den Plegeberuf zu begeistern, gehören zu unseren A ufgaben. Sie sind unsere Zukunt. Daher haben wir keine Probleme gute Mitarbeiter zu inden.“ Ein „Daheim“ im Heim schafen Der hohe Stellenwert, den das Wohlbeinden jedes Einzelnen einnimmt, und die damit ein- hergehende Leichtigkeit spie- geln sich im gesamten Sozial- zentrum wider. Beim Rundgang werden Mitarbeiter und Be- wohner mit Namen gegrüßt. Man bleibt kurz für e in paar Worte stehen. Plegedienstlei- ter Breitmayer weiß ü ber jeden Bewohner Geschichten zu er- zählen. D a gibt es den frühe- ren Wirt, der auch heute noch gerne ausschenkt, oder die rühr- selige Dame, die sich Zeit ih- res Lebens immer um die ganze Familie gekümmert h at und nun die Rolle einer Tischmut- ter einnimmt. Im Garten trefen wir auf Herrn Josef beim Ribisel plü- cken. Da er so gerne Ribisel Marmalade isst, wird am Nach- mittag in der Sozialen Betreu- ung Marmelade eingekocht.. „Unsere Aufgabe ist es ein ‚Da- heim‘ im Heim zu schafen. Aktiv sein und mithelfen ist ein wichtiger Faktor“, erklären Kranz und Breitmayer. Die Be- wohner sind beim Ernten und bei der Verarbeitung der Früchte und des Gemüses im h auseige- nen Garten eifrig dabei Im großzügigen Gartenbe- reich mit Tieren hört man vom im Haus integrierten Kinder- garten Gelächter. J ung und Alt trefen sich. Die örtlichen V er- eine gehen ein und aus. „Wir sind ein ofenes Haus, ein Ort voller Leben“, so Breitmayer. Die Zertiizierung nach dem Plegekonzept von Dr. Maria Riedl wird am 22. August im Rahmen einer Feier oiziell übergeben. Johanna Monitzer Zertiizierung: Sozialzentrum Pillerseetal setzt auf integratives Plegekonzept von Dr. Maria Riedl Lebensglück im H ier und Jetzt „Wir haben drei Ribisel Stauden“, erzählt Herr Josef, den wir beim Rundgang durch das Sozialzentrum mit Pflegedienstleiter Herbert Breitmayer und Wohn- bereichsleiterin Andrea Kranz treffen. Fotos: Monitzer Im hauseigenen Friseursalon herrscht Hochbetriebe. „Gutes Aussehen ist ein wichtiger Wohlfühlfaktor“, erk lärt W ohnbereichsleiterin Andrea Kranz.
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