Kitzbüheler Anzeiger

Archiv Viewer

Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
ifli 69105t619 20. etäglüff 1958 mieöer in Vettieb af)rtan bon 9 bi 17 flr jebe bofle ttunÖe ab Reifebüro. Zel. 2382 Seite 2 - Kitzbithekr Anzeiger Samstag, 20. Dezember 1958 Maler erkannt und in gleicher Meister- schalt auf die Leinwand gebracht. Alte Bauernhäuser, schneebedeckte, felsgekrön- te Berggipfel, grüne Wiesen und dunkle Wälder bildeten den Hintergrund der belebten Personen-Szenen, durch die Waldes bekannteste Bilder ausgezeichnet sind. Nun wurden auch seine Beziehun- gen zur Landschaft immer engere, die er schließlich so vortrefflich darzustellen verstand. daß der „Walde-Schnee" und der „\Valde-Himmel' zu künstlerischen Begriffen wurden. Er hatte einen ausge- sprochenen Farbensinn: wo ein anderer nur ein reines Weiß oder ein reines Grau sah, erblickte er warme Farben. Erst die Erkenntnisse der Farbenphotographie ha- ben uns gelehrt, daß er richtig sah und (laß auch einfache Farben den Ton, den ‚.Stich' ihrer Umgebung aufnehmen. Seine vollendetsten Bilder waren aber zweifellos jene, bei denen er seine Dar- stellungskunst gleichmäßig auf Personen und Landschaft verteilen konnte und sein grandiosestes Werk wurden die Entwürfe für die Innsbrucker Bahnhofshalle im Jahre 1929. Schwer war die gestellte Aufgabe, die beiden langen, schmalen Wandflächen entsprechend auszuges tal - teil. »valde löste sie in meisterhafter Weise: Nord- und Südtirol. Auf der einen Seite die südlichen Berge und vorne auf dem Bergrücken prächtige Volkstypen, trauernd, weinend, wartend. Auf der an- deren Seite der Norden: Vorspringend die Nordtiroler, schleichend, stürmend, jauchzend. Dieses packende Bild konnte nur ein Maler schaffen, der selbst seine Kompagnie im Hochgebirge wiederholt zum Sturm geführt hatte. War dies die Ursache, daß das Bild zwar vom Künst- ler-Kollegium den ersten Preis erhielt, aber dann doch nicht ausgeführt wurde oder wollte man dem „Maler aus der Provinz- den großen Erfolg nicht gön- nen? Fast scheint das Letztere der Fall gewesen zu sein. Denn als man nach Jahr- zehnten eine neue Innsbrucker Bahnhofs- halle bemalen mußte, als man sich nach neuen Entwürfen umsah, da wurde Walde nicht einmal eingeladen Man könnte ru- hig eine Volksabstimmung darüber ris- kieren, welche Fresken schöner, ein- drucksvoller, in- drucksvol1er, verständlicher sind? Jene, die NX, alde im Jahre 1929 schuf oder jene, die nunmehr die Halle des Inns-, brucker Bahnhofes schmücken? Sei dem wie immer. Diese Zurück- setzung war der schwerste Schlag, den Walde in seinem Leben erlitt. Und wenn man ihm später zum Vorwurf machte, daß er zu wenig „Neues schaffe, dann sind jene daran schuld, die seine besten Werke nicht anerkannten. Der ihm im Jahre 1956 verliehene Professor-Titel war nur ein kleiner Trost, aber es freute ihn, daß die Anregung hierzu gemeinsam von der Tiroler Lan- desregierung und der Akademie der Bil- denden Künste in Wien ausgegangen war. Viele seiner Kollegen waren auch damit nicht einverstanden, daß Walde gerade seine besten Bilder vervielfältigte und dadurch entwertete. Die Zahl seiner Drucke und seiner Ansichtskarten soll in die Hunderttausende gehen. Wenn man aber Gelegenheit hat, immer wieder zu sehen. mit welcher Freude, mit welcher Liebe gerade die Armen diese kleinen Schätze betreuen. dann ist wohl die Frage berechtigt. Wer ist der größere Künst- ler? Der, welcher von einem kleinen Kreis von Sach erständigen hierzu er- nannt wurde und dessen Werke ohne Kommentar vorn Durchschnittsmenschen überhaupt miieht verstanden werden oder jener, dessen Bilder von allen Ständen eines Volkes verstanden, erehrt und ge- liebt werden? Alfons Waldes Freund, der längs er- storbene Dichter Alfons Petzold ' hat in einem seiner frühen Gedichte einen rüh- renden Wunsch ausgesprochen: Nur Eines sollte mir gelingen, Daß wenn schon lang die Seele schied, Die kleinen Arbeitermädel singen in der Fabrik von mir ein Lied. Dem Dichter ist dieser Traum nicht in Erfüllung gegangen - der Maler Al- fons Walde hat sein Ziel erreicht! Er wurde zum wahren Liebling des Volkes. Seine Bilder - ob Originale, ob Ver- vielfältigungen -‚ sie hängen in den Räumen der Reichsten und der Ärmsten, in Stadt-Hotels und Landgasthäusern, in Palästen und in Aimhütten und mit voller tberzeugung wiederhole ich die \Vorte, die ich dem Verstorbenen als Abschieds- gruß auf den Weg gab: „Solange der glitzernde Schnee von unseren Bergen strahlt, solange ein leuch- tend blauer 1-limmel sich über den Tür- men unserer Stadt wölbt, solange wird Dein Namen weiterleben und engver- bunden bleiben mit dem Namen Deiner Heimatstadt Kitzbühel!" Dr. C. B. er YefroLog für 6e ufleI Ö. fli. folgt aus technischen Gründen in unserer nächsten Ausgabe. Zätige exkliffiftenliebe für Öle Ztterer 21bbräubter in unserer vorigen Ausgabe bericheten wir über das Brandunglöck, das die Fa- milie Ach r a in er in 1 tter betroffen hat. Das Familienoberhaupt ist Invalide des zweiten Weltkrieges; die Familie hat durch den Brand ihre ganze habe er- loren. Von einer Kiizbüheler Geschäftsfrau wurde nun bei der Sparkasse der Stadt Kitzbühel ein Konto eröffnet (Nr. 4741), und hierzu wird folgender Aufruf erlassen: „Der Familie gebricht es am Notven- digsten, vor allem. an Geld, da nicht nur sämtlicher Hausrat vernichtet wurde, son- dern auch das Schulzeug der Kinder.Wcr sich in unserer vermaterialisierten Zeit der Liebe und Barmherzigkeit verschrei- ben will, und sich guten Willens zeigt, verschließe sieh nicht der Bitte, zarn bevorstehenden Weihnachtsfeste der schwergeprüften Familie eine Spende zu geben. Alle, die am heiligen Abend unter dem Christbaum stehen, am i-ei- chen Gabentisch, sollen die reinste Freu- de daran empfinden, diesen armen Ab- brändlern ihre Weihnachtsgabe nicht er- sagt zu haben. Denn nicht nur auf die äußeren Dinge kommt es an, sondern auf die Liebe, die wir im Herzen tra- gen - die tätige Nächstenliebe." - Außer eldspenden sind auch Gegin- stände des Haushaltes und Kleider er- wünscht. Diese Gegenstände wollen bc.im Gemeindeamt Itter (oder auch in der Redaktion) angemeldet werden, worauf sie gesammelt und bis spätestens am hI. Abend der Familie zugeführt werden.
< Page 1 | Page 3 >
 
Kontakt
Tel.: +43 (0) 5356 6976
Fax: +43 (0) 5356 6976 22
E-Mail: info@kitzanzeiger.at
Virtuelle Tour
Rundblick - Virtual Reality
Werbung
 
Zurück Aktuelle Gemeinde Archiv Suchen