Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 4 itzbfthei& Anzeigr Samstag, 16. Oktober 1954 Dr. tnttia Mager: DQ 23auqeicEt Ritbu e" bei 2. Fortsetzung. Schade, daß man vor Zeiten das zwi- schen dem Geschäft Salvenrnoser und der „Goldenen Garns" gestondeiie un- tere, n- tero T 0 r in den Sechzi'erjahren des vergangenen. Jahrhunderts abgebrochen hat. Oder glaubst du, lieber Leser,wenn nicht damals, hätte man es vor 20 Jah- ren oder spätestens jetzt angeblich tun müs s en, um ein offenes Verkehrs- hindernis zu beseitigen? Man schafft doch heute in Groß- und Klinstä,dten bei ähnlichen Engpässen durch seitlich gewonnene Durchgänge für, den Fuß- verkehr Raum und läßt das Tor ste- hen. Wohl oder übel, zur Freude oder zum Verdruß der örtlichen Geschäfte mi Stadtkern und im Gries, früher oder später kommt die Umfahrungsstraße ja doch! Noch vorher wird die: Stadt ein Fahrtverbot für bloß durchiahre:ndo Lastwagen und ein Parkverbot für sol- che, auch wenn sie Waren für die Stadtgeschäfte zubringen, wenigstens für gewisse Tagesstunden, erlassen müssen, ähnlich, wie es vor kurzem :Ln der MariaTheresjen5traße in Inns- bruck verfügt wurde. Warum konnte man also das alte Stadttor seinerzeit, als die damaligen Frachtwägen sowieso bloß tierische Pferdekräfte vorgespannt hatten, nicht stehen lassen? Die damali- gen Stadtväter haben leider in ihrer Zeit zu inodein fortschrittlich und doch unklug gehandelt und das Alte nicht geschätzt. Mafl verfällt in Kitzbühel seit neue- stem in den Wahn, der B: a u in e i s t (: r müsse eigentlich ein Glasermeister sein: Je breitere Schaufenster er durch übergelegte Eisentraversen schafft, um- so tüchtiger hält ihn mancher Auftrag- geber. Aber der i.a;ufmann kann nie- mals sein ganzes Warenlager und seine gesamte Musterkollektion ins Blickfeld der Vorbeigehenden bringen. Waruni dann so großstäcltisch.mächtige Schau- feister? Der Einheimische dürfte auch bi kleineren wissen, daß mau bei S a 1 v e n m 0 s e r Küchen- und Eisenwaren und .bei e: i n e r auch all das; und noch vieles andere dazu bekommen kann. Den internationalen Gästen nehmen die großstädtisch sich ge- benden Auslagen den Eindruck des Ge- bäudes und vernichten damit, gefühlt oder ungefühlt, gerade das, weswegen er nach Österreich, wie Tirol und viel- leicht. auch nach Kitzbühel kommt. Leider wird der Beschauer, wenn er den Blick vom Kirchenbezirk zurück wieder den nächstliegenden Häusern zuwendet, wenig Freude empfinden. Zwar ist die 39G 1 d e n e G am s" erst vor, wenig Jahren aus einem Stallgebäu - in ihre jetzige Form umgemodelt wor- den, sie ist jedoch ein schliclhtcri Bau geblieben. Mußte man deshalb die un- gewohnten rundhogigen Fenster einfü- gen und das Erdgeschoß durch einen anderen Verputz wie eine selbständige Größe vom übrigen Haus abtrennen,als ob nicht alle Geschoße zusammen eine geschlossene Einheit bilden würden? Um scheinbar die gleichzeitige Mehr- heit der Fälle zu wahren, wiederholt das schief gegenüberliegende Eckhau (Spirituosen M. Staffa) und die S p Q r t- a 1 in den gleichen, Fehler, ja vergrö- bert ihn noch durch eine andersfä.rbige Tönung des Erdgeschoßes, sodaß dieses aus der ganzen Hausfront gänzlich her- ausfällt. Zu den best- und altbekannten Gast- höfen Kitzbühels zählt der T i e f e n - b r u n n e r. Leider entspricht das jetzi- ge Aieußere in seiner baulichen Er-; gscheinung der Güte der Wirtschafts- führung in keiner Weise: da ist; der vorgebaute, pompös sein wollende Ein- g:an gsbalkon mit zwei viereckigen Pfei - lern, fei- 1cm, darüber ein Erker mit zwei ver- kröpften Rundsäulen, man sieht große Fenster im S,peisesaa], darüber zwei durch schiefe Pfosten von unten hinauf gestützte Holzaltanen und zu allein Ue- berfluß noch einei norddeutsch anmu- tende, rotgestrichene Holzkonstruktion, wie sie in ganz Tirol nie und nirgends ortsüblich ist. Ds soll nun tirolisch sein und Kitzbühel? Es ist leider weder dies noch auch sonst großstädtiscli. Was haben sie doch mit dir, du gutes altes Brauhaus von einst, für eine Maskerade getrieben? Und das konnte, wie die ih- rerseits wieder völlig deplacierte Ro kokokartouche besagt, 1908 geschehen! Wäre es gar so schwer gewesen, einen richtigen schönen Erkur mi halben Sechs- oder Viereck anzubringen? Oder die große Hausflä,che: nit; einem ein- drucksvollen Fresko zu schmücken und einen, schönen eisengetriebenen Schild anzubringen? Dann blitzt einem der bei allen Zweigstellen gleichförmig gehaltene schwarze Glasschild von M e i n 1 s Fi- liale i- iiale entgegen, ein häßlicher Rekla- neschrei, der freilich auch einer Zeit ent;stanimt, da man in derlei Dingen nichts Besseres zu finden wußte. Unten herum ist das Geschäft gelblich verka- chelt. Es fehlt nur noch, daß in der Nähe sich auch die Meinl nachgemach- te grüne Tafel von „Palmers Strümpfe" befände, wie sie in der Maria-Therc- sien-Straßc in Innsbruck das Eckhaus gegen die Brixnerstraße verunziert. Trehun das so weitergeht, schillern in Bälde unsere alten Häuser und Straßen nicht nur in Schwarz und Grün, son- der yIelleicht auch in Violett und 0- range und in allen Regenbogenfarben. Warum hat man nur am gewaltigen Kaiserturm der Festung Kufstein und am Schloß Lebenberg in Kitzbühel die beim Einmarsch der amerikanischen Di- vision dieses Namens angebrachte Re- genbogenmalerei entfernt? Das war freilich, wie wir zu sagen belieben, ame- rikanische Kultur- und Geschichtsiosig- keit. Ist's in Tirol und von Landsleuten anders zu beurteilen? Die Amerikaner haben hier doch nur vorausgenomme ii, was unsere Geschäftsleute bei ihren kleinen Auslagen so schön und jeden- falls notwendig finden. Wie grundverschieden sind doch die Auslagen ‚des Eisengeschä!tes W e r - n e r und der nahenKu'nstgewerbe- h a n d 1 u n g! Freilich Bohrer und Zan- gen und Oefen lassen sich nicht so hübsch anordnen wiej alle die netten, zierlichen Sächeichen, die beim Kunst- gewerbe in reicher Auswahl 1ocken. Nicht einmal das schlechtgemachte, viel zu breite Obergesims des Kunstgewer- behauses kann einem die Freude am Ausgestellten ganz verderben. Aber nicht nur der verschiedene Inhalt von Schaufenstern macht C:S aus, auch die Umrahmung ist von Bedeutung. Oder soll man die schlechten Holzverkleidun- gen bei Werner eindrucksvoll finden und (lemG esichteAltkitzbühels entsprechead? Hätte man nicht einen großen schönge- triebenen Schlüssel oder Ofen oder an- dere derartige Symbole einer Eisen- handlung wählen können, die viel bes- ser wirken würden? Dieses Werbe- mittel, das in der Innsbrucker Altstadt unter den Lauben eine SO mustergültige Anwendung gefunden hat, wird inKitz- bühel noch viel zu wenig beachtet. Da- bei würde es seine Werbung nicht; nur hei Tages-, sondern auch bei Nacht- beleuchtung entfalten können. Der Gathof 5 t r a ß h o f er weist ei- nen schönen Erker auf. Sein kleines Vorgärtchen gaukelt uns ein bißchen Ländlichkeit inmitten der Stadt vor. Endlich scheint man auch in Kitz- bühel Geschmack daran zu finden, die Auslagen anstatt mit den gänzlich Uni- angebrachten Holzverschalungen der ihlire um 1900 mit Stein oder einem so gut gemachten Konglomeratbet:on zu verkleiden, daß man Mühe hat, diesen vOm echten Konglomerat oder Kalk-' stein zu unterscheiden. Mustergültig ist in ‚dieser Hinsicht; das neuhergerichtete Geschäft des Go 1 d s c h m i ed e sM e: ß- ii e r. Dabei ist nicht zu übersehen, daß die ‚vielleicht etwas zu groß geratenen und nicht unterteilten Fenster selbst in: Eichenholzra.hmen liegen. Der Tuffstein der Auslagenfenster diente früher als Umrahmung der Hausfenster im oberen Stock. In der Straßenhälfte steht auf dieser Seite die Ap o theke. Alte Granit- stufen vor der Tür, ein heiliger Flo- rian in einer Wandnische, die Ausla- gen zu den verhältnismäßig kleinen Fenstern der oberen Gesehoße in rich- tigem Verhältnis und deren rot weiß_ roter Anstrich -- sogar darauf komnit es an - das Haus kann sich sehen las- sen. Es zählt zu den schönsten Alt- kitzbühels! (Fortsetzung folgt.)
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