Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag. 13. November 1982 Kitzbüheler Anzeiger Seite 7 Kitzbühel, Rennfeld Nr. 26; ein Knabe dem Baggerfahrer Michael Wimmer und der Cornelia geb. Höflin- ger, Kössen Nr. 79. Gestorben sind: am 30. Oktober die Pensionistin Maria Grosskopf geb. Hanisch, Wien, Schweng- lerstr. 48, 73 Jahre; am 31. Oktober das Kleinkind Ulrike Rabi, Kirchdorf in Tirol, Erpfendorf Nr. jeunes 781, 10 Monate; am 2. November der Rentner Josef Ruach, Oberndorf in Tirol, 79 Jahre; am 4. November der Pensionist Josef Nothegger, St. Ulrich am Pillersee, HNr. 103, 72 Jahre. ses musucales Barockkonzert in Gotikatmosphäre Prächtige 1. Jeunesse-Veranstaltung 1982/83 - Ensemble »London Baroque« im Dekanatshof St. Johann Ja, so - genau so muß es geklungen haben, so muß er gewesen sein, der Klang bei barockem Musizieren. Original-Sound sozusagen, wenn dieses modernistische Wort gestattet ist. Aus der ganzen Art des Spiels, wie man's kürzlich durch das En- semble »London Baroque« im Saal des Dekanatshofs St. Johann hören durfte, ließ sich unschwer das Lebensgefühl des Barockmenschen - des englischen wie des deutschen - nachempfinden. Man sollte gewissen modernen Shakespeare- Regisseuren zwingend verschreiben, eine Saison lang als Instrumententräger und Notenumblätterer mit »London Baroque« unterwegs sein zu müssen, um immer wie- der mit dieser Art des Interpretierens kon- frontiert zu werden. Vielleicht verginge dann so manchem sein brutales Experi- mentieren mit dem Genie Shakespeare Womit dieser größte Dramatiker natür- lich nicht auf den Geschmack und das Ni- veau barocker Tafelmusiken gedrückt werden soll - abgesehen davon, daß im Programm sowieso J. S. Bach als einsame Größe dominierte. Man mußte sich frei- lich auf die wenig dramatischen, formal teils recht ungewohnt gebauten Stücke englischer Meister erst einmal einhören, sich innerlich umstellen. William Youngs »Sonate für zwei Gamben« ist wohl als Musterbeispiel damaligen Hausmusizie- rens zu werten. Da ist wirklich nichts Auf- regendes drin, wohl aber viel Anregendes. Und jede Note sitzt, jede Phrase ist Zeug- nis für solides handwerkliches Können. Vielleicht manchmal ein leises Abgleiten ins Manieristische ... Auch das eingangs gespielte »Trio d-moll« von John Jenkins macht da keine Ausnahme. Wie groß aber der Sprung zum unbegreiflichen Genialen ist, welcher Abgrund letztlich - unüber- brückbar - zwischen solchen gefälligen Gebrauchsmusiken und den Offenbarun- gen eines wirklich Berufenen ist, zeigte sich deutlich in der anschließend von John Toll auf dem Cembalo gespielten »Chromatischen Fantasie und Fuge d-moll«, BWV 903. Ein Vergnügen, ein Vergnügen - »Vergnügen« unter Anfüh- rungszeichen - sie einmal statt üblicher- weise auf dem Klavier auf dem Cembalo zu hören! Da legt man am besten Papier und Bleistift weg und hört zu, horcht tief hinein in diese vollendeten Strukturen und versteht das Beethovenwort, er (Bach) sollte »Meer« heißen. Auch daß man John Toll zu den dzt. angesehensten Cembalisten zählt (Programm-Notiz!), konnte man jetzt verstehen. Es ging dann weiter mit Bach und zwar mit dessen »Sonate D-Dur für Gambe und Cembalo«, BWV 1028. Auch hier dasselbe Bild - jenes so andere Bild, das entsteht, wenn ein Genie zu Feder und Notenpapier greift. - Interessant, daß eher dem Cembalo die führende Rolle zu- gedacht ist; die Gambe fast nur beglei- tend. Später, in der Klassik, wird es z.B. heißen: »Sonate für Klavier und Cello« und nicht für Cello und Klavier. Erst der mittlere Beethoven überwindet die Dis- krepanz zugunsten des Soloinstruments. Nach der Pause wieder Bach: »Sonate c-moll für Violine und Cembalo«, BWV 1017. Wer nicht Ingrid Seifert oder je- manden Gleichwertigen die Barockgeige hat spielen sehen und hören, weiß nicht, wie sehr auch Barockmusik singen, nein, »swingen« kann; wie die Geige da atmet; besser die Musik! Der spezifische Klang kommt offensichtlich dadurch zustande, daß dieses Instrument wesentlich oberton- reicher ist, geringere Saitenspannung zeigt (Darmsaiten obligat!), einen kürzeren und gerade angesetzten Hals aufweist und mit einem leichteren Bogen gespielt wird, der zudem nicht ganz am Frosch zu halten ist, sondern etwas gegen die Bogenmitte hin. Es braucht also das Zusammenwir- ken mehrerer Komponenten, daß der Klang so typisch wirkt. Tongröße bzw. Tonvolumen, Tonfärbung, das An- und Abschwellen usw. werden - so jedenfalls sieht's der Beobachter - durch ein Zu- gleich an Druckschwankungen, Bogenla- bilität, Strichtempo ... und der gewissen Unbekannten »X« erreicht. Ingrid Seifert, ist übrigens von einer umwerfenden Musi- kalität. Noch ein englischer Komponist: Wil— liam Lawes. Eine »Pavan« und ein »Air« für zwei Gamben und Cembalo. Und hier endlich ist der Zeitpunkt, auch noch die Qualität der beiden Gamisten, Charles Medlam und William Hunt, zu betonen. Sie spielten gerade auch dieses Werk, vor allem den eindrucksvollen, expressiven 2. Teil der Pavan, ausgesprochen edel. Das Konzert schloß - abgesehen von einem darübergestreuten langsamen Tele- mann-Satz (Draufgabe!) - mit Bachs »Trio-Sonate G-Dur«, nach BWV 1027. Barockkonzert in Gotikatmosphäre könnte man sagen; denn tatsächlich er- wies sich der Rahmen - eben der Deka- natshof - als ausgesprochen wohltuend. Ein exzellentes Konzert durch ein exzel- lentes Ensemble in einem exzellenten Raum. Großer Dank dem Veranstalter und dem Hausherrn! Hugo Bonatti OPEL-SCHAU bei der St. Johanner Messe Neue Modelle Neuer Fahrkomfort Neue Rasse Sie kommen doch zur Messe ST. JOHANN ALS MESSEZENTRUM
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