
„Arbeit soll auch Inspiration sein“
1. Wie ist ursprünglich deine Motivation entstanden, dich mit dem Thema New Work zu beschäftigen – und warum hast du dich entschieden, dieses Konzept hier in Kitzbühel umzusetzen?
Meine Motivation für New Work ist aus einer ganz persönlichen Erfahrung heraus entstanden. Ich habe schon früh erkannt, dass die klassische Arbeitswelt mit starren Strukturen und Hierarchien immer weniger zu den Bedürfnissen der Menschen passt – gerade in einer Zeit, in der Kreativität, Flexibilität und Sinnstiftung entscheidend sind.
Für mich war klar: Arbeit sollte nicht nur funktionieren, sondern auch inspirieren. In München habe ich mit Friendsfactory erlebt, wie viel Energie entsteht, wenn Menschen unterschiedlichster Branchen in einer offenen Umgebung zusammenkommen. Dieses Prinzip wollte ich weiterdenken und auf ein neues Niveau bringen.
Kitzbühel ist dafür der perfekte Ort. Hier verbinden sich Lebensqualität, Internationalität und ein außergewöhnliches Netzwerk. Viele erfolgreiche Menschen leben oder arbeiten hier – aber oft fehlte bislang der Ort, an dem man Arbeit, Innovation und Lifestyle so verbinden kann, dass neue Ideen wirklich entstehen. Genau das wollte ich hier umsetzen.“
2. Welche wichtigen Learnings hast du in den letzten vier Jahren bei START.N gesammelt – sowohl für dich persönlich als auch für die Region?
Die letzten vier Jahre mit START.N waren für mich unglaublich lehrreich. Persönlich habe ich gelernt, dass man auch in herausfordernden Zeiten – Stichwort Pandemie oder Immobilienkrise – mit Mut, Flexibilität und einem klaren Fokus auf die Menschen sehr viel erreichen kann. New Work ist kein starres Konzept, sondern lebt von Anpassung und Offenheit.
Für die Region war es spannend zu sehen, wie groß der Bedarf an innovativen Arbeitswelten tatsächlich ist. Kitzbühel ist nicht nur ein Ort zum Leben und Genießen, sondern auch ein Platz, an dem man arbeiten und Ideen entwickeln möchte. Durch START.N ist ein Treffpunkt entstanden, an dem Einheimische, Rückkehrer und internationale Gäste gemeinsam Projekte vorantreiben.
Ein wichtiges Learning war außerdem: Netzwerke sind der Schlüssel. Wenn man Menschen zusammenbringt, die sonst vielleicht nie zueinandergefunden hätten, entstehen Kooperationen, die weit über die Region hinaus wirken. Genau das macht START.N für mich so wertvoll.
„In Kitzbühel verbinden sich Lebensqualität, Internationalität und ein außergewöhnliches Netzwerk“
3. Wie unterscheidet sich die Arbeits- und Unternehmerwelt hier in der Region aus deiner Sicht von der in größeren Städten?
Der größte Unterschied liegt in der Nähe und in der Qualität der Beziehungen. In einer Metropole wie München oder Berlin ist das Netzwerk zwar größer, aber oft auch anonymer. Hier in der Region kennt man sich, begegnet sich regelmäßig im Alltag – sei es am Berg, beim Sport oder im Dorf. Das schafft Vertrauen und Verbindlichkeit.
Gleichzeitig gibt es in Kitzbühel eine besondere Mischung: internationale Gäste, die viel Erfahrung und Kapital mitbringen, treffen auf lokale Unternehmer, die hier tief verwurzelt sind. Diese Kombination macht die Region spannend, weil sie einerseits global inspiriert ist, andererseits sehr bodenständig bleibt.
Natürlich sind die Strukturen kleiner und manches dauert länger als in einer Großstadt. Aber genau das bietet die Chance, Dinge neu zu denken und enger zusammenzuarbeiten. Hier zählt nicht nur das schnelle Geschäft, sondern auch die persönliche Handschlagqualität.
4. Was hat dich in den letzten Jahren als Unternehmer und Investor am meisten überrascht – positiv wie negativ?
Positiv überrascht hat mich, wie stark sich in den letzten Jahren das Bewusstsein verändert hat: Menschen wollen heute anders arbeiten, anders leben und investieren zunehmend in Lebensqualität, Sinnstiftung und nachhaltige Geschäftsmodelle. Das eröffnet enorme Chancen – auch in Regionen wie Kitzbühel, die auf den ersten Blick vielleicht nicht als Innovationsstandort gelten.
Negativ überrascht hat mich, wie träge manche Strukturen noch immer sind. Bürokratie, veraltete Denkweisen oder das Festhalten an alten Geschäftsmodellen bremsen oft Potenzial aus. Gleichzeitig habe ich aber gelernt: genau darin liegt auch eine Chance. Wer bereit ist, alte Muster zu verlassen und mutig Neues zu denken, kann in dieser Zeit mehr bewegen als jemals zuvor.
5. Wo siehst du noch ungenutztes Potenzial in der Region, das mehr Menschen zum Arbeiten oder Gründen hier anziehen könnte?
Ich sehe enormes Potenzial, wenn wir Arbeit, Lebensqualität und Innovation noch stärker miteinander verknüpfen. Kitzbühel hat bereits einen internationalen Ruf als Lifestyle- und Tourismus-Destination. Aber genau das kann auch ein Magnet für Unternehmer, Gründer und kreative Köpfe sein – wenn wir die richtigen Rahmenbedingungen schaffen.
Ein großes ungenutztes Potenzial liegt in der Infrastruktur für modernes Arbeiten: flexible Arbeitsplätze, digitale Hubs, Orte für Austausch und Kooperation. Wenn jemand hier lebt, will er nicht nur die Natur genießen, sondern auch professionell arbeiten können – mit perfektem Internet, inspirierenden Räumen und einem Netzwerk, das ihn weiterbringt.
Zudem könnten wir das Thema Bildung und Innovation stärker verankern. Programme für Start-ups, Kooperationen mit Universitäten oder Accelerator-Formate würden Gründer zusätzlich anziehen. Kitzbühel könnte so nicht nur ein Ort für Urlaub und Freizeit sein, sondern ein echter Think Tank für neue Geschäftsmodelle.
„Menschen wollen heute anders arbeiten, anders leben und investieren zunehmend in Lebensqualität“
6. Welche wirtschaftlichen Entwicklungen stimmen dich optimistisch für die Zukunft der Region?
Optimistisch stimmt mich, dass die Region trotz globaler Krisen eine große Resilienz gezeigt hat. Der Tourismus bleibt ein starker Motor, daneben entwickelt sich zunehmend eine diversifizierte Wirtschaft. Immer mehr Menschen wollen hier dauerhaft leben und arbeiten – oft mit internationalem Background und neuen Ideen.
Auch die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Immobilien- und Lebenskonzepten ist ein positives Signal. Viele investieren heute nicht mehr nur in Quadratmeter, sondern in Zukunftsfähigkeit, Energieeffizienz und Lebensqualität. Das ist eine große Chance für die Region, Vorreiter zu werden.
Und schließlich: Das Netzwerk hier wächst stetig. Immer mehr Unternehmer, Investoren und Kreative entdecken Kitzbühel als Standort. Wenn man diese Kräfte bündelt, entsteht eine Dynamik, die weit über die Region hinaus Wirkung entfalten kann.
7. Was motiviert dich, hier weiterhin zu investieren und Projekte anzustoßen? Und was liegt dir persönlich am Herzen?
Mich motiviert, dass wir hier in Kitzbühel gemeinsam eine gute Zukunft gestalten können. Wirtschaftlich gibt es viele Chancen – aber mir geht es auch um das Miteinander. Mir ist wichtig, dass die Stimmung zwischen Einheimischen, Zweitwohnbesitzern und Gästen wieder positiver wird.
Nur wenn wir es schaffen, zu dem respektvollen, offenen Geist zurückzukehren, den es hier früher einmal gab, können wir die Zukunft wirklich gemeinsam gestalten. Dieses Miteinander ist für mich die Grundlage, auf der neue Projekte entstehen, Innovationen wachsen und die Region ihre besondere Stärke entfalten kann.