aktuelle Debatte über diskriminierende Speisen- und Getränkebezeichnungen
„Frankfurter“ auch bald passé? - „Mohr im Hemd“: ein warmer Schokoladenpudding mit Schokoladensauce und einem Tupfer Schlagobers. Zigeunerschnitzel: Kalbs- oder Schweinsschnitzel in einer pikanten Paprikasauce. Beides liebt die österreichische Feinschmeckerseele und natürlich auch der Urlaubsgast.
Geht es nach dem Willen der Bundes-Wirtschaftskammer, Fachbereich Gastronomie, ist es mit der Originalität der typisch österreichischen Speisenbezeichnungen bald vorbei. Weil sie diese als diskriminierend empfindet. „Mohr im Hemd“ soll deshalb künftig nur noch „Kuchen mit Schlag“ heißen, für das Zigeunerschnitzel wurde noch kein Ersatzname vorgeschlagen.
„Kleiner Brauner“ ist nicht beleidigend
Faktum ist: Die Spezialitäten und Eigenarten der altösterreichischen Küche sowie der Gastronomie haben Weltruf erlangt. Die Bezeichnung der Speisen und Getränke sind tief in unserem Bewusstsein verankert. Ich glaube nicht, dass sich irgendjemand bewusst rassistisch verhalten will, wenn er einen Kleinen Schwarzen oder Großen Braunen im Kaffeehaus ordert.
Wo beginnt die Diskriminierung
Es ist schwierig, in dieser Debatte die Grenzen zu ziehen. Was soll künftig mit einem Husarenspieß, einem Wiener Schnitzel und den Salzburger Nockerln passieren? Wie soll man Frankfurter, Debreziner und Krainer bezeichnen, damit sich niemand gedemütigt fühlt?
Auch die Tiroler Knödel könnten der Empfehlung der Wirtschaftskammer zum Opfer fallen. Wenngleich es für einen „Neger“ (Weißbier mit Cola) sicherlich eine elegantere Bezeichnung gibt. Alexandra Fusser
Der ARTIKEL dazu:
Kitzbühel | Die heimischen Gastronomen schütteln den Kopf. „Hat denn die Wirtschaftskammer keine anderen Sorgen?“, fragen sie sich angesichts der jüngst entbrannten Diskussion in Österreich.
SOS Mitmensch war im Zuge der Ausstellung über den „Hofmohren“ Soliman im Wien Museum an den Fachverband Gastronomie herangetreten. Mit dem Ziel, gemeinsam gegen die weitere Verwendung von „Mohr“ als Speise- oder Getränkebezeichnung zu werben. Weil sich schwarze Menschen angesichts der geschichtlichen Tatsachen von der Wortwahl „Mohr“ und von Speisen- und Getränkbezeichnungen, wie etwa „Mohr im Hemd“ verletzt fühlen, lautete die Begründung.
Der Gastronomiefachverband hat nach Besuch der Ausstellung in einer Aussendung an die Mitglieder empfohlen, künftig auf diskriminierende Bezeichnungen zu verzichten. Die Gastronomie sollte als Branche, die sich der Gastfreundschaft verschrieben hat, mit gutem Beispiel vorangehen, heißt es darin. Dazu der Vorschlag: „Machen wir es zu einem Gütesiegel österreichischer Gastronomiebetriebe, dass keine beleidigenden Speisenbezeichnungen mehr verwendet werden.“
Hinsichtlich des gemeinsamen Vorstoßes von Wirtschaftskammer und SOS Mitmensch herrscht unter den Kitzbüheler Wirten derzeit Einigkeit: Die Speisekarten sollen vorläufig nicht geändert werden. Alexandra Fusser