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Kitzbüheler Anzeiger
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Der Geschäftsführer des Roten Kreuzes Kitzbühel, Bernhard Gschnaller, ist über die Methoden des Samariterbundes verärgert.

Ärger über Mitgliedswerber des Samariterbundes ist groß

Seit Wochen gehen sie im Bezirk Kitzbühel von Haus zu Haus – Mitgliederwerber des Arbeiter-Samariterbundes (ASB). Die Beschwerden häufen sich, wie der Anzeiger bereits berichtete – auch wenn die jungen Männer seriös auftreten, sind sie mit ihrer Forderung nach Abschluss eines Mitgliedsvertrages beim Samariterbund penetrant, haben alte Menschen nicht nur einmal aufgefordert, ihre Bankkarte zu zeigen, damit sie den IBAN abschreiben können, und nötigen ihnen eine Unterschrift ab. Dass sich die Werber, wie so mancher berichtet, als Rotes Kreuz ausgeben, ist ein weiteres Ärgernis. Überdies werden die Menschen zum Teil erst nach 20.30 Uhr aus ihren Wohnungen geklingelt. Auch am Wochenende waren die ASB-Leute wieder unterwegs.

Jetzt meldet sich Bernhard Gschnaller, Geschäftsführer des Roten Kreuzes, zu Wort und zeigt sich verärgert, „auch wenn natürlich an der Aktion des Samariterbundes nichts Verwerfliches ist.“ Es sei jedoch die Art und Weise, die den Jüngern Henri Dunants sauer aufstößt. Zumal der ASB im Bezirk gar keinen Stützpunkt hat.

In den vergangenen Wochen häuften sich auch beim Roten Kreuz Kitzbühel Beschwerden über die zum Teil aggressiven Methoden der Werber des ASB.
Grundtenor der Rückmeldungen: Werber würden teils den Eindruck erwecken, im Auftrag des Roten Kreuzes oder „der Rettung“ unterwegs zu sein. „Dadurch entstehe Verwirrung – viele Menschen könnten nicht unterscheiden, welche Organisation tatsächlich vor der Haustür steht“, betont Gschnaller. Teilweise würden Betroffene zur sofortigen Unterschrift gedrängt, ohne den Verwendungszweck der Spenden genau zu kennen. In einem Fall habe etwa eine 96-jährige Frau ihre Bankkartendaten herausgegeben, ohne sich der Konsequenzen bewusst zu sein.

Rotes Kreuz: 35.000 Stunden

Das Rote Kreuz betont, dass der ASB im Bezirk Kitzbühel nur in sehr begrenztem Umfang im Rettungsdienst tätig ist: Er stellt rund 3,2 Prozent der im Bezirk geleisteten Personalstunden, vor allem durch die Besetzung des Notarzteinsatzfahrzeugs in St. Johann zu 50 Prozent – die vom ASB lukrierten Spenden haben aber keinen direkten Bezug zum Rettungsdienst im Bezirk, dieser werde vom Land Tirol finanziert. Ambulanzdienste – etwa beim Hahnenkammrennen oder dem Biathlon-Weltcup – werden ebenfalls gemeinsam mit dem ASB besetzt. „Aber diese werden von den jeweiligen Veranstaltern gezahlt, das sind Dienstleistungen“, klärt Gschnaller auf.

Kritisiert wird auch, dass sich der ASB in der Werbung auf Leistungen berufe, die im Bezirk nicht erbracht werden. Während das Rote Kreuz Spenden ausschließlich für lokale Sozialleistungen wie Lebensmitteltafeln, Kleiderläden, Krisenintervention oder Jugendarbeit einsetzt, sei nicht erkennbar, dass ASB-Spenden unmittelbar sozialen Projekten in Kitzbühel zugutekommen, so Gschnaller. Rund 35.000 ehrenamtliche Stunden leistet das Rote Kreuz allein im Bezirk Kitzbühel.

„Wir lehnen Spenden an jede seriöse Organisation nicht ab. Es geht allein um Transparenz gegenüber den Spendern, damit klar ist, wohin das Geld fließt – und dass es nicht automatisch das Rote Kreuz oder lokale Rettungsleistungen unterstützt“, stellt der RK-Geschäftsführer klar. Zumal die ASB-Werber offenbar damit argumentieren, dass man die Mitgliedschaft beim Roten Kreuz zurücklegen kann und dafür beim ASB unterschreiben solle.
„Wir bekommen schon Anrufe in der Buchhaltung von Leuten, die uns die Mitgliedschaft kündigen“, ist Gschnaller verärgert, der klarstellt: „Dass wir solche Haussammlungen nur alle fünf Jahre durchführen und das mit einem konkreten Zweck. Das letzte Mal haben wir für unseren Neubau Spenden lukriert und das auch so kommuniziert.“

Der Geschäftsführer des ASB, Gerhard Czappek, zeigt sich über die Beschwerden verwundert. Eine eigene Firma – die zu 100 Prozent dem Samariterbund gehört – organisiert die Mitgliederwerber. „Unser Werbeteam wird sich niemals als ‚Rotes Kreuz‘ ausgeben. Erstens, weil wir das nicht notwendig haben, und zweitens, weil jeder unserer Werber weiß, dass wir uns sofort von dieser Person trennen würden. Diese Behauptungen stimmen einfach nicht“, erklärt Czappek. Wie er aufklärt, sollte um 20.30 Uhr das letzte Werbegespräch stattfinden, später auf keinen Fall mehr. Über ein früheres Ende werde bereits intern gesprochen.

Czappek betont, dass der Samariterbund in ganz Tirol tätig ist: Neben der Katastrophenhilfe, die laut Vertrag mit dem Land Tirol im Anlassfall geleistet werden müsse, sei der ASB mit dem Rettungs-/Notarztdienst offiziell auch in Kitzbühel tätig. Sanitätsdienste – also bezahlte Ambulanzdienste – würden ebenfalls durchgeführt. Die ambulante Familienbetreuung sowie das Pflegeelternwesen gehörten ebenfalls zu ihren Aufgaben, betont Czappek. Die ASB-Werber waren Anfang der Woche trotz Kritik nach wie vor im Bezirk unterwegs.

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