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700 Jahre St. Jakob im Haus

Was heute Gemeindegebiet von St. Jakob ist, gehörte ursprünglich zur alten Hofmark Pillersee. Die älteste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1308, wobei anzunehmen ist, dass die Ansiedelung schon vorher bestanden hat. Der Begriff „Haus“ geht vermutlich auf einen sehr alten Einödhof zurück, doch hat sich der Ort von einer landwirtschaftlich geprägten Dorfstruktur in den letzten Jahrzehnten zunehmen zu einer Tourismusgemeinde mit einigen gewerblichen Klein- und Mittelbetrieben gewandelt. Das Gemeindeleben und die Traditionen werden in St. Jakob aber weiterhin gepflegt und auch der Bezug zum Namengeber, dem Heiligen Jakob, wurde durch die Revitalisierung des Jakobsweges in letzter Zeit  wieder verstärkt. St. Jakob besitzt eine Chronik (bzw. ein Dorfbuch), in welchem der Heimatforscher Dr. Herwig Pirkl eine Fülle von Daten zusammengetragen hat, auf die sich auch der folgende kurze Abriss stützt. 

Am Beginn stand die Kirche

Das Benediktinerkloster Rott am Inn (Nähe Rosenheim) wurde um 1081 herum gegründet und zu seinen ausgedehnten Besitztümern gehörte auch das Pillerseegebiet. Es wurde zur Hofmark mit niederer Gerichtsbarkeit und zusammen mit dem Gericht Leukental (später Kitzbühel) war es ein Teil des Herzogtums Bayern. Die Urkirche des Pillerseetals war in St. Ulrich, doch nimmt man an, dass Haus irgendwann im 12. oder 13. Jahrhundert eine „Kirchenfiliale“ bekommen hat. Da die Ausstattung und Erhaltung einer Kirche und eines Geistlichen Geld kostete, wurde jede Kirche mit Schenkungen und Abgaben bedacht und die Urkunde von 1308 befasst sich eben mit einer derartigen Schenkung. Die ursprüngliche Kirche war im romanischen Stil errichtet, wurde um 1500 zur gotischen Kirche umgebaut und erhielt 1682/83 Umbauten im Barockstil. 1689 kam es nach einer Lawinenkatastrophe zur Zerstörung und einem teilweisen Wiederaufbau. 1787 wurde St. Jakob zur Lokalkaplanei mit eigenem Priester und Piesterhaus, 1810 bis 1831 war es eine Expositur. 1831 bis 1891 war es Vikariat und ab 1891 ist St. Jakob selbstständige Pfarre, seit 1975 wegen Priestermangels allerdings ohne eigenen Pfarrer.

Die Eingliederung in Tirol

Die hier lebenden Bewohner waren vor allem Bauern, die ihren Zins uns Zehent an das Kloster St. Ulrich bzw. den Grundherrn (Kloster Rott) abführen mussten. Sie waren zunächst Leibeigene, die erst allmählich das Erbrecht erhielten.  Wichtiger Rechtssprecher in der Hofmark war der Probst (selbst ein Bauer), der den Abt von St. Ulrich bei den Abgaben oder beim Schlichten von Streitigkeiten unterstützte. Am 28. Dezember tagte er immer beim Rieger in Haus und so könnte man St. Jakob als zweiten Gerichtssitz in der Hofmark ansehen. 1504 erwarb Kaiser Maximilian die Gerichte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg als „Kriegsbeute“ und so wurde auch das Pillerseegebiet zu einem Teil Tirols. Die gerichtlichen Rechte des bayrischen Klosters wurden daraufhin eingeschränkt, die Region wurde zur Viertelgemeinde Pillersee. Sie war in sechs „Werchate“ unterteilt (Kalching, Warming, Pfaffenschwendt, Prama, Weissach und Wald), zu letzterem gehörte auch St. Jakob. Ein „Vierteiler“ vertrat die Gemeinde gegenüber dem Landrichter in Kitzbühel und lieferte auch die Steuern ab.

Auf dem Weg zur unabhängigen Gemeinde

Erst 1803 wurde im Zuge der Säkularisierung das Kloster Rott aufgelöst und die Rechte und Aufgaben für die Hofmark Pillersee vom österreichischen Staat übernommen. 1805 wurde Tirol dann bekanntlicherweise wieder von den Bayern besetzt (während der napoleonischen Kriege), und im berühmten Freiheitskampf von 1809 rückten auch die Pillerseer Scharfschützenkompanien (mit vielen Hauserern) aus. Neben Christian Blattl und Simon Fiechter ist auch der Pletzerbauer Feldwebel Mattias Stöckl aus St. Jakob als Anführer überliefert. Erwähnung finden soll auch ein herausragender Erfinder aus Haus (1818 – 1909), der Kunsttischler und Uhrmacher Christian Reithmann erfand eine preisgekrönte Maschine zur Herstellung und Reperatur von Uhren und konstruierte 1852 einen Gasverbrennungsmotor, der als Basis der heutigen Viertaktmotoren gilt.

1833 wurde die Viertelgemeinde Pillersee aufgelöst und bei der damals erfolgten Grenzziehung folgte man der bis heute bestehenden Seelsorgegrenze. Es war der Beginn der vier selbstständigen Gemeinden St. Jakob, St. Ulrich, Fieberbrunn und Hochfilzen, die in den folgenden 175 Jahren zwar viele eigenständige Entwicklungen durchliefen, gerade in letzter Zeit im Regionalverband aber auch wieder nahe zusammengerückt sind.

Fest am 5. Juli

St. Jakob präsentiert sich heute als moderne Gemeinde mit hoher Lebensqualität. 1377 zählte man 16 Wohnhäuser und 110 Einwohner, 1808 waren es 42 Häuser mit rund 300 Einwohnern und erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs erhöhte sich die Einwohnerzahl spürbar. Heute leben 660 Hauserer in etwa 250 Wohnhäusern. Es gibt 960 Gästebetten für rund 80.000 Nächtigungen im Jahr. 1955 bis 1967 wurde die Wasserleitung gebaut, der Bau der Sammelkanäle begann im Herbst 1980. Das 1823 erbaute Schulhaus wurde 1948 und 1985 um- bzw. neu gebaut, 1998 übersiedelte die Gemeinde in das das jetzige Gemeindeamt im Dorfzentrum. Die neuesten „Errungenschaften“, der Dorfbrunnen und die Pilgerstationen am Jakobsweg, werden im Rahmen des großen Festaktes zur 700 Jahr-Feier präsentiert, der am 5. Juli im Dorfzentrum begangen wird. sura

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