500 Kilometer quer durch Grönland
Kitzbühel | Grenzgang total: Vier Wochen mit Schneeschuhen bei minus 35 Grad, eisigstem Wind und mit gut 80 Kilogramm Gepäck über Grönlands Gletscher: Das erwartet die Teilnehmer der Expedition „122 Jahre nach Nansen“ im Mai 2010.
Der norwegische Zoologe und Polarforscher Fridtjof Nansen durchquerte 1888 auf Schneeschuhen das grönländische Inlandeis vom unbesiedelten Osten nach Westen. Damit wollte er sich und der Expedition bewusst sämtliche Rückzugsmöglichkeiten abschneiden. Zwei Monate brauchte er für die Durchquerung Grönlands, 560 Kilometer legte er dabei zurück.
Hilfe aus der Luft ist nicht möglich
Die vier Teilnehmer der gemeinsamen Nord- und Südtiroler Expedition „122 Jahre nach Jansen – Expedition Grönland 2010“ wollen im Zeitraum von vier Wochen auf Nansens Originalroute die arktische Insel durchqueren. Mit einer großen Abweichung: Zuvor ist die Erstbesteigung des 3.383 Meter hohen Mount Farel über die 1.500 Meter hohe Südostwand geplant, wie Alois Haselwanter und Reini Percht, die beiden Kitzbüheler Teilnehmer der Expedition, schildern.
Die Querung der Inselgletscher Grönlands ist auch 122 Jahre nach Nansen alles andere als ungefährlich: Auf der 500 Kilometer langen Route ist nach rund 200 zurückgelegten Kilometern aufgrund mangelnder Reichweite der Hubschrauber keine Hilfe aus der Luft mehr möglich. Ein Gewehr im Gepäck soll vor angreifenden Eisbären schützen, ein Satellitentelefon den Kontakt zur Außenwelt herstellen.
Die vier Bergsteiger aus Sulden und Kitzbühel erwartet knapp vier Wochen in Ungewissheit, in der unendlichen Weite, im totalen Weiß, ohne jeden Anhaltspunkt am Horizont. „Mental werden wir an die Grenzen stoßen“, sind sich die Haselwanter und Percht bewusst.
Mentale Stärke ist größe Herausforderung
Warum sie sich derartige Strapazen überhaupt antun? „Ich will es noch einmal wissen, sagt Haselwanter, der bereits am Kilimandscharo und Mount Kenia Expeditionserfahrung gesammelt hat und im fünften und sechsten Schwierigkeitsgrad klettert. „Mit meinen 54 Jahren stoße ich altersmäßig bald an die Grenzen.“ Der 28-jährige Bergführer Reini Percht sucht vor allem das Abenteuer: „Für mich bietet sich mit der Grönland-Expedition eine einmalige Chance, die ich nützen möchte.“
Angst haben die beiden nicht, nur „großen Respekt“. Kommerzielle Interessen wollen sie mit der Expedition im Übrigen nicht verfolgen. Haselwanter: „Derzeit sind wir über jeden Sponsor froh.“
Alexandra Fusser