30. Juli 2008
aktualisiert: 11.04.12, 09:41 Uhr
Mit 210 Stundenkilometern ins Tal - auf einem Fahrrad
14. September 2007, gegen 11 Uhr in La Parva, einem 3000 Meter hoch gelegenen Skigebiet rund eineinhalb Autostunden von Santiago de Chile entfernt. Bei rund zehn Grad Lufttemperatur holt Markus Stöckl noch einmal tief Luft. Dann hält er den Atem an, setzt sich auf sein Fahrrad und fährt los. Oder genauer, stürzt sich fast senkrecht in die Tiefe. Innerhalb von nur zehn Sekunden beschleunigt er nach 800 Metern auf 200 Stundenkilometer. In der zehn Meter langen Messstrecke registriert das Gerät die neue Weltbestleistung: 210,40 Stundenkilometer. Danach folgten rund 1,2 Kilometer Auslauf. Damit verbesserte Stöckl seine alte Bestleistung, die auf 187,013 Stundenkilometer stand. Aufgestellt hatte er diese vor zehn Jahren in Les Arcs (Frankreich).
Zurück nach Chile: Als Untergrund diente eine abseits gelegene Skipiste, die zuvor tagelang mittels Pistenraupen geglättet wurde. Die Strecke wurde vom Weltrekordhalter auf Skiern, dem Lienzer Harry Egger, entdeckt. „Die Verhältnisse waren alles andere als ideal, weil der süd-amerikanische Frühling den Schnee immer weiter aufweichte“, berichtet Markus Stöckl. Fünf Tage lang taste er sich Testfahrt für Testfahrt an das hohe Tempo heran. Bei der Generalprobe schaffte er 178 Stundenkilometer. Die Bestmarke gelang sozusagen in allerletzter Minute - am letzten Tag, der im Terminkalender noch offen war. Schon am Abend musste er mit seinen Betreuern Bernhard Rupitsch und Wolfgang Schwaiger zu einem Red-Bull-Air-Race abreisen.
Der Weltrekord wurde mit einem serienmäßig hergestellten Fahrrad aufgestellt. Das Tempo entspricht beinahe einem freien Fall: „Fallschirmspringer stürzen je nach Höhenlage bzw. Luftwiderstand um die 250 Stundenkilometer in die Tiefe“, vergleicht der geborene Kitzbüheler, der in Oberndorf aufgewachsen ist und nun in Kirchberg lebt.
Spray und Schuhe vergessen
Die Luft musste er während der rund 40 Sekunden dauernden Fahrt anhalten, damit sich das Sichtfenster des Helms nicht durch den Atem beschlägt. Zwar gibt es einen speziellen Spray dagegen. Trotz aller Professionalität menschelt es auch hier - er wurde nämlich an diesem Tag im Tal vergessen. Noch etwas: Weil Stöckl kurzfristig von der Möglichkeit erfahren hatte, die Strecke in Chile befahren zu können und deshalb Hals über Kopf nach Süd-amerika aufbrechen musste, hatte er die speziell windschlüpfrigen Spezialschuhe daheim liegen gelassen. Die Rekordfahrt bestritt er deshalb mit herkömmlichen Bikeschuhen.
Im Vergleich zu Prämien für andere Höchstleistungen im Sport stellt dieser Weltrekord eher „eine brotlose Kunst“ dar. „Die Kosten für die Reise und die Vorbereitung vor Ort haben Sponsoren und dabei vornehmlich Red Bull und der amerikanische Radhersteller Intense übernommen“, so der Tiroler. Bei Red Bull verdient er auch sein tägliches Brot: Er reist von Air-Race zu Air-Race, um bei Aufbauten, wie etwa die der mobilen Hangars, mitzuwirken. „Das ist eine schwere körperliche Tätigkeit, die mich auch in Schuss hält.“ Darüber hinaus ist er dabei, mit Teammanager Lukas Haider sein „MS-Intense-Factory-Racing-Team“ zu führen und für den US-amerikanischen Hersteller ein Vertriebsnetz in Europa aufzubauen. Für beide Tätigkeiten ist er rund 260 Tage im Jahr weltweit unterwegs.
Weiterer Angriff auf Weltrekord
Zur Vervollständigung: Es gibt noch einen weiteren Weltrekord auf einem Fahrrad - 1999 erreichte der Franzose Eric Barone 222 km/h. Allerdings mit einem speziellen aerodynamischen Speedbike. Diese Höchstleistung hat der 1,90 Meter große und 100 Kilo schwere Stöckl jetzt im Auge. Wenn mich Sponsoren und Bikehersteller unterstützen, möchte ich so schnell wie möglich ein neues Speedbike mit Vollverkleidung und längerem Radstand entwickeln“, sagt er. „Wenn alles glatt läuft, kann dies schon in ein, zwei Jahren möglich sein.“ Und wenn diese oder eine andere Strecke in Chile wieder zur Verfügung steht. Denn die Rekordversuche in Les Arcs (Frankreich) wurden verboten.
Zurück nach Chile: Als Untergrund diente eine abseits gelegene Skipiste, die zuvor tagelang mittels Pistenraupen geglättet wurde. Die Strecke wurde vom Weltrekordhalter auf Skiern, dem Lienzer Harry Egger, entdeckt. „Die Verhältnisse waren alles andere als ideal, weil der süd-amerikanische Frühling den Schnee immer weiter aufweichte“, berichtet Markus Stöckl. Fünf Tage lang taste er sich Testfahrt für Testfahrt an das hohe Tempo heran. Bei der Generalprobe schaffte er 178 Stundenkilometer. Die Bestmarke gelang sozusagen in allerletzter Minute - am letzten Tag, der im Terminkalender noch offen war. Schon am Abend musste er mit seinen Betreuern Bernhard Rupitsch und Wolfgang Schwaiger zu einem Red-Bull-Air-Race abreisen.
Der Weltrekord wurde mit einem serienmäßig hergestellten Fahrrad aufgestellt. Das Tempo entspricht beinahe einem freien Fall: „Fallschirmspringer stürzen je nach Höhenlage bzw. Luftwiderstand um die 250 Stundenkilometer in die Tiefe“, vergleicht der geborene Kitzbüheler, der in Oberndorf aufgewachsen ist und nun in Kirchberg lebt.
Spray und Schuhe vergessen
Die Luft musste er während der rund 40 Sekunden dauernden Fahrt anhalten, damit sich das Sichtfenster des Helms nicht durch den Atem beschlägt. Zwar gibt es einen speziellen Spray dagegen. Trotz aller Professionalität menschelt es auch hier - er wurde nämlich an diesem Tag im Tal vergessen. Noch etwas: Weil Stöckl kurzfristig von der Möglichkeit erfahren hatte, die Strecke in Chile befahren zu können und deshalb Hals über Kopf nach Süd-amerika aufbrechen musste, hatte er die speziell windschlüpfrigen Spezialschuhe daheim liegen gelassen. Die Rekordfahrt bestritt er deshalb mit herkömmlichen Bikeschuhen.
Im Vergleich zu Prämien für andere Höchstleistungen im Sport stellt dieser Weltrekord eher „eine brotlose Kunst“ dar. „Die Kosten für die Reise und die Vorbereitung vor Ort haben Sponsoren und dabei vornehmlich Red Bull und der amerikanische Radhersteller Intense übernommen“, so der Tiroler. Bei Red Bull verdient er auch sein tägliches Brot: Er reist von Air-Race zu Air-Race, um bei Aufbauten, wie etwa die der mobilen Hangars, mitzuwirken. „Das ist eine schwere körperliche Tätigkeit, die mich auch in Schuss hält.“ Darüber hinaus ist er dabei, mit Teammanager Lukas Haider sein „MS-Intense-Factory-Racing-Team“ zu führen und für den US-amerikanischen Hersteller ein Vertriebsnetz in Europa aufzubauen. Für beide Tätigkeiten ist er rund 260 Tage im Jahr weltweit unterwegs.
Weiterer Angriff auf Weltrekord
Zur Vervollständigung: Es gibt noch einen weiteren Weltrekord auf einem Fahrrad - 1999 erreichte der Franzose Eric Barone 222 km/h. Allerdings mit einem speziellen aerodynamischen Speedbike. Diese Höchstleistung hat der 1,90 Meter große und 100 Kilo schwere Stöckl jetzt im Auge. Wenn mich Sponsoren und Bikehersteller unterstützen, möchte ich so schnell wie möglich ein neues Speedbike mit Vollverkleidung und längerem Radstand entwickeln“, sagt er. „Wenn alles glatt läuft, kann dies schon in ein, zwei Jahren möglich sein.“ Und wenn diese oder eine andere Strecke in Chile wieder zur Verfügung steht. Denn die Rekordversuche in Les Arcs (Frankreich) wurden verboten.