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Kitzbüheler Anzeiger
24.10.2020
News  
 

Zehn Kassenstellen sind unbesetzt

Im Bezirk Kitzbühel gibt es gerade einmal 45 Zahnärzte für rund 65.000 Menschen. Ein Grund dafür sollen unter anderem die hohen Mieten für Ordinationsräumlichkeiten sein.

Kitzbühel | Sie gleicht einem Spießrutenlaufen – die Suche nach einem Zahnarzt im Bezirk. Kaum einer nimmt noch Patienten auf. Meist wird auf den Notdienst am Wochenende verwiesen. Grund dafür ist ein massiver Zahnärztemangel im Bezirk. So kommen auf die rund 65.000 Einwohner im Bezirk gerade einmal 45 Zahnärzte.  
Bereits Ende letzten Jahres habe die Tiroler Zahnärztekammer auf das Problem der unbesetzten Kassenarztstellen hingewiesen, erinnert Elisabeth Fleischanderl, Gesundheitssprecherin der SPÖ im Tiroler Landtag. „Aktuell sind in Tirol über 50 Kassenstellen unbesetzt“, weiß Fleischanderl. Angesichts dieser Zahlen spricht sie von einer „mehr als bedenklichen“ Situation.Von einer flächendeckenden und verfügbaren Versorgung im Bereich der Zahnmedizin könne keine Rede mehr sein.

Vertragsbedingungen dringend verbessern
Der Präsident der Tiroler Zahnärztekammer, Paul Hougnon, ist sich des Problems wohl bewusst: „Betroffen ist nicht nur der Bezirk Kitzbühel, sondern auch angrenzende Bezirke.“ Im Bezirk Kitzbühel stehen zehn freie Kassenstellen zehn besetzten Stellen gegenüber, heißt es von Seiten der Kammer. Tatsächlich, erklärt Hougnon, müssten sich die Vertragsbedingungen dringend verbessern. Der Vertrag zwischen den Krankenkassen und den Zahnärzten stamme in seinen Grundzügen aus dem Jahr 1957 und sei seither nur in Randbereichen modernisiert worden, kritisiert er. Die Tarife für manche Leistungspositionen sind in einzelnen Bereichen nicht einmal kostendeckend wie z.B. bei den Prothesenreparaturen. Besser werde das nicht, da es in den nächsten Jahren überdies zu einer massiven Pensionierungswelle käme, „Durch die Abschaffung der Quote für Inländer beim Zahnmedizinstudium werden immer weniger Tiroler Zahnärztinnen und Zahnärzte ausgebildet. Auch der Zuzug aus anderen europäischen Ländern wird den Mangel nicht ausgleichen können“, klärt der Kammerpräsident über die Gründe des Ärztemangels auf.

Die Zahnärztekammer bemüht sich allerdings, die Situation zu verbessern: „Wir befinden uns seit langem unermüdlich in Gesprächen mit der Tiroler Gebietskrankenkasse bzw. jetzt mit der ÖGK Tirol. In Niederlassungsseminaren und Beratungen sind wir auch intensiv bemüht, die jungen Zahnärztinnen und Zahnärzte für den Kassenvertrag zu gewinnen. Vor allem sehen wir aber den Krankenversicherungsträger in der Verantwortung, im Interesse seiner Versicherten Rahmenbedingungen zu schaffen, unter welchen wieder mehr Kassenverträge mit den Krankenversicherungsträgern abgeschlossen werden können. Diese Verhandlungen müssten jedoch auf Bundesebene zwischen Österreichischer Zahnärztekammer und ÖGK geführt werden“, erklärt Hougnon. Um dem Zahnärztemangel in Zukunft entgegenwirken zu können, müsste die Quote wieder eingeführt werden, fordert die Kammer.

Eine Kassenstelle für zwei Zahnärzte
Arno Melitopulos, Landesstellenleiter der ÖGK-Tirol (Österreichische Gesundheitskasse), zeigt sich bemüht: „Wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten ein Maßnahmenpaket mit der Tiroler Zahnärztekammer in Arbeit, von dem einzelne Maßnahmen bereits fixiert werden konnten. Dazu zählt unter anderem die Anhebung der Bereitschaftsdienstpauschale um 70 Prozent für die Wochenend- und Feiertagsdienste und die „Fenstertage“ sowie die Schaffung von Zusammenarbeitsformen, bei der zwei Vertragspartner eine Kassenstelle teilen können – das wird im Bereich der Allgemeinmedizin bereits sehr gut angenommen.“
Warum die Situation im Tiroler Unterland so angespannt ist, lasse sich nicht gesichert sagen. „Die Zahnärztekammer führt die hohen Mieten für Ordinationsräumlichkeiten sowie die höheren Technikerpreise ins Treffen. Mit der aktuellen Honorarordnung sei dies schwer zu finanzieren. Diese Argumentation ist aber nicht wirklich schlüssig, da in vielen Bezirken auch die Versorgung gesichert ist, in denen die Rahmenbedingungen nicht wesentlich anders sind“, betont Melitopulos. Jedenfalls ist das Problem im Tiroler Unterland auch an die Österreichische Zahnärztekammer herangetragen worden, um sich entsprechende Maßnahmen zu überlegen, so der ÖGK-Chef. Margret Klausner

Bild: Zwei Mal im Jahr soll man zum Zahnarzt gehen – so lautet die Empfehlung. Doch das ist im Bezirk Kitzbühel gar nicht so einfach. Es gibt in der Region viel zu wenige Zahnärzte. Foto: AdobeStock/TGKK

 
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