Kitzbüheler Anzeiger

Westendorf

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4 März 2022 Thema Mit diesem berühmt gewor- denen Satz bekannte Sokra- tesöffentlichGrenzenseines Wissens. 399 v. Chr. wurde er wegen Gottlosigkeit zum Tode verurteilt und musste sich selbst mit dem Giftbe- cher hinrichten. Was hatte er verbrochen? Mit geschickten Fragen führte er Mitbürger zur Ein- sicht, dass manche ihrer Ansichten unhaltbar waren. Vor allem bei den felsenfest Überzeugtenmachteersich dadurch verhasst, was ihm schließlich zum V erhängnis werden sollte. Was unterscheidet Über- zeugung von Wissen? Dass ein Auto bei doppelter Ge- schwindigkeit die vierfache Bewegungs-Energie hat, das wissen wir, jede und jeder kann es (besser mit einem Spielzeug-Auto) nachprü- fen. Wenn jemand auf eine Automarke „schwört“, ist meist eine Mischung aus Wissen und Gefühl im Spiel. Wissen kann erworben und weitergegeben werden, bei Gefühlen müsste man eher von „Ansteckung“ sprechen. Je gründlicher das Wissen, umso mehr beruht es auf Denken und Überprüfung, bei Überzeugungen schei- nen Gefühle das Überge- wicht zu haben. Wer sich zum Abenteuer des Denkens entschließt, muss damit rechnen, auch unan- genehme Entdeckungen zu machen. Liebgewonnene Überzeugungenkönnensich als Illusion entpuppen, und je mehr Sinn mit ihnen ver- knüpft war, desto schwerer fällt es, sie aufzugeben. Überall auf der Welt hö- ren Kinder Märchen, doch früher oder später kommt die Zeit, wo sie nicht mehr geglaubt werden. Der Ab- schied von der Märchenwelt vollzieht sich meist prob- lemlos. In manchen Fällen kann er schmerzhaft sein, zum Bei- spiel, wenn der kindliche Glaube an das Geschenke bringenden Christkind zu- sammenbricht. Wir nehmen an, dass die meisten in die- sem Beispielfall keinen see- lischen Schaden davontra- gen, sondern im Gegenteil - lernen, dass sie ab und zu auch lieb gewordene Vor- stellungen aufgeben müssen. Wenn ein Kind allerdings weiterhin an den Osterha- sen glaubt, obwohl es Mama beim Einrichten des Nestes gesehen hat, ist die Sorge Zum Nachdenken Ich weiß, dass ich nicht weiß berechtigt,obeshoffentlich nicht „zurückgeblieben“ ist, wie es der Volksmund tref- fend ausdrückt. Bedeutet zweifeln nicht die größere geistige Leistung als glauben? Beginnt nicht alles Denken mit Fragen wie: Stimmt es oder nicht? Wie ist es in Wirklichkeit? Wenn wir ratlos sind und nicht mehr weiter wissen, geraten wir leicht in eine Falle: In bedrohlichen Situ- ationen nehmen wir lieber eine falsche Erklärung an als einzugestehen, dass wir die Zusammenhänge nicht kennen. Auf diese Wei- se sind schon schreckliche Verschwörungs-Mythen ent- standen. Der Hexenwahn erreichte nicht im „fins- teren“ Mittelalter seinen Höhepunkt sondern später. Nach Galilei und Newton hätte man es wirklich bes- ser wissen können, aber in kollektiver Gleichschaltung rutschten große T eile der Bevölkerung auf ein primi- tiveres Erkenntnisniveau zurück. Sokrates wollte nicht, dass wir vor unserem Unwissen kapitulieren, seine Empfeh- lung war vielmehr: Ich kann mich irren, du kannst dich irren, aber gegenseitig kön- nen wir uns bei der Suche nach der Wahrheit helfen. Das wird umso schwieriger, je komplizierter die Frage- stellung ist. Wer sich zum Beispiel ein einigermaßen vernünftiges Bild von Imp- fung machen will, kommt nicht darum herum, sich biologisch-medizinisches Grundwissen anzueignen, auch über die Methode, wie man zu solchem Wissen kommt. Die Quellen dazu sind heutzutage leichter und verlässlicher zugänglich als je zuvor, zum Beispiel in wikipedia. Mit welchem Recht darf jemand über Impfung urteilen, wenn er die Mühe scheut, sich sol- ches Wissen anzueignen? Betreiben wir nicht Selbst- täuschung, wenn wir Wis- sen durch Überzeugung er- setzen? Hans Laiminger Unser Gehirn tut sich leichter, in das Holz einen Vogelkopf „hinein zu sehen“, als die tatsächliche Struktur zu verstehen (Foto: Herbert Laiminger). Zum Jahresbeginn 2022 zählte Österreich laut Statis- tik Austria 8,979.894 Ein- wohner. Das sind um 47.230 Menschen mehr als ein Jahr davor. Der Bevölkerungszu- wachs geht ausschließlich auf Zuwanderung zurück. Ohne diesen Zuzug wäre die Bevölkerungszahl weiter geschrumpft. Mittlerweile haben schon 17,7 Prozent der Einwohner - das sind fast 1,6 Millionen - eine fremde Staatsbürgerschaft. (TT) Fast neun Millionen
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