Kitzbüheler Anzeiger

Westendorf

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4 Mai 2018 Thema Wenn die Biene von der Erde verschwindet, hat der Mensch nicht mehr lange zu leben. Keine Bestäubung, keine T iere, kein Mensch. Albert Einstein Insekten stehen auf der Be- liebtheitsskala ganz unten, doch sie sind unverzichtbar für die natürliche Balance. Zuletzt ist der Insektenbe- stand jedoch dramatisch zu- rückgegangen. Es ist mittlerweile ein be- kanntes Phänomen: V iele Insektenarten sind auf dem Rückzug. W o vor zwanzig Jahren noch munter Schmet- terlinge über die W iesen tanzten und es über der V e- getation geschäftig summ- te und brummte, kann man heute nur noch wenige na- türliche Töne vernehmen. Bienenvölker verenden mit- lerweile scharenweise, dar- an ist allerdings auch die aus Asien eingeschleppte Varro- amilbe (Parasit) mitverant- wortlich. Das Ergebnis einer großen Studie ist wirklich alarmie- rend: Die Gesamtmenge an fliegendenKerbtierenistim Laufe der letzten 27 Jahre um nicht weniger als 76 Pro- zent geschrumpft. Im Hochsommer, der für Insekten aktivsten Zeit, lag der Rückgang gar bei 82 Prozent. Heimlich, still und leise verschwinden die nütz- lichen Kerbtiere, ohne dass auch nur bei irgendwem die Alarmglocken geschlagen hätten. Verschwunden sind nicht nur gefährdete Arten, son- dern massenweise auch Bienen, Libellen, Fliegen, Schmetterlinge, Käfer und Hummeln. Die Folgen können drastisch sein, denn die Auswirkun- gen des Insektenrückgangs auf die Nahrungskette sind offensichtlich. Wild- und Nutzpflanzen fehlt es an Bestäubern, Vögeln an der Nahrungsgrundlage und Schädlingen an natürlichen Feinden. In der Natur spielt jedes Insekt eine Rolle. Es dient der Bestäubung, der Zer- setzung von Laub, anderen Tieren als Futter oder frisst selbst andere. Interessant: In den Tallagen Öster- reichs sind 53 Prozent aller Tiere gefährdet, zum Groß- teil Insekten. Im alpinen und hochalpinen Raum sind dagegen nur sechs Prozent bedroht. Das zeigt: Dort, wo intensiv gewirt- schaftet wird, verschwinden Tiere. Der Rückgang ist ein drama- tisches Zeichen dafür, dass wir dringend handeln müs- sen. Überall hinterlässt der Mensch seine Spuren in der Natur, greift in ihre Abläufe ein und bringt sie aus der Balance. Insekten können sich zwar sehr schnell wie- der vermehren. solange es intakte Schutzgebiete gibt. Diese sind aber die Voraus- setzung dafür. Insekten fehlt der Lebensraum Hat es sich bald ausgesummt? Bei der Suche nach den Gründen für dieses Insek- tensterben wird die über- intensivierte Landwirtschaft als Hauptursache genannt. Die Wiesen werden arten- ärmer durch ein Stickstoff- Überangebot. Die Blumen haben durch das häufige Mähen keine Zeit mehr zu erblühen. Dazu kommt, dass Gräser aus dem Mittelmeer- raum und Neuseeland wach- sen, die von den heimischen Insekten verschmäht wer- den. Der Einsatz von Pestiziden und Düngern, die ganzjäh- rige Bodenbearbeitung und das frühe Abmähen von Wiesen führen also dazu, dass immer weniger Blü- tenpflanzenaufkommenund manche dieser für die Insek- tenwichtigenPflanzenüber- haupt aussterben. Blühende Feldraine und Hecken sind selten geworden, womit den Insekten wichtige Lebens- räume abhanden gekommen sind. Deshalb wurde im österrei- chischen Förderwesen für die Landwirtschaft das so- genannte ÖPUL geschaffen (Österreichisches Programm für umweltgerechte Land- wirtschaft). Einige Bestim- mungen aus dem ÖPUL: Silageverzicht, Verzicht auf Kunstdünger, Erhaltung von Landschaftselementen wie Hecken, Bäumen, T ro- ckensteinmauern und Ufer- gehölz. W eiters sind auf mindestens fünf Prozent der gemähten Grünlandfläche des Betriebes Biodiversi- tätsflächen anzulegen, auf welchen der erste Schnitt erst ab dem 1. Juli zulässig ist.DieseAuflagegiltinter- essanterweise für Biobetrie- be nicht. Vor allem die Neonicoti- noide (Insektizide wie etwa Inidacloprid) gelten als ar- tenbedrohend. Als beson- ders heikel wird auch des Einsatz des vieldiskutierten Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat gesehen. Mit diesem Herbizid werden vor allem im Acker-, sowie im Obst- und Weinbau Wild- kräuter vernichtet, welche Nahrung und Lebensraum vieler Insekten sind. Zum Glück ist im Brixental der Einsatz von Glyphosat im landwirtschaftlichen Grün- land äußerst gering. Außerdem: Insekten brau- chen Vielfalt, Monokulturen fördern hingegen Schädlin- ge. Der Umstieg von chemi- schen Abwehrstoffen auf natürliche Mittel wäre laut Global 2000 ein Weg, das Insektensterben zumindest zu bremsen. Grundsätzlich sei ökologisches W irtschaf- ten ein Gebot der Stunde. Auch Streuobstwiesen, wie sie früher häufig zu sehen waren, könnten zu einer Verbesserung der Situation beitragen. Blühende Obst- bäume und Wiesenpflanzen bieten ein breites Pollen-und Nektarangebot für Nützlin- ge, die im Gegenzug für die Bestäubung der Bäume sor- gen. Durch das Trockenlegen feuchter Gebiete, also die Zerstörung von Biotopen, gehen die meisten Insek-
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