Kitzbüheler Anzeiger
26.08.2019
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„Bierige“ Geschichten aus dem Huber Bräu

Der Slogan „Das Bier von hier“ bringt auf den Punkt, wofür die alteingesessene St. Johanner  Brauerei Huber seit jeher steht: Tradition, Werte, Identität. Oder anders ausgedrückt: Beste Zutaten, hohe Braukunst und kurze Wege. Regionalität im wahrsten Sinne des Wortes.

„Wir genossen eine Suppe und tranken ein gar nicht übles St. Johanner Bier dazu“ schrieb einst der junge W.A. Mozart, nachdem er am 13. August 1771 auf seiner zweiten Reise nach Italien mit Vater Leopold im Gasthof „Zur Post“ in Waidring zugekehrt war, in einem Brief an seine Mutter. So kam das Augustinus, einst gebraut von Andreas Augustinus Feller (1740 – 1809) zu honorigen Ehren. Seine Fähigkeiten hatte der St. Johanner Schützenhauptmann, Bärenwirt und passionierte  Bierbrauer nicht nur im Kampf gegen die Franzosen und Bayern bewiesen, sondern auch im Umgang mit Wasser, Hopfen und Malz. So wird nach einem Rezept dieser lokalen Berühmtheit das „Augustinus“, ein malzaromatisches, bernsteinfarbenes Qualitätsbier in der Brauerei Huber gebraut. Mit dem süffigen und  vollmundigen  Bier (11,5° Stammwürze) will die St.Johanner Familienbrauerei auch beweisen, dass die Tiroler Braukunst nicht notgedrungen im Schatten der bayerischen Nachbarn stehen muss.

Das Huber Bräu steht seit jeher für Tradition. Es ist ein St. Johanner Familienunternehmen, stark verwurzelt in Heimatort und Bezirk. Seit 1727 gibt es diese Brauerei, die zunächst von wechselnden Besitzern, ab 1883 durchgehend unter dem Namen Huber geführt wird.  Auf Josef und Emil Huber folgten Anna und Hans Huber, beide Bierbrauer mit Leidenschaft. Durch den Einstieg von Günther Hubers Großvater Georg Gassberger, der einer Salzburger Bierfamilie entstammte, erfuhr der Betrieb in der Nachkriegszeit einen entscheidenden Aufschwung und St. Johann erhielt mit dem Bierturm ein markantes Wahrzeichen. In der nächsten Generation bauten Günther Huber sen. und Gattin Edith das Familienunternehmen zu einer Qualitätsbrauerei aus und schufen eine regionale Institution in der Marktgemeinde.  Seit dem Tod des Vater im Jahre 1999 führt Günther Huber jun. die Geschicke des Familienunternehmens, dessen Weiterbestand bereits gesichert ist. Sohn Philipp wird in die Fußstapfen seines Vaters treten und die St. Johanner Bierdynastie in die Zukunft führen.

Das „Bier von hier“ gibt es nur im Bezirk und im Söllandl. Insgesamt 18.000 Hektoliter pro Jahr.

Der Grundsatz der Regionalität zieht sich durch alle Belange des Unternehmens, das 36 Mitarbeiter beschäftigt. Von jenem Zeitpunkt, an dem Hopfen und Malz aus Bayern in St. Johann angeliefert werden, über die Kunst des Bierbrauens bis zur Abfüllung und Auslieferung, hat man im Brauweg 2 jeden einzelnen Produktions- und Vertriebsschritt fest im Griff.  44 internationale Auszeichnungen in Gold zeugen von hoher Braukunst; das Liefergebiet des Huber Bräu ist auf den Bezirk Kitzbühel und das angrenzende Sölllandl konzentriert. Ausnahmen von der Regel bilden lediglich Kufstein und Wörgl, wo das „Bier von hier“ im Handel erhältlich ist. „Aber nur in den Filialen von MPreis- und Spar, weil das Tiroler Unternehmen sind“, wie Günther Huber erläutert. An eine Expansion denkt er nicht: „Wir erzeugen in St. Johann jährlich 18.000 Hektoliter Bier. Damit sind unsere Kapazitäten beinahe ausgeschöpft, und dabei bleiben wir.“  

Günther Huber senior erfand das Radler in Flaschen und schwamm damit gegen den Strom.

Obwohl man im Hause Huber an den traditionellen Werten festhält, steht und stand man Innovationen stets offen gegenüber. So hat der St. Johanner Betrieb als erster seiner Zunft in Österreich das Radler bereits 1988 in Flaschen abgefüllt. Die zündende Idee dazu stammte von  Günther Huber senior, der sich nach dem Sport jedes Mal ärgerte, wenn er ein Glas des Durstlöschers vorgesetzt bekam, in dem sich Bier und Limonade aus der Schankanlage nicht miteinander vermischt hatten. Der Braumeister tüftelte sodann an Rezeptur und Abfüllung. Als er das Ergebnis in Brauerei- und Gastronomiekreisen stolz präsentierte, blieb die erhoffte Zustimmung aber überraschend aus.  „Man stand  dieser Weiterentwicklung damals skeptisch bis ablehnend gegenüber“, erzählt Günther junior. Wie sehr sich die Zeiten geändert haben, ist heute  im Handel ersichtlich, wo Radler in Flaschen und in allen möglichen Geschmacksnuancen mittlerweile die Regale füllen.

1959 wurde der Bierturm eingeweiht. Dann gingen die Wogen hoch.

Der  von Großvater Georg Gassberger gebaute und am 11. November 1959 eingeweihte Bierturm war mehr als umstritten. Nicht etwa, weil mit dem Sudhaus in diesem Gebäude das Herz der Brauerei untergebracht ist, oder mit dem Bierturm St. Johanns erstes und bislang einziges Hochhaus entstanden ist, sondern weil in der obersten Etage des Turms ein Bräustüberl mit Ausschank und Küche errichtet worden waren. „Das löste einen regelrechten Bierkrieg aus, weil unser  Bräustüberl von zahlreichen Wirten als Konkurrenz gesehen wurde“, schildert Huber. Mittlerweile haben sich die Zeiten geändert. Es ist längst Friede eingekehrt und aus dem Bräustüberl im sogenannten „Hochhaus“ ist eine echte St. Johanner Institution geworden. Ein sozialer Treffpunkt hoch über den Dächern der Marktgemeinde, an dem Geselligkeit  und Stammtischkultur gepflegt sowie Gerichte und kleine Speisen der klassischen österreichischen und Tiroler Küche geschätzt werden - die St. Johanner Würstl gehören hier sowieso dazu. „Die Einheimischen sind unser Brot, die Urlauber unsere Butter“, fasst Günther Huber zusammen. Wobei sich diese Philosophie durch alle Belange seines Unternehmens zieht.



Die Bierrampe und das Biertaxi gehören einfach dazu.

Vom St. Johanner Original, über das Huber Spezial bis zum Meisterpils und Hefeweizen: Insgesamt 12 Sorten Bier für jeden Geschmack werden am Brauweg 2 ganzjährig erzeugt. Ergänzt wird das Sortiment um zwei weitere Sorten. Das Herbstbier Juchizza ist ab Mitte September, der Weihnachtsbock  ab Mitte November erhältlich  –  so lange der Vorrat reicht.

Werden Gastronomie und Handel mit dem Huber‘schen Fuhrpark beliefert, so ist es für die St. Johanner längst zu einem Ritual geworden, sich den Gerstensaft für daheim direkt an der Rampe des Huber Bräu selbst abzuholen. Das „Bier von hier“ gibt es hier  - mit Ausnahme von Feiertag und Sonntag - täglich, nur das St. Johanner Zwickl, ein helles, ungefiltertes Spezialbier, das im Brauereikeller frisch vom Zwicklhahn der Gärfässer gezapft wird, ist den Freitagen vorbehalten. An der Rampe wird die mitgebrachte, exklusive 2-Liter-Siphonflasche neu aufgefüllt. Zusätzlich tourt ein eigenes Huber Biertaxi Tag für Tag durch die Marktgemeinde und den gesamten Bezirk, um das „Bier von hier“ direkt vor die Haustür zu bringen.
 
Mit seiner 300-jährigen Tradition ist das Huber Bräu in der Region fest verankert. Wie ein Fels in der Brandung behauptet sich die kleine Brauerei auf dem heiß umkämpften heimischen Markt und stemmt sich gegen die knallharte Preistreiberei seiner Mitbewerber. „Als das Bier von hier kämpfen wir tagtäglich wie ein kleines gallisches Dorf gegen die übermächtige  Bierwelt“, fasst  Brauereichef Günther Huber zusammen, der in Zeiten der wirtschaftlichen Globalisierung an den Vorzügen seines kleinen und alteingesessenen Betriebes unbeirrbar festhält: „ausgezeichnete Qualität, maximaler Service und gelebte Regionalität.“ Eben so,  wie es schon bei seinem Vater und Großvater der Brauch war.

Text: Alexandra Fusser, Grafik: Ferdinand Pedevilla, Foto: Peter Vonier

 
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