Kitzbüheler Anzeiger
21.01.2015
News  
 

„Würden gerne effizienter vorgehen“

Seit 2010 ist Michael Berger Bezirkshauptmann von Kitzbühel. Nun wurde er für fünf Jahre wiederbestellt. Der Kitzbüheler Anzeiger sprach mit ihm über seine erste Amtsperiode und zukünftige Herausforderungen.

Seit fünf Jahren bekleiden Sie das Amt des Bezirkshauptmannes. Welche Herausforderungen gab es zu bewältigen?

Die größte Herausforderung war sicher das Thema der Neuerrichtung bzw. Sanierung und Erweiterung der Gebäude der BH samt der intensiv diskutierten Standortfrage. In weiterer Folge auch die interne Organisation der Baumaßnahmen und vor allem die damit verbundenen Provisorien in den internen Abläufen.
Eine weitere Herausforderung und ein persönliches Anliegen war mir die Einrichtung einer zeitgemäßen Bürgerservicestelle trotz schlechter räumlicher Rahmenbedingungen. Auch die Übernahme der Leitung einer Behörde, in der man selbst viele Jahre sozusagen einfacher Mitarbeiter war, ist eine spezielle Thematik.  Insgesamt haben mir die vier Jahre Erfahrung als Dienststellenleiter in Kufstein sehr geholfen, sodass die mit der Funktion des Bezirkshauptmannes in Kitzbühel generell verbundenen betriebsinternen aber auch externen Herausforderungen eigentlich problemlos zu bewältigen waren.

Großes Aufsehen verursachte die Sanierung bzw. der Neubau der Bezirkshauptmannschaft. Eine Bürgerbewegung wurde ins Leben gerufen. Die Baupläne geändert. Wie sehen Sie heute die Causa rückblickend?

Die sozusagen heiße Phase der Standortfrage war ein schwieriger Prozess und für mich war es eigentlich ernüchternd, wie schnell ein solches Thema mit all den damit verbundenen Folgewirkungen emotionalisiert werden kann. Rückblickend betrachtet aber war es richtig, die Sache gründlich und mit allen Interessensgruppen auszudiskutieren und die Erfahrung aus dieser Diskussion zeigt, dass mit grundsätzlichem Verständnis für die Position des jeweiligen Gegenübers und mit Kompromissbereitschaft auch sehr schwierige Fragen gut gelöst werden können.
Ich freue mich jedenfalls über die gefundene Lösung mit BH, Musikschule und Kindergarten  und vor allem auch darüber, dass wir sie im besten Einvernehmen mit der Stadtgemeinde umsetzen können.

Wann wird die neugestaltete Bezirkshauptmannschaft bezugsfertig sein?

Wenn nichts unvorhergesehenes dazwischenkommt, sollte die neue BH Ende 2015 oder Anfang 2016 bezugsfertig sein.

Auf welche Verbesserungen dürfen sich die Bürger freuen?

Nach Abschluss unseres Bauprojektes werden wir über ein zeitgemäßes Amtsgebäude und über eine moderne technische Infrastruktur verfügen, was für die möglichst optimale Erfüllung unserer Aufgaben sehr wichtig ist. Wir verstehen uns als Dienstleistungsbetrieb und die Bürger werden wie bisher freundliche und hilfsbereite Beamte, dann aber in einem ansprechenden und einladenden Amtsgebäude mit kurzen und vor allem barrierefreien Wegen, vorfinden.  

Ein großes Thema ist derzeit die Schaffung von Flüchtlingsunterkünften. Wie sehen Sie die Situation im Bezirk?

Es gab und gibt immer wieder Angebote aus der Bevölkerung. Aktuell umgesetzt wird derzeit eine Flüchtlingsunterkunft in der Stadt Kitzbühel (siehe dazu auch Bericht auf der Seite 7). Zwei weitere Projekte, bei denen es die grundsätzliche Zustimmung der betreffenden Gemeinden gibt, werden derzeit bearbeitet und haben gute Chancen auf Umsetzung.
Angesichts steigender Flüchtlingszahlen werden wir aber noch weitere Objekte benötigen. Ich denke aber, dass wir im Bezirk auf einem guten Weg sind und ich möchte mich insbesondere bei allen Bürgermeistern, ganz besonders auch beim Bürgermeister von Kitzbühel, bedanken, die der Thematik sehr offen und mit großem Verständnis gegenüberstehen. Ich habe aus diesem Kreis noch keine einzige Ablehnung bekommen, die für mich nicht nachvollziehbar gewesen wäre. Die Herausforderung ist es, Objekte zu finden, die nicht nur baulich, sondern auch standortmäßig entsprechen, um eine größtmögliche Akzeptanz in der Bevölkerung zu finden. Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingen wird.

Ein heiß diskutiertes Thema sind, besonders in Kitzbühel, immer wieder die vermuteten illegalen Zweitwohnsitze. Wie sehen Sie die Problematik?

Zweitwohnsitze sind grundsätzlich nichts Negatives und sie beleben die regionale Wirtschaft. Die potentiell illegalen Freizeitwohnsitze halte ich aber für ein echtes Problem, da sie die für einheimische Normalverdiener nicht mehr finanzierbaren Grund- und Wohnkosten wohl zum Teil mitverursachen.
Als Grundverkehrsbehörde würden wir daher sehr gerne effizient dagegen vorgehen. Die einschlägigen Gesetze geben uns aber nur ein eher stumpfes Werkzeug in die Hand und unsere diesbezüglichen Bemühungen sind leider zu selten erfolgreich. Das hat europa- und verfassungsrechtliche Gründe und ist nicht sehr befriedigend, von uns als Vollzugsorgane aber zu akzeptieren.

Welche Herausforderungen bringen die nächsten fünf Jahre mit sich?

Die Weiterentwicklung der Bezirkshauptmannschaft in Sachen Servicequalität und Bürgerfreundlichkeit wird auch in Zukunft ein Schwerpunkt sein und ist eigentlich ein Dauerthema. Das Gleiche gilt für die Herausforderung, mit dem immer dichteren und komplizierteren Gesetzesdschungel so umzugehen, dass weiterhin sinnvolle und pragmatische Abläufe möglich sind.  Nicht zuletzt um die Motivation der Mitarbeiter aufrechtzuerhalten und für unsere Arbeit möglichst viel Akzeptanz in der Bevölkerung zu erzielen, was ganz besonders wichtig ist.

Drei Wünsche für die Zukunft?

Gesundheit, weiterhin sozialen Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt in Österreich und Europa, weniger Krieg und Gewalt in der Welt.
Johanna Monitzer

 
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