Kitzbüheler Anzeiger
25.06.2015
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Wie Golf nach Kitzbühel kam

Der Golfclub Kitzbühel feiert heuer sein 60-jähriges Jubiläum. Anlass genug, um einen kleinen Rückblick auf die Geschichte des Clubs zu machen.

Kitzbühel | Die Idee, im berühmten Wintersportort Kitzbühel einen Golfplatz zu errichten, bestand schon in den 1930er Jahren. Vorreiter dieses Plans war der Jet-Setter Baron Hubert Pantz, mit seinem legendären Sport & Shooting Club Schloss Mittersill. Als 1937 Pantz anlässlich des langen Aufenthalts des Herzogs von Windsor auf Schloss Enzesfeld zu einem „diner dansant“ eingeladen war, gelang es Pantz mit Hilfe der Gastgeberin Kitty Rothschild und des Prinzen Dietrichstein, Edward ,zur Annahme der Ehrenpräsidentschaft des künftigen Mittersill Golfclubs zu überreden.

Pläne für den Platz hatte bereits der berühmte, englische Golfplatzarchitekt Simpson gefertigt. Die Freude über die Gunst seiner Königlichen Hoheit, dem Club ehrenhalber vorzustehen, währte nicht lange. Ein Jahr später marschierten die Nazis in Österreich ein, Pantz ging ins Exil in die USA, und der Platz wurde nicht gebaut. Es blieb auch keine Zeit, einen neuen, größeren Swimmingpool zu bauen, den sich die Woolworth-­Erbin aus Amerika, ebenfalls ein Gast auf Schloss Mittersill, gewünscht hatte.

Von Mittersill nach Kitzbühel

Bald aber entstand die Idee, einen richtigen Golfplatz zu errichten, den man gemeinsam mit dem berühmten Wintersportort Kitzbühel verwirklichen wollte. Geplant wurde der 9-Loch Platz zuerst in der Nähe von Schloss Mittersill von dem berühmten Golfplatz-Architekten John F. S. Morrison. Aber die Idee, in Mittersill zu bauen, wurde schnell aufgegeben, da man kein geeignetes Gelände finden konnte. Der Plan, einen Golfplatz zu errichten, war inzwischen von Carl Lamberg, dem Besitzer von Schloss Kaps in Kitzbühel, aufgegriffen worden. Durch die Vermittlung vom Prinz Croy kamen Graf Lamberg und Baron Pantz zusammen, und man vereinbarte, nun auf den Gründen von Schloss Kaps den Platz zu errichten.

Carl Graf Lamberg (1911 - 1977 ), gebürtiger Linzer und promovierter Jurist, hatte mit dem Golfsport schon vor dem zweiten Weltkrieg in  Dellach Bekanntschaft gemacht, er wusste also, was für den Bau eines Golfplatzes benötigt werden würde – das Geld sollte ohnehin aus Mittersill kommen. Auch die offiziellen Stellen waren an der Errichtung eines Golfplatzes sehr interessiert und so fand Lamberg die Unterstützung von Baron Carl Menshengen, dem Direktor des Verkehrsvereins, und von Baron Camillo von Buschman, den Bürgermeister der Stadt Kitzbühel.

Gründungsversammlung am 1. Februar 1955

Die erste Gründungsversammlung fand am 1. Februar 1955 in der Kanzlei von Buschman statt. Beteiligt waren für den Sport & Shooting Club Schloss Mittersill Baron Pantz und Alex Hohenlohe und für den Kitzbüheler Verkehrsverein Camillo Buschman und Carl Menshengen.

Die Zeit verging, aber das Geld aus Mittersill wollte und wollte nicht kommen. So ergriffen die Kitzbüheler unter Carl Graf Lamberg alleine die Initiative und bauten mit einigen jungen Kitzbühelern, allen voran der heute noch aktive und immer lustige Hans Stolzlechner, eine Anlage die Generationen von Kitzbühelern und Gästen aus aller Welt viel Freude machen sollte.

Der Golfsport hatte in Kitzbühel schnell Fuß gefasst, die Mitgliederzahl im Jahr 1958 betrug bereits 98 und die Qualität der Spieler stieg ständig. Wesentlich dazu beigetragen hat der englische Pro Douglas Steiner, der es verstand, jedem die richtige Freude am Golfspiel zu vermitteln. Seine Frau erledigte in liebenswürdiger Weise die Büroarbeiten, von seinen Töchtern Virginia und Nadja interessierte sich insbesondere letztere für Golf und nahm bereits als Kind an Turnieren teil. Später sollte sie sogar ins Profilager wechseln und die erste Proette in Österreich werden. Steiner verbrachte die Wintermonate auf den Bahamas, wo er 1966 starb.

Einer der führenden Clubs in Österreich

Der Club pflegte rege Kontakte zu anderen Clubs, insbesondere zu den Salzburgern und den Berchtesgadenern, mit denen man Interclubwettkämpfe durchführte. Kitzbühel entwickelte sich zu einem führenden Club in Österreich, der seine Spitzenstellung auch über jene Zeit hinaus halten konnte, als die Anzahl der Plätze bereits gestiegen war. Dies bezeugen der oftmalige Gewinn der Österreichischen Mannschaftsmeisterschaft (13 Mal) und die Austragung der Nationalen (1965, 1968, 1971) und Internationalen Österreichischen Meisterschaften (1958, 1959, 1962). Die steigende Anzahl an Teilnehmern war für einen 9-Loch Platz letztlich nicht mehr tragbar und somit konnten Meisterschaften nicht mehr nach Kitzbühel-Kaps vergeben werden.

Die Erweiterung auf 18 Löcher wurde das erste Mal bereits 1960 und auch Anfang 2000 angedacht. Immer wieder scheiterte es an Behörden oder einzelnen Landwirten, die dagegen waren.

Neue Impulse für den Golfsport in Kitzbühel

Der Golfsport in Kitzbühel bekam neue Impulse durch die Errichtung des 18-Loch Platzes am Schwarzsee im Jahr 1988 und des Platzes in Eichenheim 1999. Der Golf Club Kitzbühel hingegen machte sich selber unter der Ägide des neuen Vorstandes und Graf Max Lamberg rechtzeitig zum 50-jährigen Jubiläum mit einem völlig umgestalteten neuen 9-Loch Platz ein Geschenk. Seit 2006 wird auf diesem neuen Platz wieder gespielt.

Die Kitzbühler Golfer von Schloss Kaps zählten jahrzehntelang zu den besten Spielern in Österreich und waren die „ewigen“ Rivalen der Wiener. Unumstrittenes Aushängeschild war Max Lamberg, aber auch Johannes Lamberg, Rudi Sailer jr., Jutta Angst, Sandra Fischer, Fritz Porstendorfer, Matthias Wittmann, Heinrich Harrer und Clemens Prader gewannen österreichische Titel.

Die Geschichte des Golf Clubs Kitzbühel ist geprägt von vielen Idealisten und Kitzbühler Persönlichkeiten. Immer wieder gab es Meinungsverschiedenheiten, ja sogar gerichtliche Auseinandersetzungen zwischen der Familie Lamberg und dem Golf Club Kitzbühel. Ohne den Weitblick von Carl Graf Lamberg in den fünfziger Jahren und die grandiose Neugestaltung des Platzes durch Max Graf Lamberg wäre all dies nicht möglich gewesen.

Bild: In den 1960-er Jahren herrschte großer Rummel um Toni Sailer, am Loch fünf. Foto: GC Kitzbühel

 
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