Kitzbüheler Anzeiger
02.03.2015
News  
 

Viele Nationen unter einem Dach

Wie wohnen die Flüchtlinge im Seehof? Der Kitzbüheler Anzeiger auf Lokalaugenschein.

Kitzbühel | Ruhig liegt der Seehof auf einer kleiner Anhöhe direkt neben der Bundesstraße. Im Inneren erschließt sich ein Labyrinth aus Zimmern. Noch steht viel Gerümpel herum. Besonders der Wintergarten ist voll mit altem Zeug. „Wir sind erst dabei das wegzuräumen. Es ist noch einiges zu tun!“, erklärt Betreuer Edwin Veldt.

Fast jedes der Zimmer hat ein eigenes kleines Bad mit einer Waschgelegenheit, WC und oft auch einer Dusche. Früher war das Haus ein Hotel. Mit der Standardgröße von heutigen Hotelzimmern sind die Einheiten aber nicht zu vergleichen. Die Einzel-Stockbetten füllen beinahe den ganzen Raum. In den Zimmern sind unterschiedliche Bodenbeläge mal bunte Teppiche aus den 70iger Jahren, mal Plastikböden - alles ist bunt gemischt und „zusammengestöpstelt“. Trotzdem wirkt es gemütlich.  

Unter dem Dachgeschoss gibt es größere Einheiten. Hier wohnt eine Familie aus Somalia mit ihren neun Kindern. Die Familie wird aber nicht mehr lange bleiben, wie Vater Ahmed Wehelie stolz auf Deutsch berichtet: „Wir dürfen in Österreich bleiben und suchen eine Wohnung“. Drei Jahre hat das Verfahren gedauert.

Flüchtlinge kochen und gehen einkaufen

Es ist ein ständiges Kommen und Gehen im Seehof. „Das Heim ist ausgelegt für bis zu 40 Personen. Wer hier einziehen darf wird vom Land bestimmt. Wie lange jemand bleibt ist ungewiss“, erklärt Veldt. Die Flüchtlinge im Seehof versorgen sich selbstständig. Jeder muss selber kochen. Zwei Küchen gibt es dafür im Haus. In jedem Zimmer steht ein kleiner Kühlschrank. „Die Bewohner werden hier nicht rund um die Uhr betreut“, betont Veldt.

Kitzbüheler engagieren sich ehrenamtlich

Jeder, der schon einmal in einem fremden Land war, weiß, dass es oft nicht einfach ist sich zurechtzufinden. Um die Flüchtlinge zu unterstützen haben sich engagierte Kitzbüheler zur „Flüchtlingsinitiative Kitzbühel“ zusammengeschlossen.“Wir sind für alle offen, die helfen wollen“, erklärt Gertraud Rief, eine der Initiatorinnen.

Rund 50 Freiwillige haben sich bisher gemeldet. Sie bieten Sprachunterricht an, helfen beim Einkaufen, bei Behördengängen oder bei sonstigen Problemen. Auch stellt die Initiative den Kontakt mit Vereinen her. „Kinder können so beim Badminton-Verein mitmachen oder zum Fußball gehen“, berichtet Rief. Die Erwachsenen dürfen laut Gesetz 80 Stunden pro Monat gemeinnützige Arbeit für einen Stundenlohn von drei Euro verrichten. „Auch hier wird bereits geschaut, wo jemand was machen könnte“, so Rief.

Spendenkonto wurde eingerichtet

Die Flüchtlingsinitiative Kitzbühel hat zwei Spendenkonten eingerichtet (Sparkasse Kitzbüehl: AT192050500000302141 oder Raiffeisenbank Kitzbühel AT223626300000542233). Die Spenden kommen zu 100 Prozent den Flüchtlingen zugute. „Das Geld wird vor allem für Schulsachen oder Kleinigkeiten wie Werkzeug etc. benötigt“, erklärt Rief.

„So was habe ich bisher noch nie erlebt“

Flüchtlingsbetreuer Edwin Veldt ist von so viel Engagement, wie es in der Gamsstadt gibt, begeistert. „Es ist wahrlich eine Offenbarung, was hier passiert. So viel Engagement habe ich bisher noch nie erlebt“, so Veldt.
Johanna Monitzer

 
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