Kitzbüheler Anzeiger
04.08.2015
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Nicht bedenkenlos willkommen

Reith | Die Familie, die auch den Seehof in Kitzbühel gegen Miete dem Land Tirol als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung stellt, würde nun auch ihr Anwesen in Reith dafür anbieten. Bevor es in konkrete Verhandlungen mit den Eigentümern geht, wurde das Projekt in der jüngsten Sitzung von Mitarbeitern der Tiroler Soziale Dienste GmbH, in deren Hände das Land Tirol die Flüchtlingsbetreuung gelegt hat, dem Reither Gemeinderat vorgestellt und um eine Stellungnahme dazu gebeten.  

Das Haus in der Kaiserstraße würde Platz für 40 bis 50 Personen bieten. Die Bushaltestelle fast direkt vor dem Haus würde eine gewisse Mobilität gewährleisten. „Wir wollen vorab die Stimmungslage in der Gemeinde erörtern, bevor weitere Gespräche mit der Hausbesitzerin geführt werden. Fakt ist derzeit, dass die Struktur des Hauses ideal wäre, es wären nur kleine Reparaturen notwendig. Auch muss abgeklärt werden, ob Platz für Kinder im Kindergarten und in der Schule ist“, erklärten Georg Mackner und Florentina Schiessen­doppler von der Tiroler Soziale Dienste GmbH.
Platz wäre, laut Bürgermeister Stefan Jöchl, zwar sowohl im Kindergarten als auch in der Schule, schnell wurde aber klar, dass die Asylwerber in Reith nicht mit offenen Armen empfangen werden. Jede Menge Fragen und Bedenken gab es von Seiten der Gemeinderäte.

Für den Bürgermeister ist klar, dass 40 bis 50 Flüchtlinge für die Bevölkerungsstruktur in der Gemeinde zu viel sind. „In Anbetracht, dass in Kitzbühel 40 Menschen untergebracht sind und Reith ja viel kleiner ist, sind das zu viele“, erklärt Jöchl. Derzeit sind in Reith 1.712 Hauptwohnsitze und 919 Zweitwohnsitze gemeldet.

GR Josef Dagn will sich an die derzeit verlautbarte Bezirksquote halten (diese wird ständig nach oben korrigiert Anm. d. Red.). „Die Quote sagt, dass wir dreizehn Flüchtlinge aufnehmen müssen. Warum sollen wir mehr aufnehmen? Jeder soll das kriegen, was ihm zusteht“, so Dagn und betont, „dass auch auf die Einheimischen und auf die Wirtschaft geschaut werden muss.“  
An frühere Flüchtlingswellen erinnerte GR Walter Obermoser. „Bei der Ungarnkrise oder im Kosovokrieg hatten wir in Österreich noch nicht so einen Wohlstand und trotzdem haben wir den Menschen geholfen“, gab Obermoser zu bedenken. GR Sebastian Hölzl erzählte, dass aus damaligen Flüchtlingen heute drei angesehene Bäuerinnen im Ort geworden sind und schlug vor, zuerst die Anrainer zu informieren, bevor es zu einer Entscheidung kommt.
Unterstützung und Hilfe bei der Informationsarbeit würde die Gemeinde von der Tiroler Sozialdienste GmbH bekommen.  „Wir können vom Infoabend, bis zum Flyer alles, was die Gemeinde wünscht, organisieren“, so Mackner und betonte „dass nicht geplant sei über die Gemeinde einfach drüber zu fahren.“

Zu einer Abstimmung, ob und wie viele Flüchtlinge in Reith aufgenommen werden sollen, kam es nach fast einer Stunde Diskussion letzte Woche nicht. Vize-Bgm. Hansjörg Hölzl meinte zwar, dass er nicht mehr in den Spiegel schauen könne, wenn heute nicht darüber abgestimmt wird, die anderen Gemeinderäte wollten sich aber nicht drängen lassen. „Wir werden darüber nachdenken. Es müssen noch einige Dinge erhoben werden“, so Bgm.  Jöchl.
Am Dienstagabend (nach Redaktionsschluss) trafen sich die Reither Gemeinderäte erneut, um über das Thema zu sprechen. Was bei den Gesprächen herausgekommen ist, lesen Sie im nächsten Kitzbüheler Anzeiger.

Sollte es zu einer positiven Stellungnahme kommen, dauert es rund zwei Monate, bis das Haus bezugsfertig ist. Die Tiroler Soziale Dienste GmbH würde das Haus in Reith, wie in Kitzbühel, als Selbstversorgerheim führen.
Auch die Bevölkerung soll informiert werden. „Egal wie die Abstimmung ausgeht. Wir wollen mit den Halbwahrheiten, die überall verbreitet werden, aufräumen“, erklärt der Bürgermeister.   Johanna Monitzer

 
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