Kitzbüheler Anzeiger
20.11.2016
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Lebenshilfe beschreitet neue Wege

In den nächsten Jahren soll die Werkstatt der Lebenshilfe in Oberndorf aufgelöst werden. Die Menschen mit Behinderung sollen mehr in die Gesellschaft integriert werden.

Oberndorf | Menschen mit Behinderung sind im Arbeitsalltag noch immer ein seltenes Bild. Sie arbeiten oft in geschützten Werkstätten und wohnen in betreuten Heimen. Die Lebenshilfe hat sich zum Ziel gesetzt, dieser vermeintlichen Ausgrenzung entgegenzuwirken. „Wir haben die Vision, dass Menschen mit Behinderung auch zu einem fixen Teil der Gesellschaft werden“, erklärt Markus Themel, Regionsleiter der Lebenshilfe im Bezirk Kitzbühel.

Im Bezirk Kitzbühel soll sich das Angebot der Lebenshilfe in den nächsten Jahr verändern. Die geschützte Werkstätte in Oberndorf soll über kurz oder lang aufgelöst werden. „Ich nehme hier nicht das Wort Schließung in den Mund, denn das wäre der falsche Ausdruck. Wir stellen uns in Abstimmung mit unseren Klienten neu auf“, erklärt Themel.

Integration in das Wirtschaftsleben

Die derzeit 60 Klienten, die von der Lebenshilfe in der Werkstätte in Oberndorf betreut werden, sollen Schritt für Schritt und unter Berücksichtigung ihrer Fähigkeiten sowie Bedürfnissen in die Wirtschaft integriert werden. Anstatt hinter verschlossenen Türen zu arbeiten, sollen die Menschen mit Behinderung am Leben teilhaben. „Gespräche mit Firmen und Vermietern haben uns in diesem Vorhaben bestärkt. Wir gehen dorthin, wo es Arbeit gibt und überlegen uns mit Firmen und den Klienten, wo wir mitmachen können“, erklärt Themel. Die Arbeiten, die von der Lebenshilfe betreut werden, können in den verschiedensten Bereichen stattfinden. „Von Reinigungsdiensten, über kleine Büroarbeiten bis hin zu Botengängen ist so viel möglich, man muss sich nur darüber Gedanken machen“, veranschaulicht Themel.

Bereits gute Erfahrungen gemacht

Bereits jetzt sind Teams der Lebenshilfe im Außendienst unterwegs. So wird in Kirchdorf etwa ein Reinigungs- und Paketservice betrieben. Im Nachbarbezirk Kufstein helfen Klienten der Lebenshilfe in einem KFZ-Betrieb mit. „Menschen mit Behinderung wollen am Leben teilhaben – und viele von ihnen sind richtige Arbeitstiere und sehr gewissenhaft“, erzählt Themel von seinen Erfahrungen.

Kleine Standorte im Bezirk verteilt

Die Lebenshilfe plant bis 2019 bis zu fünf kleine Niederlassungen im Bezirk zu errichten, von wo aus die Menschen mit Behinderung in Firmen miteingebunden werden. „In Brixen haben wir bereits einen sozial eingestellten Vermieter gefunden und die Ortsbauern sind an einer Zusammenarbeit mit uns sehr interessiert“, berichtet Themel von den ersten erfolgreichen Schritten. Auch in St. Johann gäbe es schon einige Firmen, die gerne einen Teil ihrer Büroarbeit abgeben würden, so der Regionalleiter. Einen Bereich, in dem die Lebenshilfe ebenfalls bereits erfolgreich agierte, das Catering, muss aber eingestellt werden. „Die Auflagen im Gastronomiebereich sind einfach zu hoch, deshalb können wir diesen Zweig nicht mehr anbieten“, erklärt Themel.

Was passiert mit dem Werkstatt-Gebäude?

Welche Verwendung das Werkstatt-Gebäude, das sich im Besitz der Lebenshilfe befindet, nach deren Auflösung findet, ist noch nicht klar. „Es gibt noch keine Pläne dafür, was  mit der Werkstatt in Oberndorf passieren soll“, informiert Themel. Neben der Werkstatt gibt es in Oberndorf auch noch das Wohnheim der Lebenshilfe. Auch hier sollen die Menschen mit Behinderung nicht mehr abgeschottet leben.

Wohnhäuser gehören der Vergangenheit an

Wie der Kitzbüheler Anzeiger bereits berichtete, wird ein Teil der Bewohner nach Fieberbrunn in eine soziale Wohnanlage übersiedeln. „Auch hier wollen wir, dass Menschen mit Behinderung zu einem Teil unserer Gesellschaft werden. Wir wollen weg von den klassischen Einrichtungen für Behinderte“, erklärt Themel. So soll auch das Wohnhaus über kurz oder lang aufgelöst werden. „Menschen mit Behinderung sollen ganz normale Nachbarn sein“, betont Themel.
Johanna Monitzer

Bild: In Kirchdorf betreiben die Klienten der Lebenshilfe bereits einen Reinigungs- und Paketservice. „Menschen mit Behinderung sollen ein fixer Bestandteil der Gesellschaft werden“, erklärt Regionsleiter Markus Themel. Symbolfoto: Lebenshilfe

 
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