Kitzbüheler Anzeiger
24.08.2015
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Die Türen sind nicht verschlossen

Immer wieder kommt die Aufforderung, Flüchtlinge in den Pfarrhöfen unterzubringen. Diese Häuser werden aber von der Kirchengemeinschaft genutzt und sind nur in wenigen Fällen für eine Unterbringung geeignet. Die Pfarrhöfe werden nun vom Diözesankoordinator für Flüchtlingsfragen geprüft.

Bezirk | Immer wieder bekommt es die katholische Kirche mit Vorwürfen zu tun, man engagiere sich zu wenig für die Flüchtlinge. Thematisiert wird des öfteren auch die Unterbringung von Asylwerbern in den Pfarrhöfen.

Der Nächstenhilfe verschließt sich die Kirche aber nicht, wie die Pfarrer des Dekanats klarstellen. Stadtpfarrer Michael Struzynski nannte als Beispiel für die aktive Flüchtlingshilfe die „Kitzbüheler Flüchtlings­initiative“, die von der katholischen und evangelischen Kirche gemeinsam ins Leben gerufen wurde.

Nicht nur die Unterbringung der Flüchtlinge ist ein wichtiges Thema, sondern auch die Betreuung. Hier hilft die Initiative. „Wir helfen mit Sprachkursen, Kleidung, rechtlichen Beratung und der Betreuung von Schulkindern“, erzählt Rosina Sampl von der Pfarrkirche Reith.

Man verschanzt sich nicht hinter verschlossenen Türen. Täglich kommen Menschen mit der Bitte um Hilfe in die Pfarrhöfe. Soweit es möglich ist, wird auch geholfen. „Wir haben 40 Prozent der Caritas Haussammlung zur Verfügung. Diese Summe wird jährlich für Hilfeleistungen aufgewendet“, berichtet Dekan Johann Trausnitz.

Pfarrhöfe sind für die Unterbringung selten geeignet

„Der Pfarrhof ist kein Privathaus. Das Gebäude ist für die Seelsorge da und stellt das geistige Zentrum der Pfarre dar. Hier finden Rorate, Treffen der Firmlinge oder Senioren ebenso statt wie auch Tauf-, Braut- oder Trauergespräche abgehalten werden“, erklärt Dekan Johann Trausnitz. Oftmals wird der Saal im Pfarrhof auch noch für Veranstaltungen genutzt und stellt ein Zentrum des gesellschaftlichen Lebens im Ort dar.

Die Pfarrhöfe mögen nach außen groß wirken, doch bieten sie im Inneren oft gar nicht so viel Platz. „Als ich vor 21 Jahren nach Kitzbühel kam, war der Pfarrhof renovierungsbedürftig. Bei den Bauarbeiten stellte sich heraus, dass die Tragkraft in den Gängen nicht gewährleistet ist. Damals haben wir nur im ersten Stock die Träger verstärkt. Das zweite Obergeschoss ist nicht wirklich belastbar“, erklärt Stadtpfarrer Michael Struzynski die Situation in seinem Pfarrhof.

Grundsätzlich fehlt es in den Pfarrhöfen an abgeschlossenen Wohneinheiten, die für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt werden könnten. Falls solche vorhanden sind, können diese für Flüchtlinge verwendet werden.

Aufruf von Erzbischof Franz Lackner

Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner bat ebenso wie der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer um die Mithilfe seiner Brüder im priesterlichen Dienst, Diakone und Mitarbeiter in den Pfarren, bis jetzt nicht genutzte Ressourcen dahingehend zu prüfen, ob diese für die Unterbringung von Flüchtlingen geeignet sind.

Seitens der Diözese wurde ein Diözesankoordinator für Flüchtlingsfragen bei der Caritas Salzburg eingesetzt. Gemeinsam mit dem Bauamt prüft dieser die Eignung der Unterkünfte. Er steht aber den Pfarren auch inhaltlich und organisatorisch zur Seite.

Kirche betreut zehn Prozent der Flüchtlinge

Die Hilfsorganisation der römisch-katholischen Kirche, die Caritas, betreut derzeit österreichweit mehr als 4.440 Asylwerber im Rahmen der Grundversorgung. Zusätzlich würden 10.500 Menschen mobil betreut, gab die Caritas Österreich kürzlich in einer Aussendung bekannt. Die kirchliche Hilfsorganisation habe in den vergangenen zwölf Monaten 1.700 zusätzliche Plätze für schutzsuchende Menschen schaffen können. In der mobilen Betreuung würden gegenwärtig doppelt so viele Menschen versorgt wie im Sommer 2014, informierte Caritas-Generalsekretär Bernd Wachter.

Gemeinsamer Weg von Politik und Kirche

Für Kitzbühels Stadtpfarrer wäre es wünschenswert, wenn Politik und Kirche in der Flüchtlingsfrage einen gemeinsamen Weg gehen würden. „Der Flüchtlingsstrom wird nicht weniger. Im Gegenteil, immer mehr Menschen wollen nach Europa. Jetzt ist die Politik gefordert. Es wäre wünschenswert, wenn die Regierung an die Bischofskonferenz mit der Bitte um Mithilfe in der Flüchtlingsfrage herantreten würde“, erklärt Struzynski. Elisabeth M. Pöll

Bild: Dekan Johann Trausnitz, Rosina Sampl, Stadtpfarrer Michael Struzynski und Pastoralassistent Oliver Fontanari nahmen zu den Vorwürfen über mangelndes Engagement der Kirche in der Flüchtlingsfrage Stellung. Foto: Pöll

 
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