Kitzbüheler Anzeiger
15.04.2014
News  
 

„Der TVB macht einen guten Job“

Der erfolgreiche Unternehmer Peter Schöffel (Schöffel ist u.a. offizieller Partner des Österreichischen Skiteams) verbringt seine Freizeit sehr gerne in St. Johann. Der Kitzbüheler Anzeiger nutzte die Gelegenheit und bat ihn um seine Einschätzung der touristischen Situation in der Marktgemeinde.

St. Johann | Kitzbüheler Anzeiger: Herr Schöffel, warum entschieden Sie sich für St. Johann und nicht für Kitzbühel?

Schöffel: Wir haben Niederlassungen in Innsbruck und Salzburg, die Region liegt also genau dazwischen. St. Johann ist ursprünglicher, unverbogener. Hier besteht eine gute Infrastruktur. St. Johann habe ich aus Zufall entdeckt, den Ort finde ich unheimlich sympathisch. Wir haben zwei Sommer- und zwei Winterurlaube hier verbracht. Man kann sich sehr gut sportlich in der Natur erholen.

Kitzbüheler Anzeiger: Wo sehen Sie persönlich die Stärken und Schwächen von St. Johann?

Schöffel: Vorteile gibt es viele: Der Ort wirkt sehr einladend. Die Menschen in der Region sind herzlich und freundlich. Man genießt Sonne und ein weites Tal. Der Kaiser als Panorama, das ist ja schon fast kitschig. Man kann da sehr viel machen. Ich persönlich finde das Horn einen sehr schönen Berg, sowohl optisch wie auch zum Skifahren. Die Pisten sind außerdem richtig gut präpariert.  Die Gastronomie und die Hütten am Berg sind einfach sensationell.   Neben Skifahren, kann man gut Langlaufen, im Sommer Wandern. Der TVB macht einen guten Job, sich breiter aufzustellen.
Die große Gefahr ist hingegen die fehlende Modernität der Bergbahn. Da hat St. Johann die große Herausforderung, den Investitionsstau zu beheben. Persönlich glaube ich, dass St. Johann nicht an einem Zusammenschluss mit dem Kitzbüheler Horn vorbei kommt. Der Gast wird hier anspruchsvoller werden.
Ein zweites Thema, wo man aufpassen muss, ist meiner Meinung nach teilweise das Ortsbild. Stichwort: Goldener Löwe. Die Hotellerie muss hier nachlegen – aber so viel ich weiß, passiert in dieser Hinsicht sehr viel derzeit.

„Sportliche Freizeit für die Seele“

Einmal als Gedankenanstoß: Die sportliche Freizeit für die Seele wäre für mich die Positionierung für St. Johann in Tirol.

Kitzbüheler Anzeiger: Sie setzen bei Schöffel auf langfris­tige Strategien in der Unternehmensführung. Umgemünzt auf den Tourismusstandort St. Johann: Ist es für einen TVB überhaupt möglich, dem tagesaktuellen Druck standzuhalten?

Schöffel: Was man zwingend machen muss, ist die Nebengeräusche auszublenden – wie etwa ein schlechter Winter – und schauen, was wirklich Sache ist. Wenn man eine 10-Jahres-Gerade hernimmt muss man wissen: Die Leute sind woanders beim Skifahren. Das bringt uns zu den Fragen, über die wir schon gesprochen haben. Das kann einen auch motivieren. Die Grundaufgabenstellung, dass die Bahnen modernisiert werden müssen, geht nicht weg. Da wird man sich im Ort zusammen raufen müssen.

Kitzbüheler Anzeiger: Liegt das alleinige Heil in neuen Hotelprojekten?

Schöffel: Projekte wie Kaiserfels halte ich für sehr vernünftig. Ein Cube-Hotel passt aber für mich überhaupt nicht nach St. Johann. 

Kitzbüheler Anzeiger: Wie groß ist der Markt für Qualitätsurlaub?

Schöffel: Was wir seit vielen Jahren feststellen ist, dass der Markt sich zweiteilt. Das Thema „Geiz ist geil“ ist das eine, das andere ist Qualität zu angemessenem Preis. „Geiz ist geil“ fährt eh nicht mehr Ski. Ich glaube, wenn man ein gutes Preis-Leistungsverhältnis hat, kriegt man auch einen Mehrpreis, aber keinen Mondpreis. Das würde auch gut zu St. Johann passen. Das Thema sportliche Freizeit wird für Menschen immer wichtiger. Da bin ich schon thematisch nahe an den Bergen. Das ist auch ein Gast, der Heimeligkeit und Abwechslung sucht. Diese sind voll gegeben in St. Johann. Das ist ein absoluter Zukunftsmarkt, dafür ist Tirol wie geschaffen.

Kitzbüheler Anzeiger: Ist Skifahren überhaupt noch ein Zukunftsmarkt?

Schöffel: Sich nur auf Skisport zu konzentrieren, wäre ein Wahnsinn. Vor allem in einer Höhe wie St. Johann. Aber ganz ohne wäre es eine ganz enge Nummer. Warme, schneearme Winter gibt es alle 10 Jahre Mal, der tut allen weh, auch uns in der Skibekleidungsbranche. Ich glaube aber, dass der Skisport alles andere als tot ist. Hauptherausforderung ist Investition in die Bergbahn. Wenn das meine Firma wäre, würde ich nicht zu lange nachdenken, ob es morgen das Skifahren gibt, sondern einfach handeln. Der Berg kriegt nicht ewig Zeit, da muss in den nächsten fünf Jahren schon was passieren.

Das Interview führte Elisabeth Galehr

Bild: Peter Schöffel ist Inhaber und GF der Schöffel Sportbekleidungs-GmbH. Foto: Schöffel Sportbekleidung GmbH

 
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