Kitzbüheler Anzeiger
15.05.2015
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Bürgermeister der Reichen und Schönen?

Es war einmal: Ungewöhnlich viele Kitzbüheler beschlossen, ihre kleinen, am Munde abgesparten Einfamilienhäuser an die Nachkommenschaft zu vererben. Doch, oh Schreck, die Söhne und Töchter sagten kalt „Nein, wir können uns dies nicht leisten. Lieber Papi, deine Hütte ist 1,1 Mille wert.

Leserbrief - Bürgermeister der Reichen und Schönen?

Da muss ich ja nach der neuen Steuerreform wahnwitzige 60.000 Euro an den Staat abliefern und ich armes Schwein verdiene nur 1.300,- Euro netto pro Monat, wie soll ich dies aufbringen? Behalt Dein 1,1-Mille-Haus, ich will es nicht“. Daraufhin kam ein Psychiater gelaufen und sprach zu dem undankbaren Kind: „Hör mal, Du Depp. Du bekommst eine Million, vierzigtausend Euro für Nichts, keine Gegenleistung, einfach so. Geschenkt. Und Du sagst Nein? Ab mit Dir in die Klapse!“

Blödes Märchen? Ja, ich denke auch, dass es solche Dummköpfe nicht im wirklichen Leben gibt, aber Kitzbühels Bürgermeister ist lt. Publikation in allen Medien der Auffassung, dass Kitzbühel wohl bald aussterben wird. Alle Erben werden Kitzbühel verlassen, denn diese 60.000 Euro als Steuer auf 1,1 Millionen (!) ist ein Wahnsinn, eine Erbschaftssteuer des Teufels und der Ruin der alten Stadt und seiner Einwohner.

Schon toll, dass Kitzbühel einen Bürgermeister hat, der sich um seine Ärmsten kümmert.

Allerdings ist mir noch nie ein offener Brief eines Bürgermeisters an Parteigenossen Finanzminister untergekommen, in welchem dieser etwa die hohen Mieten im Bezirk oder die peinlich niedrigen Löhne von Supermarktkassierinnen oder Raumpflegerinnen beklagt und mit Konsequenzen und Kundgebungen droht. Irgendwie unlogisch, denn nächstes Jahr sind Gemeinderat- und Bürgermeisterwahlen.

Die Jammerei über die „Einführung der Erbschaftssteuer durch die Hintertür“ ist einfach zum Kotzen! Ich bin für die Erbschaftssteuer durch die Vordertür, durch das Haustor! Da gibt es also so viele Leute, welche ohne irgendwelche Eigenleistung zu Millionen kommen, dass sogar ein Bürgermeister für sie auf die Straße geht und auf der anderen Seite gibt es eine Unmenge von Alleinerzieherinnen, Arbeiterinnen, Teilzeitbeschäftigten und kinderreichen Familien, welche nicht wissen, wie sie den nächsten Monat überstehen sollen und es interessiert kein Schwein.

Naja, zwei Monate vor der Wahl wird dann sicher ein lieber Brief im Postkasten liegen, in welchem der Kandidat all seinen Einfluss und all seine Tatkraft für bessere Löhne, niedrigere Mieten, weniger Lohnnebenkosten, mehr Netto vom Brutto und all die Segnungen versprechen wird und alle, alle werden ihn wählen, den Herrn Bürgermeister. Ist ja so lieb. Hat mir letztlich in der Vorderstadt beim Markt sogar persönlich die Hand gedrückt. Gott segne Dich, meine Stimme hast Du!

Hannes Hofinger
St. Johann

 
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