Kitzbüheler Anzeiger

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Aktuell 2 Ausgabe 33 Rund 70 Corona-Erkrankte wurden im Bezirkskran- kenhaus St. Johann bislang behandelt – ein Viertel davon musste auf die Intensivstation. Der Ärztliche L eiter Prim. Dr. Norbert Kaiser sagt, dass wir mit dem Corona Virus leben müssen und appel- liert, wenn es um Abstand und Masken geht, an den Hausverstand. Mancherorts kommt es wie- der zu Menschenansammlun- gen, als hätte es C orona nie ge- geben. Macht Ihnen das Sorgen? Die Einhaltung der Verhal- tensrichtlinien, welche über die letzten Monaten hinweg ständig kommuniziert wurden, sind sehr wichtig. Man sollte seinen Haus- verstand walten lassen: Wenn ich unter Menschen bin, die von überall herkommen, kann ich nie ausschließen, dass je- mand infi ziert ist. Daher sollte man bei Men- schenansammlungen auf die einfachen Regeln, wie Abstand halten, Mundschutz tragen so- wie Händehygiene nach w ie vor besonders achten. Was ist ihrer Meinung nach wichtiger: Abstand oder Maske? Beides ist wichtig. Was kön- nen wir von den Asiaten ler- nen? Die Asiaten tragen seit Jahrzehnten Masken, wenn sie krank sind oder den Verdacht dazu haben. Die Maske dient bei unbe- merkten Infektionen zum Schutz des Anderen. Der Mund-Nasen- schutz dient als Barriere beim Aushusten des Virus, damit es nicht weit verstreut wird. Der Maskenträger s chützt aktiv den Anderen. Durch einen entsprechenden Abstand zu anderen kann man hingegen leicht sich selbst vor einer Infektion schützen. Im Supermarkt muss man eine Maske tragen, im Drogerie- markt nicht. Manche Vorgaben der Bundesregierung sind für den Laien nicht nachvollzieh- bar - wie geht es Ihnen damit? Mir geht es ähnlich. Einige Verordnungen sind auf den ers- ten Blick schwer nachvollziehbar. Sie sind zwar aufgrund von Stu- dien wissenschaft lich begründ- bar, für den L aien aber kaum verständlich. Die B erechnun- gen der Virusübertragung b e- ruhen auf statistischen Daten eines Gesamtkollektivs, welche nur bedingt auf Einzelpersonen übertragbar sind. Wenn man Pech hat, kann eine Virusübertragung beim ersten Kontakt erfolgen, wenn man angehustet wird. Deshalb sollte man es für die B evölke- rung einfacher machen. Mög- lichst wenig Richtlinien, dafür aber verständliche. Wird genug getestet? Es wird viel getestet. Tests sind aber aufwendig und teuer (derzeit kostest ein einziger Test ca. 85 Euro). Sie spiegeln nur eine Momentaufnahme am Tag des Tests wider. Deshalb ist es wichtig, dass die richti- gen Personen ge- testet werden: Patienten mit klinischen Symptomen und Risiko- gruppen. Flächen- hafte Tests von Perso- nengrup- pe n m i t geringer Infek- tions-Wahr- scheinlichkeit machen wenig Sinn. Diese Vorgangsweise dient nur zur Beruhigung der Bevöl- kerung. Infi zieren kann man sich nur, wo es Infi zierte gibt. Man muss gezielt und sinnvoll testen. In erster Linie müssen die Risikogruppen (z.B. auch Mit- arbeiter in Schlachthöfen) im Auge behalten werden. Bereiten Sie sich im BKH St. Johann auf eine prognosti- zierte zweite Corona-Welle im Herbst/Winter vor? Dieser Prozess wird tirolweit abgestimmt. Ein großer S tab aus Politik und dem Gesundheits- bereich trifft sich regelmäßig. Mit Unterstützung v on Exper- ten werden aufgrund aktueller Daten, Prognosen und Kapazi- tätsberechnungen erstellt, wie es weitergeht. Nach dem Lockdown ist es ge- lungen, langsam zum Nor- malbetrieb im BKH St. Johann zurückzukehren – wohl wissend, dass sich die Situation schnell än- dern kann. Wir haben derzeit deutlich redu- zierte Corona-Vorhal- te-Verpfl ichtungen, was die Betten angeht - sind aber bereit, das kurz- fristig wieder zu än- dern. Wir haben in den letz- ten Monaten viele Erfahrun- gen gesammelt. Fakt ist, bis wir einen Impf- stoff haben, wird Corona uns begleiten, wie tausend andere Krankheiten auch. Wichtig ist, dass wir nicht in Corona-Angst verfallen und auf die anderen Krankheiten vergessen. Ge- sundheitliche Kollateral-Schä- den müssen v ermieden werden. Wann schätzen S ie, werden wir die Corona-Pandemie durch Medikamente oder eine Imp- fung im Griff haben? Da kann ich nur auf die In- formationen aus Fachkreisen und wissenschaft licher Litera- tur zurückgreifen. D emnach ha- ben schon einige Firmen Tests gestartet. Wir können n ur hoff en, dass wir im nächsten J ahr einen Impf- stoff haben und vielleicht auch Medikamente, welche wir ge- zielt zur Behandlung einsetzen können. Dann stellt sich aber auch die Frage: ist die Immun- antwort ausreichend? wen impft man zuerst? Hat man genug Impfstoff ? Was raten Sie den sogenann- ten Corona-Risikogruppen? Risikogruppen sind in erster Linie Personen über 65 J ahre mit Begleiterkrankungen, wie Herz- und Lungenerkrankungen, Nie- renschwäche, Bluthochdruck, Diabetes und sonstiger Immun- schwäche s owie Raucher. Diese sollten besonders die Abstands- regeln einhalten. Da muss man vehement das Verständnis des Umfeldes einfordern. Schwere Verläufe sieht man jedoch im Einzelfall nicht nur bei den klassischen Risiko- gruppen, auch bei vermeint- lich gesunden Personen kann das Immunsystem überreagie- ren und eine schwerste genera- lisierte Entzündung im ganzen Körper hervorrufen. W ir ha- ben auch vereinzelt bei jünge- ren Personen sehr schwere Ver- läufe g esehen. Johanna Monitzer Abstand, Maske und Händehygiene sind nach wie vor wichtig, sagt Prim. Dr. Norbert Kaiser „Wir müssen mit dem V irus leben“ „Einige Verordnungen sind schwer nachvollziehbar“ „Wenn man Pech hat, kann eine Virusübertragung beim ersten K ontakt erfolgen, wenn man angehustet wird“, erklärt P rim. Dr. Norbert Kaiser. Foto: Egger
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