Kitzbüheler Anzeiger

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2 Aktuell Ausgabe 17 Foto: Pixelio.de/Bork Man stelle sich vor, der Strom ist weg. Was für ein paar Stunden nervig ist, könnte b ei einem tagelan- gen Zustand zur Katas- trophe führen. Jeder sollte sich mit Blackout-Szena- rien beschäftigen, b etonte Oberst Gottfried Pausch in einem Vortrag in St. Johann. St. Johann | Einige Haushalte und Firmen haben in die- sem Winter erlebt, was los ist, wenn es keinen Strom gibt. Durch die enormen Schnee- lasten wurden Leitungen ge- kappt und es gab mancherorts im Bezirk stundenlang keine Elektrizität. „ Solche Störfälle aufgrund von Naturgewalten oder Gebrechen im Netz gibt es österreichweit immer wie- der“, veranschaulicht Gottfried Pausch. Der aus dem Pinzgau stammende Oberst beim Bun- desheer kam letzte Woche auf Einladung von GR Hans-Pe- ter Ellmerer in den Kaisersaal nach St. Johann, um über e ine (noch) unterschätzte K atast- rophe zu sprechen: Blackout. Unter Blackout versteht man einen überregionalen sowie länger andauernden Stromausfall und einen da- mit einhergehenden Ausfall der Infrastruktur. Was wäre, w enn es länger k einen Strom gibt In unserer zusehends digita- len Welt würden im F alle eines Blackouts im Stundentakt die Handys, wenn die Akkus auf- gebraucht sind, ihren Dienst quittieren. Alle elektronisch betriebenen Geräte, wie Herd oder Heizung, funktionieren nicht. Auf den Straßen herr- schen chaotische Zustände: Menschen kommen nicht mehr nach Hause, weil Transport- mittel ausfallen, Ampeln und Schrankenanlagen funktionie- ren nicht. Der Treibstof wird knapp, weil die Zapfanlagen außer B etrieb sind. „Die Kühl- häuser t auen auf. Die Regale in den Supermärk- ten werden zu- sehends lee- rer und die Spitä- ler arbei- ten zwar mit Not- strom, sind aber überlastet“, spinnt Pausch das Blackout-Sze- nario weiter. In der Landwirtschat wür- den Tiere verenden, da die Lüt ungs- und Fütterungssysteme so- wie die Melkmaschinen nicht funktionieren. „Viele sind sich noch nicht bewusst, welche Folgen ein längerfris- tiger Stromausfall in unse- rer modernen Industrie- und Wohlstandsgesellschat hätte, weil Strom als selbstverständ- lich gesehen wird“, sagt Pausch. Wie es zu einem Blackout kommen könnte Wie realistisch ist ein solches Blackout-Szenario? „Austria Power Grid“, Betreiber des Übertragungsnetzwerkes in Österreich, b eurteilt das Risiko eines Blackouts als steigend, zitiert Pausch. Naturgewalten oder menschliches Versagen könnten A uslöser v on einem Blackout sein. „Aus militäri- scher Sicht kann ein Blackout auch eine Art der Kriegsfüh- rung sein. Hacker können Stroml üsse unterbre- chen“, erklärt P au- sch. Er nennt als Beispiel die Cybe- rattacken in Vene- zuela im Zusam- menhang mit dem Tauziehen um die Präsidentschat . Die Kronen Zeitung und diverse andere Medien berichteten erst vor Kur- zem, dass zahlreiche Cybe- rattacken auf unser Stromnetz abgewehrt werden konnten. Aber auch der Umstieg auf alternative Energien stellt das Netz vor Herausforderun- gen: „Da nicht jeden Tag die Sonne gleich scheint oder der Wind gleich stark weht, ergeben sich un- gleiche Mengen und Lastverteilungen im Stromnetz. Die Netz- frequenz muss ständig stabilisiert werden, da- mit es nicht zusammen- bricht“, erklärt P ausch. Die Österreichische Energieversorgung zählt zu den sichersten und verlässlichsten der Welt: „Aufgrund der EU-wei- ten Vernetzung ist aber nicht auszuschließen, d ass ein Blackout in einem Nachbarland seinen Ur- sprung haben und uns auch tref en könnte.“ Was kann man tun? Die beste Vorbe- reitung auf einen Blackout ist die geistige Beschäf- tigung damit: „In der Einsatzpla- nung und der Kr i s e nvor- sorge gilt ein Grundsatz: Handle wie ein Op- t i m i s t , a b e r plane voraus wie ein Pessimist. Weil wenn du beim Vorausplanen mit dem schlimmeren Fall rechnest, dann kannst du diesen ver- krat en, wenn er tatsächlich eintritt“, so Pausch. Bund, Länder und G emeinden müs- sen sich mit dem h ema aus- einandersetzen, betont der Oberst. Es gibt ein Handbuch vom Land Tirol Die Kompetenzen in Sachen Katastrophenschutz liegen in Österreich vor allem bei den Ländern. D as Land Tirol hat be- reits ein umfangreiches Hand- buch zum h ema Blackout herausgebracht. Das Bundesheer wäre l aut Pausch schwach aufgestellt, wenn es derzeit zu einem Blackout kommen würde: „ Vor zehn Jahren hatte das Heer noch eine Anzahl von Feldküchen und viel mehr Notstromagg- regate. Das alles müsste w ie- der angeschat werden.“ Ideal: Lebensmittel für z wei Wochen Was können P rivate tun: „Der Ideal-Zustand wäre ein Lebens- mittelvorrat für zwei W ochen zu haben. Alles, was man für einen Campingurlaub braucht, z.B. Gaskocher, ist nützlich. Ein Notstromaggregat wäre vor allem für die landwirt- schat lichen Betriebe wich- tig“, erklärt P ausch. Autor und Vortragender im ganzen Land Pausch ist Autor eines Rat- gebers, anhand vom Bei- spiel Pinzgau, wie sich eine Gesellschat auf ein Blackout vorbereiten kann und ist als Vortragender im ganzen Land unter- wegs. „Dieser Informati- onsabend soll keine Pa- nikmache sein, sondern ein Anstoß zum N achden- ken“, gab GR Ellmerer den Zuhörern im K aisersaal mit auf den Nachhauseweg. Johanna Monitzer: Oberst Gottfried Pausch informierte über d as unterschätzte K atastrophenszenario „Blackout“ Die unterschätzte K atastrophe
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