Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 8. November 1952 Kitzbüheler Anzeiger wissenschaftlich aufzuklären, was ich nur zur Not verstand. Wohl aber hüpf- te mein Herz vor Freude und Hoffnung. Ich erklärte nun in aller Ruhe, daß diese Glocke in acht Tagen zum Kriegs- einsatz abgeliefert werden muß. Ohne ein Wort zu sagen ging Mühlrnann zu meinem Telephon u.nd meldete ein Staatsgespräch nach Berlin an. In Kür- ze erfolgte der Anschluß und staunend hörte ich, daß er die Glocke unter Denkmalschutz stellen ließ. Dann sagte er ohne Aufhebens, ich möge dem Pfar- rer sagen, daß die Glocke hier bleibt. Ich habel ihm nicht dafür gedankt, weil ich an dieser raschen Wendung noch zweifelte. Nun aber bleibt die Frage offen, wer eigentlich der Retter unserer Glocke war. Ich bin der Meinung, daß es we- der Mühlmann noch ein anderer zu- wege brachte, sondern - nur ihr ein- zigartiger Klang. Bittend und flehend scheint sie damals an diesem Kriegs- Donnerstag ihre Schallwellen hinaus- getragen zu haben, als ob sie: das Herz des Lauschenden (Mühlmann war Dok- tor der Kunstgeschichte und Sonder- beauftragter des Führers) erweichen wollte. Sie, die Prächtige, die um ihr Dasein bangte, hatte Glück, weil der Mächtige ein gutes Ohr besaß und doch wieder ein österreichisches Gemüt. So hat sie durch ihre Stimme diese glück- liche Wendung herbeigeführt, u n s e - liebe, alte, große Glocke von Kitzbühel. Zum Schlusse wollen wir dem Mei- ster danken, dem Glockengießer Miller von Innsbruck, der sie im Jahre 1845 mit viel Fleiß und Sorge gegossen hat. Diese Glocke war für die Pfarrkirche in Innsbruck bestellt worden. Aber ein belangloser Gußfehier, ein faustgroßes Lech an der obersten Wölbung, hatte zur Folge, daß man die Glocke nicht annahm, obwohl der Meister versicher- te, daß ihr Klang trotzdem seine bisher beste Leistung darstellte. Gekränkt und verärgert überließ er die Glocke im Jahre 1847 den Kitzbühelern zu einem günstigen Preis. Als sie vor hundert Jahren das erste Mal feierlich erklang, da mag der Meister doch zufrieden ge- schmunzelt haben und vergaß dann si- cherlich gerne seinen Schaden. KLeine umi1iencEjronit um eine Allpeffe Vor einem Vierteljahr wurde m Kitz- büheler Anzeiger die Bitte au.sgespro- ehen, der Erhaltung der Wegkapolle zu E c k i n g ein Augenmerk zu schen- ken. Dieser Aufruf hat umgehend Früch- te getragen. Frau Therese H e r o 1 d - H 0 to w y, eine freundliche Leserin des Anzeigers, wurde nach diesem Aufruf lebhaft an das Interesse und die Liebe erinnert, welche ihre: Mutter, An:na geb. Höck, zu dieser Kapelle in Freud und Leid stets gezeigt hatte. Mutter Anna Herold, aufgewachsen im Ba;u- ernhaus zu V'orderbrugg am Schwarz- (vor dem ersten Weltkrieg abge- brannt) war bereits als kleines Ivjäd- ehen 'eine ständige Besucherin des schmerzhaften Marienbildes in der Ek- kinger Kapelle. Auch später als Kell- nerin im H'interbr.äuk'e]jer am Schwarz- see -- beim Seehof -‚ vor und nach ihrer hochzeit mit dem Malermeister Sebastian Herold, als Gattin, Mutter und Großmutter, immer kehrte sie in die Kapelle ein zu einem Gebet, zu einer Bitte, ZU ein!3m Dank. Frau The- rese H'er'old-Hotowy entschloß sich nun im Verein mit ihrer Tochter aus erster Ehe Anna. 8 w a. r 'o w s k i geh. Schmi- Jcrcr, zum, Andenken an ihre Mutter die Kapelle zu renovieren. Und man sieht, die Kapelle hat 'ein neues Dach aus Lärchenschindln be- kommen, eine neue Tür, die Mauer- teile wurden ausgebessert und außen geweißelt und die Fenster ausgebessert. Die Neugestaltung des Inneren der Ka- pelle wird> dann im Frühjahr vorge- nommen. Auch kommt wieder das al- te Bild der schmerzhaften Mutter Gottes auf den Altar. das dinmal durch die uneigennützige Betreuerin der Kapelle, die Kind smagd Ph r e s 1 der Familie Reisch, wegen einer brennenden Kerze zu Schaden kam und dann durch ein „Marienb'ild mit dem Kinde" ersetzt wurde. Es sind aber auch andere Geldsp:cn_ den für die Erhaltuig dieser Kapelle und der Johanniskapelle beim Stadt- spital in der Redaktion eingetroffen; wir vermerken dies mit. besonderem Dank an die. Spender. Die Beträge, zu denen sicher noch welche kommen, wer- den dann für die Johanniskapelle ver- wendet. Tflucf) 2Dieferd 23ergfteigerbeqrdbnisam 20iIÖen aIfer; eonntag, 19. Oftober 1952 :pboto; Milbbertcoter Mtag Porfce, wieberbrunn
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