Kitzbüheler Anzeiger
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07.03.2020
Event  
 

artacts ´20

Festival for Jazz and Improvised Music von 6. – 8. März 2020 in der Alten Gerberei in St. Johann.

„I remember the last time I came to Saint Johann and a lot has changed since then. No longer just a small town surrounded by big mountains it´s a small town surrounded by big mountains with good music. Things were quieter then, but silence was never my cup of tea.“

Ken Vandermark wusste es immer schon ganz genau, und seine Beobachtung bildete wohl von Anbeginn an auch für uns eine Art Triebfeder. Eine Triebfeder für das Ansinnen, für schlichtweg gute Musik in der kleinen Marktgemeinde zu sorgen; neugierig in künstlerische Nischen zu blicken, so manch neuartiges klangliches Schmuckkästchen darin zu entdecken; mit dem Fächer so manch abgestandenen Muff rauszuwedeln; Musik als Modell für ein (besseres) soziales und politisches Handeln (Christian Wolff) zu betrachten, und – falls nötig – auch mal mit Eifer Sand ins Getriebe undemokratischer und populistischer Tendenzen zu werfen.

Diese Feder steht auch vor der 20. Auflage des Festivals für Jazz und Improvisierte Musik gehörig unter Spannung. Wir haben uns zudem ganz eigennützig manch unserer LieblingsmusikerInnen der vergangenen beiden Jahrzehnte ins Boot geholt, die die Geschichte dieses Festivals einerseits maßgeblich mitgeprägt haben, die andererseits die Bühne des Festivals auch nützten, um international für Aufsehen zu sorgen.

Da wäre etwa beispielgebend Elisabeth Harnik zu erwähnen, die steirische Pianistin und Komponistin zählt uneingeschränkt zu den Lichtpunkten zeitgenössischer Jazzmusik der freien Prägung. Oder der aus Chicago stammende Drummer Hamid Drake, ohne Zweifel einer der allergrößten seines Fachs, hier gleich zweimal zu hören: im Duo mit der Pianistin Ingrid Schmoliner und im hymnischen Quartett Uruk. Einer gänzlich anderen Zugangsweise zur frei improvisierten Musik hat sich das Ensemble free music st johann verschrieben, unter Federführung des Gitarristen Gunter Schneider pflegt man das freie Spiel abseits der Grooves der Jazzmusik, intensiv und bewegend aber allemal. Ungemein schrill und mitreißend präsentiert sich wiederum mit Mopcut ein international besetztes Trio, schlichtweg eine der besten Bands momentan. Für artacts ´20 schreibt die Komponistin und Geigerin Irene Kepl eine eigene Kurzoper. Das Werk bezieht nicht nur Musikerinnen und Musiker des Festivals mit ein, auch ein regionaler Chor wird dabei zum Einsatz kommen – die Uraufführung als kleines Geburtstagsgeschenk für das 20. Festival! Den Abschluss des Festivals gestaltet mit 4 Blokes ein Quartett, das von einem Musiker gegründet wurde, der die beiden wichtigsten Komponenten unserer Vision von Musik als demokratisches Modell wie kaum ein anderer verkörpert: Louis Moholo-Moholo – Freie Improvisation unter Berufung auf die Errungenschaften der Great Black Music.

In diesem Sinne – auf weitere 2 Jahrzehnte!
Das Team vorn artacts – Festival for Jazz and Improvised Music

Samstag, 7. März, ab 13.30 Uhr

13.30 Uhr, Hauptplatz
•    Soundcabs
16.00 Uhr, JUZ St. Johann
•    Lauschen & Plauschen / Paed Conca
17.00 Uhr, Alte Gerberei
•    Kühne/Ullmann
19.00 Uhr, Alte Gerberei
•    free music st johann & Markus Köhle
•    Webster/Edwards/Kepl
•    URUK
•    Mopcut

Lauschen & Plauschen
Paed Conca (CH)

Paed Conca – cl, toys

Zum zweiten Mal findet das Babykonzert Lauschen & Plauschen auch im Rahmen des Festivals artacts statt: 2020 wird Paed Conca an der Klarinette für unsere kleinen und großen Zuhörer spielen. Decken zum Entspannen sind da, die Kinder können herumkrabbeln oder tanzen, wenn sie wollen. Kaffee und Kuchen stehen wie immer bereit, damit anschließend auch das Plauschen nicht zu kurz kommt...

Für musikinteressierte junge Menschen von 0-3 Jahren und ihre Eltern. Dauer: ca. 30 Minuten. www.paed.ch

Kühne/Ullmann (D)

Almut Kühne – voice
Gebhard Ullmann – reeds, electronics, toys

Dann öffnet sich ein Schatzkästchen, das seinesgleichen sucht. Vor allem die Intensität der ausgetauschten Noten berührt zutiefst. Wenn Almut Kühne mit ihrer wandlungsfähigen Stimme die von Gebhard Ullmann auf seinen Holzblasinstrumenten gespielten Minimalismen kontrastiert, knistert die Luft vor kreativer Spannung. (Jazz'n'More, CH 2014)

Almut Kühne singt. Die begnadete Vokalistin ist auf den verschiedensten musikalischen Bühnen tätig: Sie improvisiert, singt zeitgenössische und alte Musik, Jazz, deutsche Chansons und ist Mitwirkende in verschiedenen Musiktheaterproduktionen.

Gebhard Ullmann gilt seit den 1990ern als einer der führenden Vertreter sowohl der Berliner als auch der internationalen Szene von heute und hat weltweit über 50 eigene CDs veröffentlicht, u. a. mit Steve Swell, Satoko Fujii, Joe Fonda... Er spielt hier diverse Blasinstrumente und zudem elektronische Verfremder, Klangerzeuger, Sampler, Loops.
www.almutkuehne.de, www.gebhard-ullmann.com

free music st johann & Markus Köhle (A, D)

Elisabeth Aufschnaiter – piano
Wolfgang Brunner – double bass
Cäsar Cechmann – reeds
Bernard Embacher – reeds
Lukas Massinger – e-guitar
Markus Massinger – e-bass
Barbara Romen – prepared dulcimer
Gunter Schneider – contra guitar
Ingrid Wegmayr – e-guitar
Markus Köhle – poetry, voice

Seit Herbst 2015 besteht dieses Ensemble, heute spielt man noch überwiegend in der Gründungsbesetzung. Von Beginn weg zeigten sich die Bandmitglieder inspiriert von Cornelius Cardews Scratch Orchestra und Christian Wolffs Idee einer Musik als Modell für ein (besseres) soziales und politisches Handeln – ein grundsätzlich selbstbestimmtes Ensemble somit.

Die Grundprämisse dieser Vorstellung ist, stets mit möglichst allen Mitmusizierenden in Kontakt zu sein, achtsam zu sein, sie wahrzunehmen, um auf sie auch reagieren zu können. Dabei ist grundsätzlich nichts verboten, aber auch bei weitem nicht alles möglich. Es geht um Selbstdisziplin, Reduktion, den Verzicht auf ausgeprägte Idiome und traditionelle Klischees, bzw. die Suche nach einer meta-idiomatischen Ausdrucksform und die Entwicklung eines subtilen, geradezu rhizomatischen Sensoriums für das ganze Orchester. Brandaktuell erscheint zudem die erste LP des Ensembles, free music st johann, 40:32.

Mit Gunter Schneider kann das Ensemble auf einen Motivator und Impulsgeber zurückgreifen, der über einen enormen Erfahrungsschatz verfügt. Nicht nur als emeritierter Dozent für Musik der Gegenwart und Improvisation an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien – in der Öffentlichkeit kennt man Gunter Schneider vor allem als Komponisten und Interpreten Neuer Musik sowie als Mitglied zahlloser Ensembles im weiten Feld der Freien Improvisation. Besonders intensiv gestaltet sich seine Zusammenarbeit mit seiner Frau Barbara Romen – ebenfalls Mitglied im Ensemble free music st johann.

Für den Auftritt am Festival artacts ´20 hat sich das Ensemble mit Markus Köhle einen besonderen Gast eingeladen. Der Tiroler Sprachinstallateur (© Köhle) gilt als dienstältester und renommiertester Poetry Slammer Österreichs.
schneider.klingt.org, romen-schneider.klingt.org, www.autohr.at

Webster/Edwards/Kepl (UK, A)

Colin Webster – reeds
John Edwards – double bass
Irene Kepl – violin

Ein Trio, neu zusammengestellt für dieses Festival: Irene Kepl kann man getrost als großen Freigeist der zeitgenössischen Musik bezeichnen, ihre Arbeiten als Impro-Musikerin – etwa mit Joe McPhee, Carl Ludwig Hübsch oder Ingrid Schmoliner – hinken ihrer kompositorischen Tätigkeit in keiner Weise nach. Zudem betreibt sie im Brennpunkt von Impro und Komposition das höchst faszinierende Streichquartett Violet Spin.

John Edwards spielt Kontrabass, seit den frühen Neunzigern des vergangenen Jahrhunderts gilt er als gefragter Weggefährte all der bunten Hunde der Londoner Jazz-Avantgarde: ein Roger Turner, Lol Coxhill oder Phil Minton wussten immer schon um seine Qualitäten. Joe McPhee und John Edwards spielten im vergangenen Jahr an dieser Stelle ein legendäres Duokonzert, der Grundstein zur bleibenden Reputation ist jedoch nicht erst seit damals gelegt.

Geeicht in der Kreativwerkstatt des Londoner Cafe Oto drückt der junge Saxophonist Colin Webster gerne und emsig seinen Bands seinen markanten Stempel auf. Als stetig unruhiger Geist gilt Webster: immer auf der Lauer, immer die Ohren gespitzt und bereit, die entstehenden musikalischen Linien einfach zu ergänzen oder überraschend zu konterkarieren.  www.irenekepl.at

URUK (F, A, USA)

Isabelle Duthoit – clarinet, voice
Franz Hautzinger – trumpet
Hamid Drake – percussion
Michael Zerang – percussion

Uruk ist spirituelle Musik. Zwei fest in der improvisierten Musik verankerte Duos – Duthoit/Hautzinger und Drake/Zerang – loten aus, was Ritual, was rituelle Musik für die Gegenwart bedeuten kann. Klassische Gegenüberstellungen und scheinbare Gegensätze wie innerhalb-außerhalb, unendlich-sofortig, Schönheit-Grausamkeit werden da in Frage gestellt, jeder der Musiker von Uruk bringt seine tief spirituelle wie auch radikal menschliche Seite zum Ausdruck.

Hamid Drake, Michael Zerang, Isabelle Duthoit und Franz Hautzinger stöhnen und ächzen, seufzen und singen im Dschungel der Seele. Agonie und Trübsal stoßen aufeinander, Trance spinnt sich fort, erfindet sich selbst, wagt sich vor in eine Poesie voll von Klanggeräuschen, Granularmaterial, intensiven Rhythmen, organischen Schreien, Sufisongs, Melodien zwischen Tradition und Zeitgenössischem in all ihren Extremen. „Wenn Drake dann noch Afrikanisches dazu singt, sind die Emotionen kaum mehr zu bremsen. Dass das alles zusammenpasst, es sich immer irgendwie ausgeht, hat etwas Magisches.“ (freistil #74)
www.franzhautzinger.com, michaelzerang.com

Mopcut (USA, F, A)

Audrey Chen – voice
Julien Desprez – e-guitar
Lukas König – drums

Sie wollen ein Gebilde aus Geräuschen und Klängen erschaffen, das die Hörerinnen und Hörer vollständig umschließt und auf die Ohren ebenso intensiv wirkt wie auf das innere Auge. So beschreiben Audrey Chen, Julien Desprez und Lukas König ihr Trio-Projekt Mopcut.

Alle drei haben sie vom Jazz gelernt, aber ihr improvisierendes Spiel ist jeglicher Gattungsbeschränkungen entwachsen. Lukas König nutzt Schlagzeug, Synthesizer und seine Stimme, der Mann, der uns mit Kompost3 oder Koenigleopold schon bestens unterhalten hat, gibt den Höhenflügen rhythmisches Gerüst. Julien Desprez würgt aufs Respektloseste seine elektrische Gitarre, seine Sounds geleiten uns auf nachtschwarze Streifzüge durch verlassene Industrieanlagen. Und Audrey Chen überlagert die Sounds aus ihren Analogsynthesizern mit ekstatisch extemporierendem Gesang. Es setzt gutturales Gegurgel, kehliges Gurren und ein nach Exorzismus klingendes Silbentourette. Außerdem versteht sich die Frau beeindruckend gut auf Blixa Bargeld, wenn der gerade eine stranguliert werdende Katze gibt. Erfrischenderes gibt es derzeit kaum wo zu hören!
www.audreychen.com, www.juliendesprez.com

Sonntag, 8. März, ab 13.30 Uhr

13.30 Uhr, Hauptplatz
•    Soundcabs
14.00 Uhr, Alte Gerberei
•    The Kids Improvisers Workshop Band, cond. by Franz Hautzinger
16.00 Uhr, Galerie der LLA Weitau
•    Franz Hautzinger solo
19.00 Uhr, Alte Gerberei
•    Irene Kepl – Laut Schweigen
•    Evans/Gropper/Kosack/Sand/Steidle
•    Die Husband
•    4 Blokes

Foto: Mopcut© Grillx Vienna

 
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Tel.: +43 (0) 5356 6976
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