Kitzbüheler Anzeiger
19.06.2020
News  
 

Zum Abwarten verdammt

Feuerwehrmann, Astronaut oder Sängerin, Berufswünsche gibt es viele. Je früher die Kinder darauf angesprochen werden desto ausgefallener sind sie. Mit dem Alter werden die Träume jedoch oftmals ad acta gelegt und etwas Einfaches ausgesucht. Nicht so Kathrin Obermoser aus Going, sie hat sich zur Musicalsängerin ausbilden lassen.

Going | Das Musicalfieber steckt in der Familie. Bereits in jungen Jahren gab es zahlreiche Musical-CDs bei der Familie Obermoser. Schon in der Hauptschule hat Kathrin Obermoser an ihren Geburtstagen eigene Musicalshows eingelernt und ihre Freundinnen damit überrascht. Mit 14 hat sie sich jedoch für ein anderes Berufsziel entschieden: Kindergartenpädagogin. „Meine Mama ist Kindergärtnerin und ich wollte unbedingt auch Gitarre spielen lernen“, erinnert sich die 31-jährige Goingerin zurück. Bereits in den Kinderjahren lernte sie Klavier und sang dazu: „Beim Vortragsabend war ich immer die einzige, die neben dem Spielen auch Singen musste. Das hat mir überhaupt nicht gefallen“, schmunzelt Obermoser über ihre Anfänge als Sängerin.

Nach drei Jahren in Wörgl und fünf Jahren in Ellmau als Kindergartenpädagogin entschied sie sich mit 27 Jahren für den Neustart. Der Zufall spielte ihr in die Hände: „In einer Musicalzeitschrift sah ich das Inserat der Musicalschule in München und da es in der Nähe war, bewarb ich mich“. Unterstützung erhielt sie während der dreijährigen Ausbildung von ihren Eltern. Denn die Ausbildungskosten sind hoch, dazu kommen noch die Unterkunftskosten in München. Die Jobsuche gestaltete sich vor zwei Jahren als schwierig, da es hunderte Bewerberinnen auf eine Rolle gibt. „Einmal bin ich nach Berlin zum Casting geflogen und nach der ersten Runde rausgeflogen“, erinnert sich Obermoser und ergänzt, dass man sich überall bewirbt und auf eine Einladung zum Casting wartet. In dieser Branche haben es Frauen deutlich schwerer, da es weniger männliche Bewerber gibt, jedoch viele gute Rollen. Im Herbst 2018 hatte sie dann Glück, denn nicht nur die Stimme und das Tanzen waren entscheidend, sondern die richtige Körpergröße. „Eine Darstellerin ist abgesprungen. Obwohl ich gerade in Macau/China als Tänzerin beim Oktoberfest war, wurde ich für die Rolle engagiert.“

Keine Arbeit in Corona-Zeiten
Kathrin Obermoser lebt jetzt ihren Traum. In Köln arbeitete sie bei zwei Musicalproduktionen für Kinder. Einmal stand sie bei „Conny, das Schulmusical“ als Bruder Jakob und Freund Paul auf der Bühne, aber auch bei Bibi Blocksberg als Oma Grete: „Vom Kind zur Oma in einigen Wochen.“ Mit dem Shutdown wurde ihr Traum zum Albtraum. Anstatt durch Deutschland, Österreich und die Schweiz zu reisen und jedes Wochenende das Publikum zu verzaubern, bekam sie die Kündigung. Alle Produktionen sind gestoppt. Momentan  heißt es abwarten und hoffen, dass bald wieder Castings stattfinden. Frühestens im Herbst nehmen die Produktionen wieder ihre Spielzeit auf. Auch ihr zweites berufliches Standbein als Hochzeitssängerin (Hochzeitssänger-Glücksgefühl) sowie als Bandmitglied (Black Honey) ist momentan nicht gefragt: „Fast alle Hochzeiten sind abgesagt, und unsere Gigs mit der Band ebenso.“

Erster Lichtblick am Ende des Tunnels
Mit 20 Jahren entschied sich Obermoser außerdem für die Ballettausbildung bei der Tiroler Ballettschule in St. Johann. Mittlerweile ist sie als Dozentin zurück an die Schule gekommen und unterrichtet dort Jazz-Dance und Kinderkurse. Die Kurse werden nun wieder aufgenommen und nach Monaten des Stillstands kann Obermoser langsam zurück in die Arbeitswelt starten.
Wie schwierig das Arbeiten im Musicalgeschäft ist, erklärt sich mit der Frage: Wo siehst du dich in 10 Jahren? „Ich weiß es nicht und bin offen. Eine Vorausplanung ist kaum möglich“, schildert Obermoser und ergänzt, dass die Musicalverpflichtungen oftmals nur für ein paar Monate sind. Ziel wäre es, in einer Produktion in Österreich oder Bayern zu spielen und unter der Woche unterrichten zu können. Denn eins ist für die Goingerin sicher, die Wurzeln in der Heimat will sie nicht abbrechen. Verena Mühlbacher

Foto: Kathrin Obermoser hofft, dass sie bald wieder viele Zuhörer mit ihrer Stimme begeistern kann - in der Band, bei Hochzeiten oder im Musical. Foto: privat

 
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