Zeitdokumente, die bewegen
Die Bilder, die Kinder und Erwachsenen während ihres Aufenthalts im Durchgangs-Flüchtlingscamp in Kufstein gezeichnet haben, berühren.
Kitzbühel | Im September 2015 wurde in Kufstein aufgrund der zahlreichen geflüchteten Menschen, die in Österreich strandeten, ein Durchgangs-Camp errichtet. Bis März 2016 betreuten die Helfer des Roten Kreuzes über 60.000 Menschen. Die wenigsten von ihnen blieben in Österreich, der Großteil wollte in andere Länder weiter. Um die Wartezeit auf den Weitertransport besonders für die Kinder zu verkürzen, wurden Stifte und Papier bereitgestellt. „Aber nicht nur die Kinder begannen zu malen, auch Erwachsenen brachten ihre Erlebnisse zu Papier“, erzählt Peter Mader, Vize-Präsident vom Roten Kreuz.
Überfüllte Boote, Krieg und Elend
Die großteils berührenden Zeichnungen von Flucht, Krieg und Elend, aber auch Dankesworte an die Helfer, verblieben meist im Camp. Mithilfe der Künstlerin Anneliese Sojer aus Söll wurde aus den Zeichnungen die Wanderausstellung „Ver - rückte Heimat“ konzipiert, die am Freitagvormittag in der Kitzbüheler Handelsakademie eröffnet wurde. Auf den Bildern, die auf Holzhäuser drapiert sind, sieht man überfüllte Schlauchboote, Fluchteindrücke oder Flugzeuge, die Bomben abwerfen. „Die Zeichnungen erzählen von den Schicksalen der Menschen“, veranschaulicht Mader.
Für HAK-Direktorin Eva Grißmann war es ein großes Anliegen, die Ausstellung in den Räumlichkeiten der Schule präsentieren zu können. „Es führt einem wieder vor Augen, wie gut wir es in Österreich haben. Der Blick auf andere Lebensumstände ist für die Schüler sehr wichtig.“ Auch Bürgermeister Klaus Winkler zeigte sich von den Bildern berührt: „Das sind bewegende Zeitdokumente. Wir dürfen nie vergessen, was diese Menschen mitgemacht haben.“
Ausstellung ist bis 15. März geöffnet
Die Ausstellung „Ver - rückte Heimat“ ist in der Aula der Handelsakademie Kitzbühel bis zum 15. März zu den Schulöffnungszeiten frei zugänglich. Danach übersiedelt die Ausstellung ins Landhaus nach Innsbruck. „Ab 7. Mai wären wieder Termine frei, wer Interesse hat, die Ausstellung zu zeigen, kann sich beim Roten Kreuz melden. Es ist uns wichtig, dass möglichst viele Menschen zu diesen Zeitdokumenten Zugang haben“, so Peter Mader.
J. Monitzer
Bild: Peter Mader (Rotes Kreuz), Direktorin Eva Grißmann, Bgm. Klaus Winkler und Lehrerin Karolin Kofler (v. li.) eröffneten die Ausstellung. Die 3. Klasse der HAK half bei der Organisation. Foto: Monitzer