Wolf streift am Kalkstein umher
Das Land Tirol hat jetzt nach Tierrissen einen weiteren Wolf-Abschussbescheid für den Bezirk Kitzbühel erlassen. Diesmal für den Bereich St. Johann- Kirchdorf.
St. Johann, Kirchdorf | Eine tote Kalbin sowie vier weitere verletzte Jungrinder – für den St.Johanner Landwirt und Bezirksstellenleiter der Landwirtschaftskammer, Jakob Bergmann, hat der Almsommer alles andere als gut angefangen. Wie die zuständige Amtstierärztin nach ihrer Begutachtung der betroffenen Tiere erklärte, liege der Verdacht nahe, dass es ein Wolf war, der dieser Tage auf der „Aiglsaualm“ im Gemeindegebiet von Kirchdorf sein Unwesen getrieben hat. Das Tier dürfte schon länger in der Region umher streifen, denn schon vor einigen Wochen gab es verdächtige Vorfälle im Bereich St. Johann und Kirchdorf.
„Die Kälber wurden seit dem Wolfsvorkommen schon längere Zeit in der Nacht im Stall gehalten. Seit dem Vorfall wurden auch die Kalbinnen hüttennahe gehalten, das kann jedoch kein Dauerzustand werden, schließlich müssen auch die höher gelegenen Weideflächen abgegrast werden, um Lawinenabgänge zu verhindern“, betont Bergmann. Auffälliges habe er nach der Attacke nicht mehr bemerkt. Seine Tiere habe er weiter auf der Alm. „Ich kann sie ja nicht den ganzen Sommer im Stall lassen, sondern will sie auf der Weide halten, wie ja auch von der breiten Gesellschaft gewünscht“, stellt er klar. Zwei der verletzten Tiere – unter anderem mussten ihre Wunden genäht werden – seien noch im Stall des Heimbetriebs.
Abschussbescheid gilt für acht Wochen
Aufgrund der Attacke auf der „Aiglsaualm“ hat das Land Tirol in der Vorwoche einen weiteren Abschussbescheid erlassen. Dieser gilt für die Dauer von acht Wochen in einem Umkreis von zehn Kilometern ausgehend vom Ort des Ereignisses. Die zuständige Jägerschaft wurde umgehend informiert und ist derzeit vermehrt am Kalkstein unterwegs. „Wir sind nicht blauäugig“, betont Bergmann, „wir sind uns natürlich bewusst, wie schwer die Bejagung ist.“
Im Bezirk wurde im heurigen Jahr insgesamt acht Mal ein Wolf nachgewiesen. Im Gemeindegebiet von Kirchdorf kam es zuletzt Ende Jänner zu einem Wildtierriss. Die tote junge Hirschkuh war bereits Ende Jänner gefunden worden. Mitte Februar war dann das Gemeindegebiet von Fieberbrunn Schauplatz eines Risses. Das Tier hatte sich in der Nähe der Bergbahn Fieberbrunn herumgetrieben und hatte eine Hirschkuh bis in ein Wohngebiet gehetzt, wo es fünf Meter vor einem Haus zu liegen kam. Ende April wurde im Gemeindegebiet von Westendorf ein Wolf mittels Losung nachgewiesen. Im Gemeindegebiet von Hopfgarten wurde in diesem Jahr bisher fünf Mal ein Wolf nachgewiesen, davon drei Mal mittels Wildkamera und zwei Mal mittels Losung. Sieben tote Schafe wurden Ende Juni auf einer Alm im Langen Grund in der Kelchsau aufgefunden. Nach der Begutachtung durch den Amtstierarzt stand der „Verdacht auf die Beteiligung eines Wolfes“ fest, wie das Land mitteilte. Es wurde umgehend eine Abschussverordnung in der Kelchsau erlassen.
Zuletzt wurde im Mai in Osttirol ein Raubtier erschossen. Es handelte sich um den fünften getöteten Wolf nach entsprechenden Abschussverordnungen in Tirol. Im Vorjahr wurden übrigens für den Bezirk insgesamt fünf Abschussbescheide erlassen – es wurde jedoch kein Tier erlegt.
„Wir haben derzeit wöchentlich Risse“, zeigt sich Bezirksbauernobmann Georg Wurzenrainer besorgt, „wir hoffen hier natürlich auf die Jägerschaft.“ Angesichts des vermehrten Wolfaufkommens, hoffen die Bauern, dass die ganzjährige Bejagbarkeit umgesetzt wird. Wichtig sei dies, damit die Bauern weiterhin normal wirtschaften können. Margret Klausner, Symbolfoto: Adobe Stock