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Kitzbüheler Anzeiger
01.08.2020
News  
 

Wolf im Schussfeld der Politik

Erneut gab es zehn Schafsrisse auf der Naringalm in Kössen. Weiters wurden vier Tiere verletzt und fünf sind noch vermisst. Ein Zusammenhang mit dem Wolf, der auf einer Kamera zu sehen ist, wird vermutet. Der betroffene Bauer ist mit seiner verbliebenen Herde wieder im Tal. Der Wolf, ein Fall für die Politik.

Kössen | Die Politik in Tirol hat nach den vermehrten Schafsrissen im Oberland und nun auch im Bezirk reagiert. Neben Diskussionen um den Umgang mit dem Wolf ist nun ein Verein gegen die Wiederansiedelung des Wolfes (Verein zum Schutz und Erhalt der Land- und Almwirtschaft) gegründet worden. Mit dabei sind Vertreter von Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer, Gemeindeverband, Forum Land und an vorderster Front die Landwirtschaftskammer. Erreichen will man mit der Diskussion, dass der EU-weite hohe Schutzstatus des Wolfes diskutiert und eine Entnahme von Problemwölfen möglich ist.
Der WWF fordert hingegen  in einem Fünf-Punkte-Plan den Herdenschutz zu verbessern. Angedacht ist eine Behirtung, Zäune aufstellen und Hirtenhunde auszubilden. Laut Naturschutzorganisation gilt es auch die Verhältnismäßigkeit zu wahren: „Jedes gerissene Tier ist ein schmerzhafter Verlust. Dass in Österreich aber jährlich tausende Schafe aufgrund von Krankheiten, Unwetter oder Steinschlag verenden, stellt eine weit größere Belastung dar als die insgesamt 103 Risse durch Wölfe im Vorjahr“, sagt Experte Christian Pichler. Zum Vergleich: 402.000 Schafe werden österreichweit gehalten, davon rund 115.000 auf Almen.

Unruhe im betroffenen Gebiet
Der Bezirk Kitzbühel ist kein klassischer Platz für Schaf- und Ziegenherden. Rund 3.500 Schafe und 1.350 Ziegen gibt es, im Vergleich dazu liegt die Zahl der Rinder bei 32.000. Jedoch macht sich in den vergangenen Wochen eins bemerkbar: eine  vermehrte Unruhe im betroffenen Wald. „Die Absturzquote von Rindern ist in diesem Bereich hoch“, schildert Johann Bachler, Bezirksstellenleiter der Landwirtschaftskammer. Ob dies mit dem Wolf zusammenhängt, dass lässt sich nicht gesichert feststellen.

Wogen im Bezirk gehen hoch
Für VP-Bezirksobmann Peter Seiwald ist die Situation klar: „Das Maß ist voll. Dieses Tier geht gezielt auf Nutztiere los. Seine Gefährlichkeit ist nicht mehr von der Hand zu weisen“. Hart ins Gericht geht Seiwald auch mit der einseitigen Sichtweise von Naturschutzorganisationen. „Nach Wolfsattacken gehen Schafe oftmals erst nach einem stundenlangen Todeskampf zu Grunde. Die Tiere sind meist wildest zugerichtet und erleiden unglaubliche Schmerzen. Man hat den Eindruck, dass dieses Tierleid für die Naturschützer keine Rolle spielt und hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Während der Wolf alles gilt, scheinen Schafe für die NGOs Lebewesen zweiter Klasse zu sein“, übt Seiwald scharfe Kritik.

Lokalaugenschein vor Ort
Die Naringalm liegt im Wandergebiet. Beim Tourismusverband ist die Situation noch ruhig „Von Gästen sind wir auf den Wolf noch nicht angesprochen worden“, erklärt TVB-Obmann Gerd Erharter.
Zum Lokalaugenschein auf die Naringalm trafen sich am Mittwoch (nach Redaktionsschluss) der betroffene Bauer Leo Mühlberger sowie Vertreter der Bezirkslandwirtschaftskammer.Verena Mühlbacher

Außerdem - Wissenswertes über den Wolf
Der Wolf jagt in Mitteleuropa bevorzugt Tiere wie Rehe, Wildschweine und Hirsche. Zwar sind Wölfe in der Lage ausgewachsene Tiere zu töten, jedoch haben Feldstudien gezeigt, dass mehr as 60 Prozent ihrer Beute junge, alte und schwache Tiere sind. Kleinsäuger runden den Speiseplan ab. Wölfe erbeuten aber auch Haustiere, besonders Schafe und Ziegen, wenn diese ungeschützt sind. Tötungen mehrerer Tiere sind zu beobachten, wenn Beutetiere nicht flüchten. Diese Strategie verfolgen zum Beispiel Schafe, die bei Gefahr eine dichte Gruppe bilden, um an Ort und Stelle zu bleiben. Gewohnt an flüchtende Wildtiere und Nahrungsknappheit in der Natur, töten Wölfe dann mehr Schafe, als sie auf einmal fressen können. Der mittlere Nahrungsbedarf eines Wolfes beträgt etwa drei bis vier Kilogramm Fleisch am Tag, das entspricht etwa 25 Hirschen pro Jahr. Quelle: WWF

Foto: Die Naringalm in Kössen gehört zwei Almbesitzern. Nachdem ein Wolf dort erneut Schafe gerissen hat, ist die Herde nun wieder im Tal. Nach Lösungen wird gesucht. Foto: ZOOM.TIROL

 
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