Kitzbüheler Anzeiger
18.05.2019
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Wo aus Dreck Strom ensteht

Im Oktober 1989 wurde die Kläranlage in Erpfendorf in Betrieb genommen. Der 30.-Geburtstag wird im Juni groß gefeiert.  

Kirchdorf, Erpfendorf | „In einer Kläranlage stinkt es“ - dieser landläufigen Meinung tritt Johann Seiwald vehement entgegen. Der Geschäftsführer des Abwasserverbandes Groß­ache-Nord bzw. der Kläranlage Erpfendorf tritt bei einem Rundgang auch den Beweis an. Obwohl die Abwässer – also auch jene der Toiletten und weiteren Abwasserkanälen aus drei Gemeinden, nämlich Oberndorf, Kirchdorf und St. Johann, im Werk, das zwischen Erpfendorf und Kössen liegt, geklärt werden, ist da kein Geruch in der Luft.

Doch das Klären der Abwässer ist nur eine von mehreren Aufgaben, die Seiwald und seine sechs Mitarbeiter tagtäglich stemmen. Im Oktober 1989 ging das Klärwerk in Betrieb,  seitdem wurde mehrmals um- und hinzugebaut. Am 14. und 15. Juni wird daher mit einem großen „Wassererlebnistag“ Geburtstag gefeiert. Und da will Seiwald auch zeigen, was in der Anlage neben der Großache so alles passiert.

„Der Mensch verbraucht pro Tag zwischen 150 und 200 Liter Wasser. Allein im Vorjahr haben wir 2,3 Millionen Kubikmeter Abwasser durchlaufen lassen“, klärt Seiwald auf. Das sind rund  620.000 Liter Abwässer – umgerechnet 44.000 volle Badewannen – täglich.

Am „Fettabscheider“ scheiden sich die Geister

Die Abwässer von insgesamt 263 Betrieben laufen ebenfalls  durch, darunter sind u.a. sechs Großunternehmen sowie 96 gastronomische Betriebe. Vor allem diese haben Seiwald so manche schlaflose Nacht beschert. Die Einführung der Ölabscheider, die den Betrieben natürlich auch Geld gekostet haben, sorgten anfänglich für harsche Kritik. Lief das Fett in früheren Zeiten ungefiltert durch den Kanal, muss dieses heute extra entsorgt werden. Aus dem entsorgten Fett und den Bioabfällen wird übrigens in einer eigenen Anlage Biogas hergestellt und in das öffentliche Stromnetz eingeleitet. „Wir speisen inzwischen mehr Strom in das öffentliche Netz ein, als die gesamte Anlage verbraucht“, ist Seiwald stolz.

Doch es gibt trotz allen Erfolgen für die Umwelt auch Wermuts­tropfen, wie Seiwald einräumt. Allein in der Rechenanlage werden jährlich 56,6 Tonnen an verschiedensten Dingen aufgefangen, die Entsorgungs- und Reparaturkosten gehen hier in die Hunderttausende Euro. Es seien vor allem Hygieneartikel und Feuchttücher, die große Probleme verursachen. Auch Biomüll wie Essensreste und Fette, richtet massive Schäden in der Kanalisierung an.

Seiwald hat sich daher auch intensiv der Aufklärungsarbeit verschrieben. So sollen Kampagnen wie „Denk KLObal, schütz den Kanal“ helfen, hier die Bevölkerung zu sensibilisieren. Dank der Aktion „Klasse!Forschung“ sind auch regelmäßig Schulklassen in der Kläranlage zu Gast.

Im Rahmen des „Wassererlebnistages“ am Samstag, 15. Juni, von neun bis 16 Uhr stehen u.a. Vorführungen ebenso auf dem Programm, wie Betriebsführungen oder eine Toi­letten-Formel-1. Für das leibliche Wohl ist gesorgt. Margret Klausner

Bild: Geschäfsführer Johann Seiwald vor den Klärbecken. Ihm ist das Informieren der Bevölkerung wichtig. Foto: Klausner

 
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