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Kitzbüheler Anzeiger
04.08.2020
News  
 

Wirbel um die letzte Ruhe

In der jüngsten Sitzung wurde der Gemeinderat über den Vertragsrücktritt des örtlichen Bestatters für die Grabungsarbeiten informiert. Für Aufsehen sorgt nun ein Brief.

St. Johann | Ein eingeschriebener Brief flatterte den St. Johanner Gemeinderäten nach der Sitzung Anfang Juli ins Haus. Der örtliche Bestatter setzt sich darin zur Wehr. Er schildert, dass seine Kündigung über die Grabungsarbeiten am Friedhof für die Gemeinde nicht so überraschend kam, wie in der Sitzung dargestellt.

Kündigung/Information erfolgte im Dezember
„Ich habe im Dezember die Kündigung bei Amtsleiter Hofer im Beisein von zwei weiteren Gemeindearbeitern abgegeben“, erklärt er. Zudem habe er sich noch um ein Nachfolger-Unternehmen für die Grabungsarbeiten bemüht. „Obwohl das nicht meine Aufgabe ist“, schreibt er weiter.

Zwei Darstellungen über die Vertragskündigung
Dass der Sachverhalt unterschiedlich wahrgenommen wird, sagt Amtsleiter Ernst Hofer: „Ich habe mit dem Bestatter in dieser Angelegenheit im Detail zum ersten Mal am 6. März gesprochen. Die Teilkündigung des Werkvertrages vom Dezember war nicht gültig, da dieser Vertrag nur zur Gänze gekündigt werden kann“. Und dann kam Corona. Man hätte vereinbart, eine Lösung zu finden – deshalb sei für ihn die Kündigung überraschend gekommen, sagt Hofer.

„Fakt ist, wir brauchten jemand neues“
Bürgermeister Hubert Almberger (VP), der bei dem Gespräch am 6. März dabei war will die Wogen glätten: „Ich schätze sowohl den Amtsleiter als auch den Bestatter sehr. Fakt ist, wir haben jemanden Neues für die Erdarbeiten gebraucht. Außerdem finde ich es nicht gut, dass solche Dinge über die Medien ausgetragen werden.“

Opposition zeigt sich enttäuscht und verärgert
So locker sehen es die Gemeinderäte der Opposition nicht. „Sollten die Angaben des Bestatters stimmen, wäre ich von Amtsleiter Hofer sehr enttäuscht. Er hätte dann den ganzen Gemeinderat angelogen“, sagt GR Robert Wurzenrainer (FPÖ) und bekritelt auch den Umgang mit einem alteingessesenen heimischen Betrieb, wie dem Bestatter.
Etwas schärfer formuliert es GV Heribert Mariacher (parteifrei): „Der Amtsleiter und der Bürgermeister haben bewusst falsch informiert. Da fragt man sich schon, was sonst noch alles verheimlicht oder falsch dargestellt wird. Zudem sollte ein Amtsleiter unparteiisch sein“ Die Vertrauensbasis im Gemeinderat ist für Mariacher stark beschädigt.

„Diskussion wäre eine andere gewesen“
Für den Grünen GR Andreas Schramböck wäre die Entscheidungsfindung über den Abschluss eines neuen Vertrages mit einem anderen Unternehmen anders verlaufen: „Wenn schon ein halbes Jahr früher bekannt war, dass der Bestatter die Grabungsarbeiten nicht mehr macht, dann wäre die Diskussion im Gemeinderat eine andere gewesen.“ Er befürchtet nun, auch anderweitig nur „halbe Informationen“ zu bekommen. So auch GV Christl Bernhofer (SP): „Dass gewisse Dinge verheimlicht werden, war nicht das erste Mal.“

Bestattung soll erneut zum Thema werden
Die Opposition will das Thema Erdbestattung in der nächsten Gemeinderatssitzung noch einmal ansprechen, denn der Bestatter führte auch weitere Mängel an den Friedhöfen auf.  Bürgermeister Almberger will sich an den mit der neuen Firma abgeschlossenen Vertrag halten, aber noch einmal nachverhandeln bzw. neu ausschreiben.
Es könnte noch dauern, bis am St. Johanner Friedhof wieder Ruhe einkehrt. Johanna Monitzer

Foto: Bestattungen sind ein sensibles Thema – sensibel reagierten die Gemeinderäte auf den Brief des Bestatters. Foto: Gemeinde

 
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