Kitzbüheler Anzeiger
29.03.2020
News  
 

Wie soll man mit so einer Krise umgehen?

Die eingeschränkte Bewegungsfreiheit sowie die Sorge um Eltern und Großeltern machen vielen Menschen zu schaffen. Wie geht man mit der Corona-Krise um? Noelle Hablützel und Miriam Plaickner vom Psychosozialen Pflegedienst Tirol haben gemeinsam die Fragen des Kitzbüheler Anzeigers beantwortet.

Wie geht man mit der Angst vor dem Virus und dem Gefühl der Machtlosigkeit um?
In dieser schwierigen Zeit ist es sehr wichtig, das Gefühl der Kontrolle zu haben. Kontrolle erhält man vor allem durch richtige Informationen vor allem bzgl. der Maßnahmen der Bundesregierung und der aktuellen Situation rund um die Corona-Krise, sowie der Gestaltung seines persönlichen Bereiches in Isolation.
Es ist wichtig, dass man sich bei vertrauensvollen Quellen informiert und dies auch zeitlich begrenzt und dass man versucht, seinen Alltag zu planen wie z. B. zu gewohnten Zeiten aufzustehen, zu Essen, zu Schlafen und bewusst zwischen Arbeits- oder Lernzeiten sowie Freizeit zu unterscheiden. Vielleicht gibt es da etwas, was man schon längst tun wollte wie z.B. den Keller zu entrümpeln, zu malen oder ein Buch zu lesen.

Wer die Möglichkeit hat, könnte seine Hilfe z. B. in Form eines freiwilligen Zivildienstes anbieten oder für Ältere Menschen einkaufen gehen. Anderen zu helfen ist gerade in dieser Zeit wichtig und hilft, dem Gefühl der Machtlosigkeit entgegen zu wirken und stärkt das Gemeinschaftsgefühl.
In Momenten, wo man denkt, man hält es alleine zu Hause nicht mehr aus, sollte man sich immer wieder vor Augen halten, wofür diese Maßnahmen sind – zum Schutz der Anderen und sich selbst und dass sie zeitlich begrenzt sind.

Für alleinstehende Menschen ist die Isolation besonders schwierig, was kann man gegen die Einsamkeit tun?
Ob jung oder alt raten wir, dass man regelmäßig mit seinen Freunden oder der Familie telefoniert oder auch andere Medien nutzt. Es ist wichtig, dass man merkt: ich bin nicht alleine.
Mittlerweile gibt es im Internet diverse Angebote wie z. B. online Fitness Training und heilige Messen werden online oder im Radio übertragen.

Andersherum können, wenn man 24 Stunden am Tag beisammen ist, in Partnerschaften und Familien Konflikte auftreten, was raten Sie hier?
Es ist wichtig, dass sich jeder Freiraum schafft, um das zu tun was er möchte und dies auch bewusst geplant wird. Andersrum ist es aber auch wichtig, dass man aktiv Zeit zusammen verbringt und auch über seine Gefühle wie Angst, Unsicherheit oder Wut spricht.
Mit sich und anderen großzügig sein ist gerade jetzt wichtig. Und auch wenn die Situation einen manchmal verzweifeln lässt, sollte man nicht vergessen auch Spaß zu haben!

Wie erkläre ich meinen Kindern diese Ausnahmesituation?
Es ist wichtig, dass man die Wahrheit sagt, auch Kinder brauchen Informationen, aber kindgerecht.
Dabei sollte man beachten, dass man ihnen die Informationen gibt, die sie konkret betreffen z. B. warum darf ich nicht mit den Nachbarskindern spielen, die Oma besuchen oder mich anderen Menschen nähern.
Es gibt im Internet gute Videos, welche Kinder über das Corona-Virus aufklären.

Und wenn man dringend jemanden zum Reden braucht, an wen kam man sich im Bezirk wenden?
Der Psychosoziale Pflegedienst St. Johann ist in der Zeit von Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr telefonisch (05352/67642) erreichbar und steht gerne beratend zur Seite, sei es bezüglich der Krise durch das Corona-Virus oder bei psychischen Problemen.
Seit letzter Woche gibt es die Corona Sorgen Hotline (0800 400 120) für Menschen mit Ängsten, Sorgen oder anderen Anliegen, welche von 8 bis 20 Uhr besetzt ist.
Für Menschen mit psychischen und neurologischen Erkrankungen ab 65 Jahren, ist der Verein Vaget in St. Johann die richtige Anlaufstelle (Tel.0676/8982902533).
Bei seelischer und/oder körperlicher Gewalt steht einem die Frauen Beratung in St. Johann zur Verfügung (Tel. 05352/62222), sowie das Gewaltschutzzentrum Tirol.
Es ist wichtig, nicht nur in dieser schwierigen Zeit, dass man sich nicht davor scheut, Hilfe von Außen in Anspruch zu nehmen – oft fällt es einem leichter, mit jemand Außenstehendem zu reden.  Johanna Monitzer

Noelle Hablützel ist Bereichsleiterin des Psychosozialen Pflegedienstes in St. Johann.

 
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